Drimaxid 01 - Die Zelle
war. Sie hatten sich an die vollkommene Dunkelheit gewöhnt und wenn er sie jetzt dem grellen Schein einer Lampe oder etwas Derartigem aussetzen würde, könnte ihm die Helligkeit einen bleibenden Schaden zufügen.
Da draußen brannte aber keine Lampe und es gab erst recht keinen grellen Schein. Nur das fahle, schummrige Licht, das von einigen Leuchtstoffröhren ausging. Adams Blick glitt über die Decke. Sie sah aus wie ein bleierner Friedhof mit lauter offenen Gräbern, in denen Leuchtstoffröhren wie bleiche, tote Körper lagen. Die meisten waren erloschen oder zerbrochen. Der Boden war voller messerscharfer Splitter.
Entgegen seiner ersten Erwartung war Adam nicht nackt, sondern trug ein orangefarbiges Leibchen. Das Kleidungsstück machte einen ziemlich mitgenommenen Eindruck, wodurch er automatisch vermutete, dass es dasselbe orangefarbige Leibchen war, das er auch in der Zelle getragen hatte.
»Sieh dich in Ruhe um«, forderte ihn der Fremde auf, den Adam noch nicht entdeckt hatte. »Doch vergiss nicht, dass ich auch noch da bin. Die Umgebung prüfen ist wichtig. Aber was nützt es dir, wenn du deine Umgebung kennst und dein Feind sich auf dich stürzt, dir die Kehle durchschneidet und dein Blut schlürft wie ein Vampir?«
Wahre Worte , musste Adam dem Neuankömmling Recht geben. Die Worte eines Kriegers. Eines Jägers.
»Wo bist du?«, wollte Adam wissen.
Obwohl das Licht nicht besonders hell war, blendete ihn der Schein trotzdem. Er blinzelte und Tränen kullerten aus seinen Augenwinkeln. Adams Sicht verschwamm. Es schien so, als würde er durch einen Wasserfall hindurchschauen.
»Folge dem Klang meiner Stimme. So schwer kann das nicht sein. Ich bin hier!«, rief ihm der Fremde zu.
Adam konzentrierte sich und unternahm einen Versuch, die Quelle der Worte zu lokalisieren. Aber das war gar nicht so einfach. Die Stimme kam von überallher. Von allen Seiten zugleich.
»Die Akustik in der Zelle hat dir wohl ganz schön zugesetzt. Lass es langsam angehen. Wir haben Zeit«, beruhigte ihn der Fremde.
Irgendetwas in der Stimme des Mannes (Adams Hörsinn war gerade noch scharf genug um wenigstens das Geschlecht des Fremden eindeutig zu bestimmen) beunruhigte ihn. Möglicherweise machte ihn das Wissen, dass er nicht klar sehen konnte, auch nur übervorsichtig.
»Ich komme zu dir herüber«, verkündete der Fremde.
»Nein!«, sagte Adam. »Bleib bitte wo du bist.«
Er konnte nicht sagen warum, aber er wollte den Unbekannten nicht in seiner Nähe haben. Obwohl er ihn nicht sehen konnte, spürte er dennoch die Aura, die diesen umgab. Sie glich dem verfluchten Hauch des Todes.
»Okay, okay«, beruhigte ihn sein Gegenüber.
Adam versuchte herauszufinden, ob der Fremde noch immer so weit entfernt war, oder ob er sich ihm heimlich genähert hatte.
»Wie ist dein Name?«, erkundigte sich Adam.
Er wollte eine Verbindung aufbauen. Durfte er so etwas überhaupt? Es könnte gefährlich sein den Namen des Fremden zu kennen. Namen haben etwas Magisches. Namen spiegeln das Innerste wieder. Was wären Menschen ohne Namen? – Monotone, schwarze Aktenordner im langen, staubigen Regal des Lebens.
»Hey, ich habe dich was gefragt!«, beschwerte er sich, als der Fremde nicht antwortete.
Wenn er eines hasste, dann war es, wenn jemand nicht antwortete. Adam hatte eine ganz einfache Frage gestellt, er hatte sie präzise formuliert, sodass es keinen ersichtlichen Grund gab, der erklärte, warum der Fremde nicht antwortete.
»Bist du plötzlich stumm?«
Adam rappelte sich auf. Die Sicht vor seinen Augen war noch immer verschwommen, aber das war ihm egal. Er verfügte über andere Sinne. Er hörte Stoff rascheln und spürte eine warme Matratze unter seinen Fingerkuppen. Nicht glühend heiß wie der Boden in dem stählernen Würfel, sondern warm . Adam hatte auf der Matratze gelegen und sie hatte seine Körpertemperatur angenommen. So einfach war das.
Er fühlte sich, als hätte er Drogen genommen. Seine Füße schienen plötzlich riesig groß zu sein. Er schwang seine Beine mühsam über die Bettkante und setzte sich auf. Viel zu schnell! Ihm wurde schwindlig. Im letzten Augenblick konnte er die aufsteigende Übelkeit niederkämpfen. Es wäre nicht besonders höflich gewesen, wenn er seinem Retter zum Dank auf die Füße gebrochen hätte.
Behäbig ließ er sich von dem Bett gleiten. Der Versuch zu Stehen scheiterte kläglich und Adam knallte gegen das Bettgestell. Der Rahmen grub sich unangenehm in seinen Rücken.
»Zu
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