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Dringernder Verdacht

Dringernder Verdacht

Titel: Dringernder Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wissen. Als er
nach Hause kam, habe ich ihn sofort zur Rede gestellt.
    Ich starrte sie an. »Und was hat er
gesagt?«
    »Er sagt, es sei so eine Art
Resozialisierungshilfe. Ein kleiner Zuschuss zu seiner Miete. Ein paar Dollar,
damit er wenigstens die eine oder andere Rechnung bezahlen könne. So in der
Art.«
    »Warum sollte er so etwas tun?«, fragte
ich.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Wie viel?«
    »Bis jetzt etwa dreitausendsechshundert
Dollar.«
    »Na, das fehlt gerade noch«, sagte ich.
»Ich habe schon Schuldgefühle, weil ich Dinge zu Tage gefördert habe, die Lonnie
in dieser Prozesssache Knüppel zwischen die Beine werfen, und jetzt muss ich
auch noch hören, dass der Kläger den Hauptbelastungszeugen ausgehalten hat.
Wenn Lonnie das hört! Der wird wahnsinnig!«
    »Das habe ich Ken auch gesagt. Aber er
schwört, er habe dem Jungen nur helfen wollen.«
    »Ist ihm denn nicht klar, wie das
aussieht, wenn es ans Licht kommt? Es sieht aus, als hätte er Curtis für seine
Aussage bezahlt. Glauben Sie mir, Curtis ist auch so schon nicht der
Glaubhafteste. Wie sollen wir ihn als unparteilichen Zeugen verkaufen, der nur
seiner Bürgerpflicht nachkommt?«
    »Ken findet nichts dabei. Er sagt,
Curtis habe Probleme gehabt, einen Job zu finden. Ich nehme an, Curtis hat ihm
gesagt, er müsse vielleicht Weggehen und es woanders versuchen. Kenneth wollte
sicherstellen, dass er verfügbar ist.«
    »Dafür sind Zeugenvorladungen da!«
    »Mich brauchen Sie nicht anzuraunzen.
Ken schwört, es sei nicht so, wie es aussieht. Curtis sei zu ihm gekommen,
nachdem David freigesprochen...«
    »Ach, hören Sie auf, Francesca. Was
soll denn ein Geschworenengericht davon halten? Was für ein Zufall. Curtis’
Aussage kommt zufällig dem Mann zugute, der ihm seit drei Jahren Geld gibt...«
Ich hielt inne. Irgendetwas an der Art, wie sie das Kissen umklammerte,
veranlasste mich, sie genauer zu mustern. »Und weiter?«
    »Ich habe das Abrechnungsbuch zu Morley
gebracht. Ich hatte Angst, Kenneth könnte es vernichten. Deshalb habe ich es
Morley gegeben, damit er es aufbewahrt, bis ich wüsste, was ich tun wollte.«
    »Wann war das?«
    »Dass ich das Buch gefunden habe? Das
muss Mittwochabend gewesen sein. Ich habe es am Donnerstag mit zu Morley
genommen, und als Kenneth dann nach Hause kam, hatten wir einen Riesenkrach...«
    »Wusste er, dass Sie es an sich
genommen hatten?«
    »Ja, und er hat getobt. Er wollte es
wiederhaben, aber ich konnte es ihm ja nicht geben.«
    »Wusste er, dass Sie es Morley gebracht
hatten?«
    »Das habe ich ihm nicht gesagt. Er
könnte höchstens selbst darauf gekommen sein, aber ich wüsste nicht, wie.
Wieso?«
    »Weil Morley ermordet wurde. Jemand hat
ihm eine Pastete mit Giftpilzen gebacken. Ich habe die weiße Bäckereischachtel
in seinem Papierkorb gefunden.«
    Sie sah mich fassungslos an. »Aber Sie
denken doch nicht, dass Ken es war.«
    »Ich will es so sagen: Ich habe Morleys
Büros durchsucht, das offizielle und das bei ihm zu Hause. Da war nirgends ein
Abrechnungsbuch, und von den Akten fehlte die Hälfte. Ich bin bisher davon
ausgegangen, dass seine Wirtschaft einfach schlampig war oder dass er Lonnie
betrogen hat und ihm Dinge in Rechnung stellte, die er nie getan hatte.
Inzwischen frage ich mich, ob nicht jemand diese Unterlagen gestohlen hat, um
zu vertuschen, dass etwas anderes fehlte.«
    »Kenneth würde so etwas niemals tun.
Auf keinen Fall.«
    »Was passierte am Donnerstag, als Sie
ihm das Buch nicht zurückgeben konnten? Hat er davon abgelassen?«
    »Er hat mich immer wieder danach
gefragt, aber ich habe nichts gesagt. Dann hat er gemeint, es sei auch egal,
weil es ja kein Verbrechen sei. Wenn er Curtis Geld leihen würde, sei das eine
reine Privatsache.«
    »Aber kommt Ihnen das nicht merkwürdig
vor? Da zahlt Kenneth Geld an Curtis McIntyre, dessen Zeugenaussage zufällig
David Barney belastet, was wiederum rein zufällig Kenneth Voigt nützt. Ist das
nicht eine erstaunliche Symmetrie? Oder vielleicht war es ja auch Erpressung.
Hey, das ist überhaupt ein Gedanke.«
    »Erpressung womit?«
    »Mit dem Mord an Isabelle. Darum dreht
sich das Ganze doch.«
    »Er hätte Isabelle niemals getötet. Er
hat sie viel zu sehr geliebt.«
    »Das sagt er jetzt. Aber wer weiß, was
er damals empfunden hat?«
    »Das würde er nie tun«, sagte sie,
nicht sonderlich überzeugt.
    »Wieso nicht? Isabelle hat ihn wegen
David Barney verlassen. Was könnte ihm da eine größere Genugtuung sein, als sie
umzubringen

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