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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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brüllt mich an: »Und dir sage ich eines, du musst jetzt genau aufpassen, ob du Schauspieler werden willst oder Kabarettist oder ob du noch Journalist sein willst, du langhosiger Millionär!«
    Da bin ich raus zur Tür, das wollte ich mir nicht bieten lassen. Und ein paar Minuten später geh ich wieder rein, der Vulkan hatte ausgeraucht, Blutdruck und Gesichtsfarbe waren wieder im Normalbereich. Uli hat lammfromm und seelenruhig sein Sportschau -Interview gegeben. Am Ende, als die Kamera aus war, nutzt mein südhessischer Redakteur die Gunst der Stunde, erzählt von den Problemen seines Heimatvereins Darmstadt 98 . Und aus dem wutschnaubenden Bluthochdruck-Hoeneß von vor ein paar Minuten wird der Retter-Uli, der Vater Teresa von der Säbener Straße, wie ihn Kalle Rummenigge einmal nannte. So haben wir das Bayern-Freundschaftsspiel in Darmstadt und die Rettung von Darmstadt 98 eingefädelt. Die zwei Gesichter des Uli Hoeneß – beide gesehen, innerhalb weniger Minuten. Und zu meinem Darmstädter Kollegen habe ich gesagt: »Weißt du, warum ihr das Spiel bekommt? Weil Uli das schlechte Gewissen nach seinem Wutanfall ausbügeln wollte.«

7
    DURCH DIE SENDUNG FÜHRT SIE WALDEMAR HARTMANN
    Radiogeschichten und Radioschwindeleien
    Zunächst landete ich beim BR -Radio und noch lange nicht im Fernsehen. Was mich aber nicht gestört hat, denn Radio ist ein wunderbares Medium. Der Hörer muss allerdings aufpassen. Er sieht ja nichts. Er hört nur. Und was er hört, muss nicht immer vollständig der Wahrheit entsprechen.
    Einmal bin ich in der Sendung Bayern- 3 -Reiseexpress daheim im Bett gelegen und habe live vor Ort über das Schneechaos im Allgäu berichtet. Davor habe ich mit der Polizeiinspektion in Kempten telefoniert und mir den ganzen Schlamassel schildern lassen. Zu meiner Entschuldigung möchte ich vorbringen, dass ich dadurch mehr erfahren habe, als ich direkt vor Ort überhaupt mitbekommen hätte. Und dann habe ich aus dem Bett, live aus meinem Matrazenallgäu, berichtet. Gute alte Radiopraxis und bis heute weit verbreitet.
    Für einen Freund meiner damaligen Lebensgefährtin, dem all die Skilifte in Balderschwang im Oberallgäu gehörten, wollten wir dringend ein wenig Werbung machen. Also haben wir die Eröffnung der ersten bilateralen Langlaufloipe zwi schen Bayern und Vorarlberg, die gemeinsam gespurt wird, groß ins Radio gebracht. Wir waren mit einem kleinen Ü-Wagen da oben, wollten eine wunderbare Winterreportage machen – doch es regnete. Dramaturgisch war das natürlich ungünstig und auch keine wirklich gute Werbung für Balderschwang. Aber: War ja kein Fernsehen. War ja Radio.
    Mein Quasischwager Heinz war völlig verzweifelt, doch ich konnte ihn aufrichten: »Heinz, gar kein Problem, wir machen schließlich Radio. Merkst du nicht, wie es schneit?« Und so haben wir eine herrlich winterliche Reportage aus dem Allgäu im Bayern- 3 -Reiseexpress gesendet. Ich stand im strömenden Regen und erzählte, wie wunderbar die Flocken im Oberallgäu rieseln. Halb Bayern muss da Lust bekommen haben, sofort zum Skifahren nach Balderschwang aufzubrechen. Glücklicherweise gab es damals noch keine Live-Wetter-App am iPhone und keine Webcams, sonst hätte ich es nicht schneien lassen können.
    Aufgeflogen sind wir trotzdem – zumindest ein bisserl. Es war nämlich so: Unten im Tal verläuft die B 19 – und wenn es unten regnet, schneit es bei entsprechenden Temperaturen oben am Riedbergpass auf 1400 Metern schon. Dann geht ohne Schneeketten gar nichts mehr. Und so, das habe ich später erfahren, fährt unten auf der B 19 ein Ehepaar durch den Regen und hört den Hartmann im Radio, wie herrlich es da oben schneit. Und die beiden, ortserfahren und besonders schlau, fahren gleich unten auf den Parkplatz und legen ihre Schneeketten an. Alles schaut: Was machen die beiden Wahnsinnigen denn da? Weit und breit kein Schnee in Sicht, was wollen die mit ihren Schneeketten? Und der brave Mann, ortsansässiger Besitzer einer Ferienwohnung, rumpelt ganze sechzehn Kilometer auf Schneeketten durch den strömenden Regen. Der Pass kommt, der Schnee nicht.
    Später am Tag hocken wir in der Dorfkneipe, feiern unseren wunderbaren Coup, als der Arme die Tür aufreißt und brüllt: »Wo hockt er, der Verbrecher?« Großer Lacherfolg. Bis heute hat beim BR niemand davon erfahren, wie der Hartmann den Schnee im Allgäu erfunden hat und den Fremdenverkehr ankurbelte.
    Eine meiner ersten Radioreportagen für den BR -Sport, für den

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