Drimaxid 01 - Die Zelle

die Schublade.
    »Könnten wir die Schleuse damit aufschießen?«, erkundigte sich Roland.
    Das Summen der Waffe musste ihn geweckt haben. Die Instinkte eines Kriegers.
    »Die Feuerkraft ist zu schwach«, antwortete Adam.
    »Sei froh, dass ich überhaupt etwas gefunden habe, womit wir uns wehren können«, sagte Eve schnippisch.
    Adam ignorierte die Bemerkung einfach.
    Sie waren alle nervös. Ein Streit würde ihre Situation nicht gerade erträglicher machen. Ganz im Gegenteil. Es galt einen ruhigen Kopf zu bewahren.
    Über ihnen polterte es.
    Eve zog jäh den Kopf zwischen den Schultern ein. Adam blieb scheinbar unbewegt. Seine Hand schlüpfte allerdings unbemerkt in die Hosentasche und verschmolz mit dem Skalpell. Das Operationsmesser lechzte nach Blut.
    »Was denkst du könnte das sein?«, fragte sie.
    »Eine undichte Leitung. Ein Loch in der Außenwand. Ein Unterdruck«, suchte Adam nach einer logischen Erklärung.
    »Und was denkst du wirklich?«
    Er hörte nicht hin.
    Und was denkst du wirklich?
    »Wir sollten etwas essen«, schlug er vor.
    »Nein«, widersprach ihm Eve. »Es sind noch keine 24 Stunden seit unserer letzten Mahlzeit vergangen. Wir sollten nur essen, wenn es unbedingt nötig ist und nicht um uns die Zeit zu vertreiben. Unsere Vorräte sind knapp.«
    »Kannst du die Schleuse öffnen?«, wollte Adam wissen.
    Eve schüttelte den Kopf.
    »Sie ist verschlossen.«
    »Als du hier hereingekommen bist, war sie das auch«, stellte Adam fest.
    »Sie wurde von außen verriegelt. Das heißt, man kann sie von außen ohne Probleme öffnen. Von innen ist es so gut wie unmöglich die Verriegelung aufzuheben.«
    »Wer sollte so etwas tun?«, wollte er wissen.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Jemand, der sicher gehen will, dass etwas von hier drinnen nicht nach draußen kann.«
    Funkelte da etwa Misstrauen in ihren Augen?
    »Das ist doch Schwachsinn«, behauptete Adam.
    Wieder erklang das Scharren. Diesmal dauerte es länger als all die Male zuvor, bis der unheimliche Laut endlich verklungen war.
    »Ich habe Angst«, sagte Eve.
    Ich auch , sollte er wohl darauf erwidern.
    Er tat es nicht, obwohl es nicht einmal gelogen gewesen wäre. Adam hatte Angst. Er hatte so große Angst, wie er sie noch niemals zuvor in seinem ganzen Leben gehabt hatte. Dennoch schwieg er beharrlich und zeigte keine Gefühle. Gefühle bedeuteten Schwäche und die durfte er sich nicht erlauben.
    Eve sah ihn traurig an.
    »Glaubst du, dass wir hier sicher sind?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht.«
    Wenigstens hier war er ehrlich gewesen.
    Adam trank vorsichtig den Kaffee. Er schmeckte wie schmutziges Putzwasser. Dennoch leerte er den Becher vollständig, obwohl die Flüssigkeit so heiß war, dass er Angst hatte das Kunststoffbehältnis würde schmelzen. Auch Eve nippte an ihrem Kaffee, verzog dann aber das Gesicht und stellte den Becher weg.
    »Du solltest das trotzdem trinken«, meinte er. »Die Wärme wird deinem Körper neue Energie zuführen.«
    Eve tat, um was er sie gebeten hatte. Sie trank mit kleinen Schlucken und brauchte doppelt so lange wie er, wenn nicht sogar länger. Adam beschäftigte sich inzwischen mit seiner Zunge, die er sich mit der heißen Flüssigkeit verbrüht hatte. Sie fühlte sich taub an.
    »Trink etwas Wasser nach«, schlug Eve vor, aber Adam schüttelte seinen Kopf.
    »Nein, das war genug Flüssigkeit für heute. Wir dürfen nicht zu verschwenderisch sein.«
    Er legte sich zum Schlafen hin und registrierte, dass Eve es ihm gleich tat. Sie lagen beide auf dem Rücken und lauschten dem lang gezogenen Scharren.
    Wir kommen … Wir kommen …
    Adam musste nach einer relativ langen Zeit wieder an die schwarzen Scherenschnittmänner denken. Ob sie die Basis tatsächlich eingenommen hatten? Es musste wohl so sein, denn sonst wäre das Fluchtschiff niemals gestartet.
    Das Fluchtschiff ist die letzte Möglichkeit, um noch lebend aus dieser Hölle herauszukommen, aber nur dann, wenn sie euch wie Ratten überrennen, und ihr zu wenig seid, um euch weiter zu wehren. Jeder, der es bis dahin geschafft hat am Leben zu bleiben, hat sich das Privileg zu fliehen gesichert. Jeder, der davor geflohen ist, ist ein erbärmlicher Feigling , hatte der oberste Anweiser gesagt.
    Was mochten die schwarzen Scherenschnittmänner mit der Basis getan haben? Ob sie die Technik der Völker der United Planets studierten? Oder sie einfach zerstörten? Adam tippte auf letzteres.
    Der schwarze Scherenschnittmann an sich war kein denkender, rational