Drimaxid 01 - Die Zelle
nachdenklich seine Hände. Sie bewegten sich unglaublich schnell. Als würde er eine Videoaufnahme anschauen, die nicht in Normalzeit, sondern stark beschleunigt ablief.
Adam war nicht mehr Herr seiner selbst. Es schien so, als hätte eine fremde, unsichtbare Macht die Kontrolle seiner Glieder übernommen. Es kam nicht selten vor, dass er völlig erschöpft war und sein Kopf nach vorne sank, aber er rappelte sich dann sofort wieder auf.
Etwas ließ ihn nicht schlafen. Etwas gönnte ihm keine Pause und keine Ruhe. Etwas wohnte nun in ihm. Er hatte es gerufen, als er seine Hände auf den zerstörten Türöffner gelegt hatte und er war froh gewesen, dass es gekommen war, und seine Hände plötzlich die richtigen Bewegungen gemacht hatten. Nun beängstigte ihn diese Tatsache. Er fragte sich, ob sich dieses Etwas nach getaner Arbeit wieder dorthin zurückziehen würde, woher es auch immer gekommen war oder ob es seinen Körper als Lohn für die Mühen fordern würde.
Es vergingen vier Schlaf- und Wachperioden, ehe er den Türöffner, und die zahlreichen Drähte, die grotesk aus der Wand hervortraten, repariert und wieder miteinander verbunden hatte. Das Lämpchen, das erloschen war, flackerte rot und sprang dann sofort auf Grün, als Adam einen blauen Draht an einen ganz bestimmten Kontakt hielt. Er unterbrach die Verbindung sofort wieder und das Lämpchen funkelte ihn wie ein rotes Zyklopenauge an.
Adam unterdrückte den Impuls zufrieden in die Hände zu klatschen. Eve schlief. Er musste dringend etwas essen. Wenn sie bemerkte, dass es ihm gelungen war den Türöffner zu reparieren, würde sie sofort nach draußen stürmen. Er wollte bei Kräften sein, wenn es so weit war, um sie im Notfall beschützen zu können.
Beschützen? Vor was? , fragte eine Stimme in seinem Inneren. Und wie?
Er steuerte die Tiefkühlkammer an, sollte diese aber niemals erreichen. Adam setzte seine Füße ganz leise auf dem Boden auf um keine verdächtigen Schritte zu verursachen.
Als er an einer Tür vorbeikam, hörte er ein leises Rauschen dahinter. Er hielt an und sah sich irritiert um. Die Tür war nur angelehnt. Vorsichtig zog er sie auf und schlüpfte in den dahinter liegenden Raum.
Es handelte sich um den Aufenthaltsraum des Küchenpersonals. Auf einer abgewetzten Couch hockte Roland und seine Beine lagen überkreuzt auf einem kleinen Tischchen. Er hielt eine Fernbedienung in der Hand und richtete sie wie eine Feuerwaffe auf den Flachbildfernseher. Der Bildschirm flimmerte, aber das Gerät bekam keinen Empfang. Das Einzige, was auf der Mattscheibe zu sehen war, waren blinkende schwarze und weiße Pünktchen.
Radioaktiv verseuchte Ameisen , dachte Adam und grinste spitzbübisch.
Er schloss die Tür hinter sich und stellte sich zwischen Roland und den Fernseher. Irgendwie erfüllte ihn Rolands Anblick mit blindem Zorn. Die arrogante, gelassene Art, in der der Krieger auf dem Sofa lag, als würde er einen entspannten Fernsehabend mit Freunden verbringen, versetzte ihn in Rage.
Sie steckten auf einem Raumschiff fest, auf dem sie bisher noch keiner Menschenseele begegnet und außer Furcht einflößenden Geräuschen auch kein Lebenszeichen von irgendwelchen anderen Wesen gehört hatten. Sie litten seit Tagen Hunger und wurden von der unerträglichen Hitze gequält. Dazu kam das unangenehme Gefühl hilflos eingesperrt zu sein, wie eine Ratte in ihrem Käfig.
»Geh mir aus dem Bild«, schnauzte Roland ihn an. »Ich kann so nichts sehen.«
Adam musste sich beherrschen um sich nicht sofort auf den Krieger zu stürzen. Er atmete ein-, zwei Mal tief ein und aus.
»Verschwinde endlich«, knurrte Roland. »Du störst den Empfang.«
»Hier gibt es keinen Empfang!«, ging Adam hoch. »Hier hat es nie einen Empfang gegeben und hier wird es auch niemals einen geben, verstehst du? Und falls doch der unmögliche Fall eintreffen sollte und wir tatsächlich Empfang kriegen, dann kümmert es mich einen feuchten Dreck. Ich habe nämlich nicht vor mich hier heimisch einzurichten, sondern möchte auf dem schnellsten Weg von diesem verdammten Raumschiff runter!«
Nachdem er das gesagt hatte, war er atemlos. Er hoffte das Eve seine erhobene Stimme nicht gehört hatte.
»Bist du fertig?«, erkundigte sich Roland.
»Ich denke schon«, antwortete Adam.
»Geht es dir besser?«
»Ich denke schon.«
»Dann kannst du mir ja endlich aus dem Bild gehen.«
Adam war von der Dreistigkeit des Kriegers so überrascht, dass er tatsächlich einen Schritt zur
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