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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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leuchteten, wie zu Beginn ihrer kleinen Odyssee durch dieses ungewöhnliche Labyrinth. Eve hatte mit »ein paar Minuten« sogar übertrieben, wie er fand. Die Birnen flackerten bereits.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte er und Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit.
    »Ich wünschte ich könnte jetzt etwas Aufheiterndes sagen«, gestand Eve. »Aber es ist noch ein ganzes Stück. Wir haben gerade einmal die Hälfte geschafft, glaube ich.«
    Die Hälfte …
    Adam spürte Panik in sich aufkeimen.
    Er kroch weiter und seine Ellbogen streiften die Wände.
    Zu eng … Viel zu eng …
    Hatte er da ein Geräusch hinter sich gehört? Er versuchte hinter sich zu sehen und stieß sich den Kopf so heftig an der Decke an, dass er bunte Sterne sah.
    Viel zu eng …
    Er beschleunigte sein Vorankommen und übersah dadurch einige scharfe Kanten. Ihm war heiß. Unerträglich heiß. Die Kleidung klebte wie eine zweite Haut an seinem Körper. Dazu kam noch die stickige Luft. Als würde er Staub schlucken.
    »Komm schon! Nicht einschlafen da hinten!«, trieb Eve ihn an.
    Sie wartete bereits ungeduldig an der nächsten Biegung. Adam konnte sie nur noch schemenhaft erkennen. Die Birne der Taschenlampe flackerte.
    »Ich muss raus hier«, wimmerte er.
    Er erstarrte mitten in der Vorwärtsbewegung.
    »Adam!«, schrie Eve. »Reiß dich zusammen!«
    »Ich halt das nicht mehr aus«, schluchzte er.
    Er wollte sich herumdrehen und zurückkriechen, aber der Schacht war zu schmal. Sein Hinterkopf kollidierte mit der Metallwand und er spürte warmes Blut in seinem Nacken.
    »Adam!« Eves Stimme überschlug sich. »Atme tief ein und aus.«
    Die Enge des Lüftungskanals hatte etwas Beklemmendes. Er spürte, wie sich imaginärer Stacheldraht um seinen Körper spannte. Winzige Dornen bohrten sich in sein Fleisch.
    »Atme! Atme!«
    Adam atmete krampfhaft ein und aus. Der Stacheldraht lockerte sich. Er bekam Luft.
    »Komm zu mir«, forderte ihn Eve auf. »Adam, komm bitte zu mir.«
    Er hob seinen Blick und machte die junge Frau vor sich aus. Die Strecke zwischen ihnen schien mehrere Kilometer lang zu sein. Adam kroch langsam weiter. Der Boden unter seinen Händen fühlte sich weich an und bewegte sich. Erschrocken hielt er inne. Der Lüftungskanal wand sich wie der Leib einer stählernen Schlange.
    Während dem Training hatten sie ihm damals ein Video gezeigt, indem eine Schlange ein Kaninchen gefressen hatte.
    Der Biss lähmt das arme Kaninchen und ehe es sich versieht steckt es schon halb im Leib der Schlange. Sie kann ihren Unterkiefer ausrenken und das Kaninchen verschlingen, ohne dass sie es zerbeißen muss. Es zappelt nicht mehr, wegen dem Gift, aber es lebt noch. Es wird lebendig verschlungen , hatte einer der Anweiser die Bilder kommentiert.
    Das Licht der Taschenlampe erlosch und es wurde stockdunkel. Eve schrie ihm etwas zu, aber Adam konnte ihre Worte nicht hören. Sie drangen nur gedämpft zu ihm herüber, als gäbe es eine dicke Watteschicht zwischen ihnen.
    Plötzlich dachte Adam an die Gute-Nacht-Geschichte, die ihm seine Mutter einmal erzählt hatte. Wie mussten sich zwei Kinder fühlen, die sich alleine im Wald verirrt hatten?
    Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald , trällerte eine verzerrte Kinderstimme in seinem Kopf.
    Roland begann das Lied zu pfeifen. Die Akustik der Lüftungsschächte potenzierte die Lautstärke der Melodie. Adam erinnerte sich wieder daran, dass die Kinder die böse Hexe in einen Ofen gestoßen hatten. Halb wahnsinnig vor Angst töteten sie lieber, als getötet zu werden.
    Das ist das Gesetz der Natur. Der Stärkere überlebt , fuhr der Anweiser mit seinem Vortrag über den Schlangenfilm fort. Merkt euch das, wenn ihr dort draußen auf dem Schlachtfeld steht. Tut alles, damit ihr die Schlange seid und nicht das arme Kaninchen. Wegtreten!
    Adam hätte beinahe salutiert, aber seine Bewegungsfreiheit war dafür zu sehr einschränkt.
    Damit ihr die wahnsinnigen Kinder und nicht die arme Hexe seid , flüsterte die Kinderstimme in seinem Kopf. Der Stärkere überlebt …
    Adam wurde geohrfeigt. Ein Mal. Zwei Mal. Zuckende Schmerzen und explodierende Lichtreflexe holten ihn in die Wirklichkeit zurück. Er hörte die unsichtbare Hand das dritte Mal heranrasen, spürte den Luftzug und packte blindlings zu. Vor ihm stieß Eve einen unterdrückten Schmerzlaut aus, als er ihr Handgelenk verdrehte.
    »Bist du endlich wieder da?«, erkundigte sie sich.
    Eve war nur noch eine Stimme. Er sah sie nicht mehr, vernahm aber

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