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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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Mama …
    Offenbar habe ich eine Schwäche für Frauen namens Petra, nicht nur wegen meiner gleichnamigen Ehefrau. Meine BR - Kollegin Petra Schürmann, 1956 die erste deutsche Miss World, damals, als dieser Titel noch etwas zählte, war eine Königin für mich – aber so geerdet, so normal, mit so viel Herzensbildung. Diese Frau habe ich verehrt. Als junger Spund durfte ich mit ihr ein Magazin von der Funkausstellung in Berlin moderieren, und wir hatten unglaublich viel Spaß dort. Ich erinnere mich an eine Feier, auf die wir zusammen gegangen sind und auf die sie mich schonend vorbereitete: »Ich nehme eine Freundin mit. Die ist aber ein bisschen spe ziell, die muss man mögen.« Die Freundin, die sie anschleppte, war Elisabeth Volkmann, und ich mochte sie. Und wie! Auf die bin ich voll abgefahren. Ich war sonst eher Richtung Blond orientiert. Aber schon bei Klimbim war Elisabeth das heißeste Eisen der ganzen Sendung. Viele standen damals auf die Steeger, aber ich war ganz klar Volkmann.
    Wir hatten einen wunderbaren Abend. Die beiden Damen in der Blüte ihrer Jahre, Elisabeth alles andere als die Ulknudel aus dem Fernsehen, sondern ein Prachtweib, unglaublich gescheit, noch dazu Fußballfachfrau mit einem Wahnsinnswissen. Kurzum: Ich war verloren. Wir drei schritten eingehakt über den roten Teppich, Petra auf der einen Seite, Elisabeth auf der anderen, Fotos ohne Ende. Und all die Fotografen fragten sich: »Wer bitte ist der Typ in der Mitte mit dem Schnauzer, den keine Sau kennt und der da mit diesen beiden Granaten anmarschiert kommt?« Auch drin nen wollten alle nur von den Ladys wissen: »Wer ist der denn?«
    Nach zwei Stunden hatte ich von dem Zirkus genug. Wir hatten zuvor schon ausgemacht, dass ich nur mitgehe, wenn ich der Chef bin, wenn ich sage, wann wir wieder gehen – und vor allem wohin. Als Hahn im Korb sagte ich also: »Hühner, putt putt putt, wir gehen!« Auf an die Hotelbar mit dem Geflügel! Dort wurde der Abend dann noch schöner, und es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit Elsbeth, wie ich sie nennen durfte. Wenn Elsbeth im Alten Simpl nachts ihre Arien gesungen hat, war ich der Einzige, der sagen durfte: »Jetzt halt endlich die Gosch!« Meine heutige Frau Petra hat sowohl die Schürmännin als auch die Volkmännin noch kennengelernt, und alle drei haben sich wunderbar ver standen. Petra Schürmann hat meiner Frau sogar den Segen erteilt: »Erstens hast du den richtigen Vornamen, und zweitens bist du die Richtige für ihn.«
    Petra Schürmann war für mich wie ein Porzellanengel. Ich erinnere mich an die Funkausstellungszeit in Berlin, als Petra jeden Abend um neun zu Hause bei ihrem Mann Ger hard Freund telefonisch Meldung erstatten musste. Wie geht’s dir, was machst du, wo bist du, mit wem und warum? Und das in der Vor-Handy-Zeit. Um neun war Petra immer auf der Suche nach einem Telefon. Eines Abends hatten wir den heftig berlinernden Kameramann Horst dabei, und Petra wollte telefonieren, als gerade das Essen auf den Tisch kam. Horst sagte zu Petra: »Eens sach ick dir, Mädel. Det is nich normal, wat du da machst.« Und ihre Tochter Alexandra, damals vierzehn, pflichtete bei: »Mama, der hat recht. Heute rufst du nicht an!« Gemeinsamer Entschluss am Tisch: Wir ziehen das mutig und unerschrocken durch! Heute wird nicht telefoniert!
    Am nächsten Morgen um sieben im Hotel holt mich der Redakteur vom SFB telefonisch aus dem Bett: »Waldi, ich muss dich leider wecken. Herr Freund sitzt uns auf der Pelle. Der telefoniert seit gestern Abend mit Gott und der Welt, wo seine Frau steckt.« Ich zurück: »Woher soll ich das wissen?« Darauf der Mann vom SFB , der sich windet und nicht recht mit der Sprache raus will: »Waldi, wie soll ich das sagen, ähm, unsere erste Idee war, uns bei dir zu erkundigen …« Damit war der Sender Freies Berlin aber auf der falschen Spur. Leider. Denn wollen hätte ich schon. Aber dürfen habe ich mich nicht getraut.
    Was mit Petra in ihren letzten Lebensjahren passiert ist, als ihre über alles geliebte Tochter, die ihre innigste Freun din war, von einem wahnsinnigen Geisterfahrer getötet wurde, als sie danach völlig verstummte – das war so unsagbar traurig und tragisch. Mir fehlen bis heute die Worte, wenn ich bloß daran denke. Als der Unfall passierte, war ich im Urlaub auf Sardinien, die ersten Ferien mit meiner Frau, und habe Petra einen Brief geschrieben. Eine Antwort habe ich gar nicht erwartet. Aber als ich sie lange Zeit danach bei

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