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Drift

Drift

Titel: Drift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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eine zielt in Richtung Marina, der andere auf die Position, wo man noch vor einer Minute gelegen hat. Die zwanzig Mann am Fuße des Hügels beginnen aufwärts zu stürmen und man hört Schüsse von unten, aber sie können einen nicht lokalisieren, Bäume versperren ihnen den Blick. Man richtet das Gewehr auf den unteren der zwei übrigen Hundeführer und schießt ihm in den Hinterkopf. Der obere richtet sein Feuer auf einen und man schießt auf ihn, verfehlt ihn zwar, aber gibt Marina so die Möglichkeit, unbemerkt ihre Position zu wechseln.
    Im Fadenkreuz sieht man, wie der letzte Hundeführer panisch nach allen Seien sieht und sich, als er merkt, dass er allein ist, hinwirft und möglichst flach auf die Erde drückt, um auf die Verstärkung zu warten. Es nützt ihm wenig: Im Zielfernrohr ist er nur eine Armeslänge von einem entfernt und man trifft problemlos. Man robbt zurück, schleicht sich von Baum zu Baum, etwa fünf Meter |161| weiter nach unten und sieht, wie sich die Männer der unteren Gruppe abwechselnd hinwerfen, aufstehen, ein paar Meter weiterrennen und sich wieder zu Boden werfen. Keine Schüsse aus Marinas oder Joskos und Markos Richtung. Man überlegt, wieder den Kopf gegen die Erde gedrückt, um sich besser konzentrieren zu können: Wenn Marina oder Josko und Marko jetzt zu schießen beginnen, werden sich die Männer auf dem Hügel in zwei Gruppen aufteilen und aus allen Läufen feuern; die Chancen für die drei Kameraden, vor allem für Marina, stehen dann schlecht. Man entscheidet sich, Markos Befehl zu missachten, und rennt durch den Wald aufwärts; der Entschluss, eine dritte Zielscheibe abzugeben, denkt man, wird den dreien einen Vorteil verschaffen. Und sich hinter den Leichen der mittleren zwei Hundeführer zu verstecken, scheint einem nicht die schlechteste Idee zu sein.
    Man ist auf der richtigen Höhe, legt sich hin und robbt los. Die Stelle, an der die Hunde und ihre Herrchen liegen, befindet sich mitten auf dem Hügel und bis dorthin hat man keinerlei Deckung. Aber die Männer sind noch zu weit weg, um einen entdecken zu können, denkt man, als schon die ersten Salven die Erde in kaum zwei Metern Entfernung umpflügen. Kugeln, zunächst nur aus einer Kalaschnikow abgefeuert, prasseln jetzt aus zehn Sturmgewehren um einen herum und bedecken einen förmlich mit Erde und Gras. Man will schon aufstehen und sich mit einem kurzen Sprint hinter den Leichen in Sicherheit bringen, als Schüsse und Salven von links und rechts aus den Waldrändern auf die Gruppe niedergehen; Marina, Josko und Marko feuern, was das Zeug hält, und man nutzt die kurze Atempause, steht auf und rennt zu den Leichen, packt die obere und rollt sie auf die untere, wirft sich dahinter, stützt das Gewehr auf die Hüfte des einen Toten und feuert. Ein Mal, zwei Mal, zehn und zwölf Mal. Bis auf drei Kugeln treffen alle ihr Ziel und nach ein paar Minuten Feuergefecht stürzen die überlebenden Feinde, drei an der Zahl, den Hügel hinunter, im Zickzack und in der Hoffnung, so nicht getroffen zu werden. Aber einen erwischt |162| man selbst, den anderen trifft Marina, und Josko kommt, leicht- oder irrsinnig, aus dem Waldrand gerannt und geht kniend in Stellung. Man hört deutlich, wie Marko ihn zum Teufel wünscht und ihn einen Idioten nennt, und man sucht im Fadenkreuz nach dem letzten, der vom Hügel runter zum Bauernhaus rennt, und gerade als man ihn erschießen will, hört man den Schuss aus Joskos Gewehr und der Mann geht zu Boden. Man schaut wieder auf und Josko rennt quer über den Hügel, auf Marina zu; Marko wird schon zu einem unterwegs sein, vermutet man, also steht man auf und rennt auf den Waldrand zu. In diesem Moment hört man das schwere Wummern eines Schützenpanzers und dann das Stakkato des schweren Maschinengewehrs; man erreicht den Wald im letzten Augenblick und wirft sich zu Boden. Während Äste und dünnere Bäume halbiert werden und einen unter sich begraben, versucht man, dem sicheren Grab zu entkommen, und zieht, stößt, windet sich unter dem Gewicht der Äste und den pfeifenden Projektilen weiter in den Wald hinein. »Geh nach rechts, auf sie zu, sie denken, du willst rauf!«, hört man Markos Stimme irgendwo weiter vorne aus der Dunkelheit des Waldes rufen, und man dreht sich auf den Rücken, stößt mit dem linken einen dicken Ast vom rechten Bein und befreit sich, aber der Schütze am Maschinengewehr hat sich offensichtlich vorgenommen, den ganzen Waldabschnitt dem Boden gleichzumachen und er

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