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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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lächelst auf ganz ähnliche Weise.«
    Max bereut sofort, es ausgesprochen zu haben. Um die Verstimmung über seine Plumpheit zu überspielen, gibt er vor, eingehend die Lage der Kugeln zu studieren.
    »Genau das meine ich«, erwidert Keller sachlich. »Mir ist, als hätte ich dieses Lächeln schon einmal irgendwo gesehen.«
    Er schweigt einen Moment, als dächte er ernsthaft über das nach, was er gerade gesagt hat.
    »Oder vielleicht«, fährt er dann fort, »ist es auch der Blick, mit dem meine Mutter Sie manchmal ansieht.«
    Um sich seine Verstörung nicht anmerken zu lassen, beugt sich Max über den Tisch und versucht eine Karambolage über drei Banden, die fehlschlägt.
    »Voller Melancholie?«, Keller reibt den Kreidewürfel über die Pomeranze seines Queues. »Mit schalkhafter Traurigkeit? Kann man das so sagen?«
    »Mag sein. Ich weiß es nicht.«
    »Ich kann diesen Blick an meiner Mutter nicht leiden. Was sollten Schalkhaftigkeit und Traurigkeit miteinander zu tun haben?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    »Ich wüsste gern, was damals zwischen Ihnen und meiner Mutter passiert ist. Aber dafür ist das hier weder der richtige Ort noch der richtige Moment.«
    »Frag sie.«
    »Habe ich schon .... ›Ach, der Max‹, sagt sie dann nur. Wenn sie ihre Rochade macht, ist sie wie eine Uhr im Gefrierschrank.«
    Unwirsch, als wäre ihm die Lust am Spielen auf einmal vergangen, legt Keller die Kreide auf den Tischrand, geht hinüber zum Ständer und stellt den Queue an seinen Platz.
    »Vorhin haben wir vom Voraussehen möglicher Karambolagen oder Schachzüge gesprochen«, sagt er nach längerem Schweigen. »So geht es mir auch mit Ihnen, seit Sie hier aufgekreuzt sind: Etwas an Ihrem Spiel weckt meinen Argwohn. Und ich bin schon zu vielen Bedrohungen ausgesetzt ... Am liebsten würde ich Sie bitten, aus dem Leben meiner Mutter zu verschwinden, aber das hieße, meine Befugnisse zu überschreiten. Es steht mir nicht zu. Also werde ich Sie lediglich auffordern, sich aus meinem herauszuhalten.«
    Max, der ebenfalls seinen Queue zurückgestellt hat, macht eine Geste höflicher Abwehr.
    »Ich hatte bestimmt nie die Absicht ...«
    »Das glaube ich Ihnen. Aber trotzdem ... Halten Sie sich bitte fern von mir.« Keller deutet auf den Billardtisch, als wäre er der Schauplatz seines Duells mit Sokolow. »Wenigstens, bis das hier vorbei ist.«
    Im Osten, jenseits des Leuchtturms am Hafen von Nizza und des Mont Boron, sammelten sich langsam die vereinzelten Wolken über dem Meer. Fito Mostaza beugte sich vor, zündete seine Pfeife an, stieß einige Rauchschwaden aus, warf einen Blick in den diesigen Himmel und zwinkerte Max durch die Gläser seiner Schildpattbrille zu.
    »Das Wetter schlägt um«, sagte er.
    Sie standen unter der Statue des Königs Karl Felix oberhalb des Hafens. Mostaza hatte Max in ein kleines Café bestellt, das der jedoch geschlossen vorfand. Er hatte dann auf der Straße gewartet und die an der Hafenmole festgemachten Boote, die hohen Gebäude dahinter und die große Werbetafel der Galeries Lafayette betrachtet. Nach einer Viertelstunde kam Mostaza ihm entgegen: seine zierliche, agile Gestalt, die gemächlich den Quai de Rauba-Capeù entlangschlenderte, den Hut lässig zurückgeschoben, die Jacke offen über dem Hemd mit Fliege, die Hände in den Hosentaschen. Beim Anblick des geschlossenen Cafés hatte er in stiller Resignation die Schultern gehoben, seinen Wachstuchbeutel herausgeholt und die Pfeife gestopft, sich neben Max gestellt und den Blick einmal ringsum schweifen lassen, als wollte er herausfinden, was Max während des Wartens gesehen hatte.
    »Die Italiener werden ungeduldig«, sagte Max.
    »Haben Sie sich noch einmal getroffen?«
    Er war überzeugt davon, dass Mostaza die Antwort auf diese Frage bereits kannte.
    »Gestern haben wir ein Weilchen geplaudert.«
    »Ja«, nickte der andere zwischen zwei Zügen an seiner Pfeife. »Ich habe so etwas läuten hören.«
    Nachdenklich betrachtete er die Boote, die Bündel, Fässer und Kisten, die bei den Eisenbahngeleisen entlang der Kaimauer aufgestapelt waren. Nach einer Weile drehte er sich halb zu Max um, ohne ihn anzusehen.
    »Haben Sie sich schon entschieden?«
    »Erst mal habe ich den Italienern von Ihnen erzählt. Von Ihrem Angebot.«
    »Begreiflich.« Um das Mundstück seiner Pfeife herum erschien ein gönnerhaftes Schmunzeln. »Sie strecken sich nach jeder Decke. Das verstehe ich.«
    »Freut mich, auf so viel Verständnis zu stoßen.«
    »Wir sind

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