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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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ihre gehetzten Atemzüge. Wie hatte sie es nur geschafft sich in dem engen Schacht umzudrehen? Adams Versuch dieses Kunststück zu vollführen war kläglich gescheitert und an seinem Hinterkopf formte sich bereits eine beachtliche Beule. Eine Art Mahnmal, das ihn davor warnen sollte, es noch einmal zu probieren.
    »Es geht schon wieder.«
    Er schmeckte Blut in seinem Mund. Eve hatte fest zugeschlagen. Ob es ihr Freude machte Menschen zu schlagen?
    »Dann hättest du bitte die Güte meine Hand loszulassen?«, zischte sie.
    Adam umklammerte ihr Handgelenk noch immer. Der Griff musste wehtun. Er ließ los. Vor ihm wurde ein Scheppern laut. Eve hatte sich herumgedreht. Sie war beweglicher, als er gedacht hatte.
    »16 Jahre klassisches Ballett«, fluchte Eve. »Ich wusste, dass mir das irgendwann etwas bringen wird.«
    Adam hörte, wie die junge Frau auf allen Vieren los robbte und folgte ihr. Roland übernahm die Führung ihres Dreiergespanns. Sie krochen etwa fünf Minuten durch die absolute Dunkelheit, dann wurde der Schacht größer.
    Der imaginäre Stacheldraht verschwand und Adam konnte befreit ein und aus atmen. Er lehnte sich erschöpft gegen die Wand und streckte seine Füße aus. Blessuren übersäten seinen Körper. Blaue Flecken, Blutergüsse, Schnitte; nichts besonders Dramatisches, aber in der Summe doch sehr unangenehm.
    Es war beachtlich kälter geworden. Adam schwitzte noch immer wie ein Schwein beim Schlachter, aber gleichzeitig pfiff ein eisiger Wind durch sein schweißgetränktes Haar.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Eve.
    Er suchte sie in der Dunkelheit und fand sogar einen dunklen Umriss. Die Finsternis hatte abgenommen. Sie schienen nicht mehr durch schwarzes Wasser zu schwimmen, sondern durch einen grauen Dunst, der nicht mehr alles verdecken konnte. Adam glaubte eine Art Licht zu sehen. Genauer gesagt ein Zwielicht. Ein sanftes Glühen am Ende des Lüftungskanals.
    »Das muss der Generator sein«, vermutete Eve.
    Roland kauerte ein Stück abseits und kaute auf seinen Fingernägel herum.
    Der Lüftungsschacht unter ihren Füßen vibrierte. Adam wusste, dass Eve die Wahrheit sagte. Er spürte, wie sich etwas Großes vor ihnen bewegte. Unhöflich zwängte er sich an Roland und Eve vorbei und wurde ganz aufgeregt. Licht! Licht! Licht! Er gierte nach dem fahlen Schein.
    Hatte er die scharfen Kanten zwischen den Schachtteilen bisher ignoriert, so eliminierte er sie jetzt. Adam zog sich einen tiefen, blutigen Schnitt an seiner Hand zu, der parallel zu seiner Lebenslinie verlief. Das Blut benetzte seine Handfläche, die fünffingrige, rote Flecken auf dem Untergrund hinterließ. Ein Bild des Grauens, das ein Wahnsinniger mit blutfarbener Fingerfarbe gezeichnet haben konnte.
    Der Schacht vor ihm öffnete sich und Adam starrte in einen bodenlosen Abgrund hinab. Er spürte den Sog der Tiefe, wie gespenstische Finger, die nach ihm griffen und ihn in den Schlund hinabreißen wollten. Fünf weitere Lüftungskanäle führten zu dem Generator, der ungefähr drei Meter unter ihm lag.
    Ein rotierendes, röhrendes Etwas aus Metall, Drähten und bleichem Kunststoff, wie menschliches Gebein. Der Generator erzeugte frische Luft, die von Ventilatoren nach oben geblasen wurde. Adams Haare wirbelten durcheinander. Er bekam keine Luft mehr und musste seinen Kopf herumdrehen, um nicht an den heranstürmenden Luftmolekülen zu ersticken.
    Eine groteske Vorstellung.
    »Kommt! Schnell! Es ist der Generator!«, rief er.
    Ein schmaler Sims führte um den Abgrund herum. Ein fußbreiter Ring aus dünnem Blech. Der Schacht war hier hoch genug, dass Adam sich vollständig aufrichten konnte. Er streckte die Hände seitlich aus, wie ein Seiltänzer, und balancierte mit schlafwandlerischer Sicherheit über den Sims hinweg.
    Nur ein einziges Mal machte er den Fehler in den Abgrund zu blicken. Der Generator starrte ihn wie ein überdimensionales, rotierendes Auge an. Adams Fuß rutschte ab, wahrscheinlich war die Luft kondensiert und Wassertröpfen hatten sich auf dem Blech gebildet. Er neigte sich gefährlich zur Seite und drohte zu fallen. Eine rasche Gegenbewegung rettete ihm das Leben. Er verlagerte sein Gewicht so geschickt, dass er nach rechts taumelte und gegen die Wand prallte.
    Den Rest der Strecke brachte er ohne weitere Zwischenfälle unbeschadet hinter sich. Auf der anderen Seite kamen Roland und Eve aus dem Lüftungsschacht gekrochen. Als Adam in die Augen der jungen Frau sah, wusste er, dass sie stürzen würde. Die

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