Drimaxid 01 - Die Zelle
dunklen, stickigen Lüftungskanal zu kriechen.
Die Scharniere quietschten, als er die Tür einen Spalt weit öffnete und hindurchlugte. Vor ihm lag ein Raum aus glänzendem Chrom. Wie der Ballsaal eines königlichen Schlosses. Adam drückte die Tür vollends auf und verließ die Besenkammer. Eve folgte ihm und konnte ein überraschtes »Oooh« nicht hinunterschlucken.
»Die Küche«, stellte Roland fest. Und er dachte für sich, dass diese Küche ziemlich altmodisch wirkte und nicht die kalte Aura einer Hightech-Einrichtung ausstrahlte, wie es Küchen auf Raumschiffen normalerweise taten.
Die Bemerkung war völlig überflüssig. Jeder von ihnen wusste, wo sie sich befanden. Nicht zuletzt, weil Eve ihnen versprochen hatte sie mit Hilfe des Taschencomputers genau hierher zuführen.
»Hier gibt es jede Menge Wasserhähne, mehrere Herde und Mikrowellen und …«, zählte Eve auf.
Adam konzentrierte sich noch gar nicht auf die ganzen Einzelheiten. Er war wie geblendet von der Größe des Raumes. Nach der Zelle, der Krankenstation und schließlich dem absoluten Extrem, nämlich den beengten Lüftungsschächten, besaß die weitläufige Küche des Raumschiffs in seinen Augen geradezu gigantische Ausmaße.
»Hier sollten wir es fürs Erste aushalten«, meinte Roland.
Es sollte ein Scherz sein, doch niemand lachte. Nicht einmal er selbst. Vielleicht sollte es auch kein Scherz sein. Adam war zu verwirrt, um da noch zu differenzieren.
»Wo ist der Lagerraum?«, wollte Adam wissen.
Eve erwiderte nichts, aber er hörte, wie sie an ihrem BH herumzupfte und den Taschencomputer hervorzog. Er vernahm das charakteristische Dudeln des Minirechners. Eves Finger flogen über die wenigen Knöpfe.
»Es müsste dort sein.«
Sie wandte sich nach links und lief zwischen zwei riesigen Öfen hindurch. Adam entging nicht, dass sie mit ihren Fingern über das glänzende Metall strich. So wie man einen Geliebten streichelt. Hätte sie dies vor einem Jahr getan, hätte er sie für verrückt erklärt. Wie etwas so Selbstverständliches in der Not zu etwas wird, was einem unendlich am Herzen liegt.
In Zeiten der Not werden Kleinigkeiten für euch zu wertvollen Schätzen , bellte ein Anweiser in seinem Kopf. Es war derselbe, bei dem Adam das Schießtraining absolviert hatte. Ihr werdet noch froh darüber sein, wenn ihr euer Erbrochenes essen dürft.
Eve kam an einer großen Stahltür an, die mit einem Riegel verschlossen war. Adam musste ihr dabei helfen den Riegel zur Seite zu schieben und die Tür aufzuwuchten. Letzteres entpuppte sich als ein kräftezehrender Gewaltakt.
Roland sah ihnen unbeteiligt zu. Wozu helfen, wenn man sowieso keinen Dank dafür bekommt? Er hatte Eve das Leben gerettet, erinnerte sich Adam, und sie hatte Adam dafür geküsst.
Sie mag mich nicht , hatte Roland bei ihrem ersten Treffen mit der jungen Frau gesagt. Möglicherweise hatte er Recht gehabt.
Eve und seine Kräfte reichten am Ende doch aus um die Tür aufzuschieben. Der Raum, der dahinter lag, war fast noch größer als die Küche. Adam trat ein und musste sich sofort die Oberarme reiben. Drinnen herrschte eine klirrende Kälte. Er musste an Roland denken, der noch immer mit nacktem Oberkörper herumlief, biss die Zähne zusammen und zwang sich weiter.
Der Boden war voller Tauwasser und Adam erschauderte, als seine nackten Füße in das eisige Wasser eintauchten. Ohne sein Zutun schlugen seine Zähne klappernd aufeinander. Sein Atem gefror zu einem weißen Dunst. Adam gewahrte einige Truhen vor sich, die wie Särge aussahen.
Er näherte sich einer der Truhen und machte den Deckel auf. Darin lagen Unmengen Lebensmittel. Tiefkühlkost. Gemüse. Obst. Fleisch. Fleisch. Fleisch.
Adam öffnete auch die anderen Truhen und fand noch mehr Essen. Er hatte geglaubt, sie würden das Schlaraffenland finden, doch das hier war noch viel besser.
»Das ist einfach unglaublich!«, jubelte Eve hinter ihm.
Auch Adam war völlig außer sich. Sie hatten es geschafft! Sie würden die nächsten Wochen ganz bestimmt keinen Hunger mehr leiden müssen. Das verschaffte ihnen genug Zeit um bis ins Cockpit vorzustoßen und mit diesem Raumschiff auf irgendeinem zivilisierten Planeten zu landen. Sie hatten es geschafft!
Er fiel Eve um den Hals, umarmte sie, hob sie hoch und wirbelte sie herum. Die junge Frau stieß wilde Freudenschreie aus und erwiderte seine Umarmung. Plötzlich war ihr Gesicht ganz nahe. Er spürte ihren warmen Atem auf seiner Haut. Er roch ihren
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