Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)
Ich, ja klar, also berichtete er mir: »Meine Frau erzählt mir bis heute, mit dem Hartmann hab ich auch schon mal richtig gesoffen. Und das ist ihr bis heute in Erinnerung geblieben.« So lernte ich Herrn Heidenreich kennen, Elkes Mann.
Als es um die Erfindung von Waldi und Harry ging, neun Jahre später, hat mir Harald erzählt, dass dieser Abend für ihn entscheidend war, dass er damals gesehen hat, dass er mit dem Dicken gut konnte. Die Idee äußerte zum ersten Mal Christoph Netzel, unser Programmchef für die Winterspiele 2006 in Turin, und nicht der BR -Sportchef Werner Rabe, der sich diese Trophäe, in meinen Augen, nachträglich angeheftet und sich auch sonst einige Ausrutscher in unserer Zusammenarbeit geleistet hat. Netzel fragte mich: »Kannst du dir vorstel len, in Turin zusammen mit Harald eine Sendung zu machen?«
So ganz konnte ich mir aber noch nicht vorstellen, was sich die ARD ausgerechnet dabei dachte. Drei Gedanken schwirrten sofort in meinem Kopf herum:
a)Entweder sie wollen mich jetzt endgültig plattmachen, weil sie mich Schmidt zum Fraß vorwerfen.
b)Gehe ich neben dem Guru nicht vielleicht komplett unter?
c)Das ist geil!!!!!!
Ich habe mich für Lösung c entschieden.
Ein paar Tage später sind Harald und sein Geschäftspartner Fred Kogel in München eingeflogen. Und beim Essen beim Italiener meinte Schmidt nach einer halben Stunde: »Weißt du was, wir werden viel Spaß haben. Wenn mir das Erste einen Jungen geschickt hätte, der meint, Mensch, Harald, lass uns doch ein wenig über das Konzept spinnen, hätte ich keinen Bock gehabt. Aber mit dir abgefucktem altem Sack mach ich das.«
Und was ihm von Anfang an wichtig war: Die ganze Chose sollte Waldi und Harry heißen, und nicht Harry und Waldi , analog zu Harry und Sally . Weil er meinte: »Es geht um Sport. Du bist der Chef, und ich mach dir den Andrack. Ich grätsche rein, wenn es sich ergibt.« Typisch Schmidt. Wer ihn auf dem Bildschirm sieht, denkt sich vielleicht: Was für ein arrogantes, zynisches Arschloch! Von wegen. Ich habe selten einen so pflegeleichten Kollegen erlebt, der ohne Murren jeden Pressetermin durchzieht, der nie über schwierige Arbeitsbedingungen jammert. Der Superstar war ein Riesen-Teamplayer. Es war eine Wohltat, mit ihm zusammenzuarbeiten, gerade im Vergleich mit Kollegen, die nicht mal über ein Prozent der Klasse eines Harald Schmidt verfügen. Und ein Riesenspaß war es sowieso. Nicht zuletzt, weil er sich jedes Mal geradezu mütterlich darum kümmerte, dass mein Leib-und-Magengetränk (neben Weißbier) an der Bar verfügbar war. »Waldi, es gibt Wodka und auch noch die absolut richtige Marke«, hieß es dann.
Wobei ich sagen muss: Ich war nie auch nur ansatzweise gefährdet, dem Alkohol zu verfallen. Die gefährlichste Zeit wäre dabei sicher meine Kneipenzeit gewesen, denn als Wirt musst du ja nur nach oben ins Regal langen, und schon bist du dein bester Gast. Aber genau da lernst du Disziplin. Denn es ist nun mal sinnvoll, wenn der Wirt die Kneipe selbst zusperrt und seine Kasse mit nach Hause nimmt. Was man immer nüchtern machen sollte. Ungelogen: Mich hat nie ein Gast schwankend aus meinen Kneipen gehen sehen, mich hat nie jemand volltrunken und lallend die Hotelbar verlassen sehen. Die Hotelbars der Welt, ich kenne sie alle – und ich habe sie ausnahmslos kerzengerade verlassen. Und egal ob man mich mochte oder nicht: Kein Fernsehzuschauer hat mich je angeschlagen in einem Studio, auf einem Fußballplatz oder an einem Boxring erlebt – nicht mit einem, nicht mit zwei und schon gar nicht mit drei Weizenbier im Kopf. Und wenn dann doch mal der Führerschein weg war, war ich zu schnell unterwegs – aber immer nüchtern. Gut: Ganz früher habe ich die eine oder andere Rundschau mit 0 , 8 Pro mille moderiert, der Abend war lang bis zur Spätausgabe, wir haben geschafkopft, der Lambrusco war günstig. Doch gemerkt hat garantiert kein Zuschauer etwas.
Aber zurück zu Harald: Vor Turin machte er sich Sorgen, ob die Sportler überhaupt Lust hätten, zu uns in die Sendung zu kommen, und ob sie etwas mit ihm anfangen könnten. Doch ich habe ihm von Anfang an gesagt: »Vergiss es, Harald, die sind alle geil darauf, dich kennenzulernen.« Und so war es dann auch. Ein Konzept in dem Sinne gab es nicht für die Sendungen, wir haben alles auf uns zukommen las sen. Was mutiger – oder leichtsinniger – klingt, als es tatsäch lich war, denn mit so viel aktuellem Sport und mit Schmidt an deiner Seite
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