Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)
der Hochzeit von Natascha Gottlieb mit dem Filmregisseur Peter Schamoni zum ersten Mal wieder gesehen habe, nahm sie mich in den Arm und flüsterte ganz leise: »Danke für deinen Brief.« Ich kriege heute noch einen trockenen Hals, wenn ich nur daran denke. Ich hoffe, Petra hat ihren Frieden gefunden. Und vielleicht schaut sie uns ja von irgendwo zu, am besten zusammen mit Alexandra.
Petra Schürmann war einer der wunderbarsten Menschen, die ich in diesem seltsamen Gauklergeschäft kennenlernen durfte, mit einer Überportion an Menschlichkeit. Und käme ich aus Neukölln, würde ich sagen: Die war ’ne Hammerbraut. Auch noch mit sechzig.
Mittlerweile sind Petra und Elsbeth tot. In meinem Alter hat man leider viel zu viele Gelegenheiten, auf Begräbnisse zu gehen. Wenn ich mir allein 2012 anschaue: Handballlegende Sepp Wunderlich, mit dem ich in Augsburg noch ein halbes Jahr zusammengespielt habe, ist mit Mitte fünfzig gestorben. Augsburgs Überfußballer Helmut Haller ist gestor ben, ein Stammgast in meiner Kneipe. Tennisreporter Gerd Szepanski, der die großen Siege von Boris Becker kommentierte, wurde nur vierundsechzig. Harry Valérien ist tot . Am meisten erschreckt es mich naturgemäß, wenn Leute in meinem Alter sterben. Und auch daran habe ich natürlich bei meiner Entscheidung gedacht, den ARD -Vertrag nicht noch einmal zu verlängern. Nur noch fünf Jahre bis zum Siebzigsten – ich weiß doch selbst, wie schnell das geht. Beim Boxen habe ich fünf Jahre mit Henry Maske moderiert, und am Ende hatte ich das Gefühl, das waren gerade mal fünf Monate. So schnell war die Zeit vorbei. Und je älter du wirst, desto schneller ver gehen die Jahre. Meine Frau Petra kenne ich jetzt fünfzehn Jahre. Und mir kommt es vor, als wären wir uns gestern über den Weg gelaufen.
Ach, meine Frau! Wir turteln auch nach fünfzehn Jahren noch wie im ersten Liebesschwang ganz zu Beginn. Kennengelernt habe ich Petra Anfang 1998 im Schumann’s, der legendären Münchner Bar. Und das war so: Ich stand rechts in meiner Stammecke, die mir nach zwanzig Jahren eigentlich längst als Zweitimmobilie gehören müsste, so viel Geld habe ich dortgelassen. Und ich war ausnahmsweise am Montag da, denn am Montag musste ich normalerweise immer arbeiten, entweder stand Blickpunkt Sport oder irgendein anderer Job in der Redaktion an. Aber mein Stammkellner Edmond, ein Albaner, fuhr am nächsten Tag Richtung Heimat, und ich hatte ihm bei Adidas zwei Trikotsätze für seine Fußballmannschaft zu Hause besorgt. Also war ich ausnahmsweise Montag da, und das war gut so. Sogar sehr gut. Danke nochmals im Nach hinein, Edmond!
Also: Ich in der Ecke, da kommen diese beiden schö nen Pfälzer Frauen daher. Großer Auftritt von Petra und ihrer Frau Mama Ingrid, meiner heutigen Schwiegermutter, die ein Jahr jünger ist als ich – bis heute eine sehr, sehr attraktive Frau. Petra war damals sechsundzwanzig und studierte in Mün chen. Ein Schneewittchen, schön wie die Sünde. Ich war neun undvierzig – Sünde hatte ich allerdings auch zu bieten. Ich gebe gern zu, am Anfang hatte ich ein Entschei dungsproblem (und darüber lachen Petra, Ingrid und ich noch heute): Auf welche der beiden Damen hast du’s denn jetzt eigentlich abgesehen, Waldi? Anfangs waren beide im Wettbewerb. Also: Die beiden standen in ihrer Ecke, ich stand in meiner Ecke. Geschaut habe ich ausführlich, aber angesprochen habe ich die beiden nicht, weil ich zeitlebens nie Frauen von mir aus angesprochen habe. Eine Riesengosche hatte ich immer, aber ich war nie ein Anmacher. Beim Fortführen, wenn der erste Kontakt da war, entweder über einen Dritten oder wenn »sie« mich angesprochen hatte – da war ich immer gut. Aber den ersten Satz zu sagen: »Wie gefällt es Ihnen hier?«, das war nie Waldi-Style. Völlige Blockade.
Aber die beiden bekamen das auch ohne meine aktive Mithilfe gut hin. Mama bestellte ein Käsbrot, und weil ich auch Hunger hatte, dachte ich mir: Jetzt warte ich mal ab, was da kommt, was für einen Käs der Schumann heute im Angebot hat. Das Käsbrot kommt, ich schau so rüber und Ingrid zu mir: »Wollen’s auch ein Stück?« Ja klar! Wollte ich! Und nicht nur vom Käsbrot!
Damit war alles gut, der erste Kontakt war da, ich hatte mich doch eher Richtung Petra orientiert, und Waldi konnte seine Stärken ausspielen. Mit Petra war es sofort ein herrliches Schnattern, wir sind beide nicht auf den Mund gefallen – und weil sie fußballnarrisch ist, wenngleich leider
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