Drimaxid 01 - Die Zelle
Wahnsinn.
»Adam«, raunte sie. »Du musst den Türöffner reparieren. Ich will Schmerzmittel. Ich brauche sie. Ich brauche sie wirklich dringend.«
In diesem Moment merkte Adam, dass Eve süchtig geworden war. Er bezweifelte, dass sie heute zum ersten Mal Tabletten geschluckt hatte. Sie musste sich schon eine ganze Weile Pillen eingeworfen haben. Und nicht nur Pillen. Er dachte an die Infusion, die sie sich auf der Krankenstation gelegt hatte. Erst jetzt war daraus Gewohnheit geworden. Ihr Körper brauchte die Schmerzmittel und spielte verrückt, wenn er sie nicht bekam.
»Du brauchst Hilfe«, presste Adam mühsam hervor.
Eves Kniescheiben bohrten sich in seine Rippen und er bekam kaum Luft.
»Ich brauche keine Hilfe«, fauchte sie. Ihr Haar war schweißgetränkt. »Ich brauche Schmerzmittel.«
Die kriegst du aber nur, wenn ich den Türöffner repariere und das kann ich nicht, wenn du auf mir sitzt , dachte Adam.
Eve schien es zu spüren. Die Sucht ließ gerade so viel Verstand zu, dass sie logisch darüber nachdenken konnte, wie sie schnell an möglichst viele Tabletten kam. Sie stieg von ihm herunter und zog sich in eine Ecke zurück, wo sie die Beine anwinkelte und mit ihren Armen umschlang.
Er hörte sie weinen, machte sich aber nicht die Mühe sie zu trösten. Wahrscheinlich hätte sie nach ihm geschlagen. Er rappelte sich mühsam auf. Sein Kopf dröhnte, als hätte jemand mit einem Hammer drauf geschlagen. Mit schmerzverzerrter Miene machte er sich am Türöffner zu schaffen.
Er befürchtete, dass er die Fähigkeiten verlernt hatte, aber es dauerte nur einen kurzen, bangen Augenblick, dann arbeiteten seine Hände wieder mit der geradezu unheimlichen Präzision und Schnelligkeit. Adam schaltete sein Bewusstsein ab und ließ seinen Körper die gezielten Handgriffe durchführen.
Eve gab nur kurz Ruhe, ehe sie zu schreien anfing. Sie schrie nun die ganze Zeit. Schrie nach Pillen. Schrie sich die Schmerzen aus dem Leib. Die schrecklichen Unterleibsschmerzen schienen sie innerlich zu zerreißen. Adam fiel auf, dass er sie nie gefragt hatte, warum sie von diesen niederträchtigen Schmerzen gequält wurde und er tat es auch jetzt nicht.
Frauenprobleme …
Er reparierte den Türöffner.
Er arbeitete wie ein Besessener. Es schien so, als würde er keine Erschöpfung kennen. Eve schlief zwei Mal, während er unentwegt an dem Türöffner herumschraubte. Er drehte sich nicht zu ihr herum, aber wenn sie schlief, hörte sie auf zu schreien.
Auch er war bald in Schweiß gebadet. Der Generatorausfall führte dazu, dass die Temperatur in der Küche um mehrere Grade nach oben schoss. Adam zog den weißen Kittel aus, den Eve ihm verpasst hatte. Sein Oberkörper glänzte vor Schweiß.
Irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit doch und Adam schlief ein. Er konnte allerhöchstens ein paar Minuten geschlafen haben, dann packten und schüttelten ihn Eves Hände so heftig, dass seine Zähne klappernd aufeinander schlugen. Er wischte sich den Schlaf aus den Augen und arbeitete weiter. Eve sagte nichts und auch er sagte nichts. Aber er sah in ihre Augen, nur eine Sekunde, aber es war, als würde er direkt in ihre Seele blicken. Sie war verdorben von der fürchterlichen Sucht und erinnerte ihn an eine teerfarbene Raucherlunge.
Zeit bedeutete nichts mehr. Die Arbeit am Türöffner dauerte länger, als er gedacht hatte. Er arbeitete unter Druck und musste sich nun doch immer wieder nach Eve umsehen. Wenn sie schlief, schlief er auch. Meistens wachte er dann vor ihr auf und fuhr mit seiner Arbeit fort, ohne dass sie etwas davon merkte. Ein- oder zwei Mal wurde der Hunger unerträglich und Adam aß zwei Riegel. Auch Eve oder Roland mussten sich von der Nahrung bedient haben, denn ihr Vorrat war bedenklich zusammengeschrumpft.
Dies spornte Adam noch mehr an. Er dachte darüber nach seine Hose auszuziehen, aber sein Schamgefühl überstieg die unangenehme Hitze um ein Vielfaches. Adam wollte sich einfach nicht die Blöße vor den anderen geben.
Eve hatte sich ihres Oberteiles entledigt, den schwarzen BH aber angelassen. Schweißperlen tropfen von ihrem Hals in den Spalt zwischen ihren Brüsten. Adam spürte den wachsamen Blick ihrer grünen Reptilienaugen. Wenn sie wach war, beobachtete sie ihn pausenlos. Sie schrie mittlerweile nicht mehr, sondern stöhnte nur noch. Er ignorierte die grotesken Laute.
Finger, Finger, tut eure Pflicht , trieb er sich selbst in Gedanken an. Auf dass die Schleuse öffnet sich.
Er betrachtete
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