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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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Hals, das war völlig ungewohnt für mich, steril, kalt, unpersönlich, kein Feedback.
    Zum ersten Mal in die freie Wildbahn mitgenommen wurde ich auf eine Auktion von Bayern 1 im Kloster Irsee zugunsten der Renovierung des Klosters. Dort bin ich sofort zum Bürgermeister und habe mich erkundigt: Wer sind die Gespicktesten in der Gemeinde? Wer hat das meiste Geld? Und genau zu diesen Leuten bin ich gegangen und habe ihnen gesagt: »Ihr wollt doch eh fürs Kloster spenden. Dann macht’s doch bei unserer Auktion mit, dann kriegt ihr auch noch was für euer Geld. Auf geht’s, ich brauche sichere Handheber beim Steigern!«
    Damit war die Auktion solide vorbereitet. Unter anderem gab es eine exklusive Trainerstunde beim ehemaligen Bayern-Star Franz »Bulle« Roth zu gewinnen. Alle waren hellauf begeistert. Die Auktion lief wie am Schnürchen, wir hatten eine Riesensendung. Und die BR -Leute schauten mich danach an wie einen Wundertätigen: »Das war sensationell, wie du das Geld reingebracht hast, wie du die Leute im Griff gehabt hast.«
    Da dachte ich mir: Sind das jetzt so Amateure, oder tun die bloß so? Für mich war das alles völlig normal. Aber die hatten alle noch keine Diskothekenabende veranstaltet, wo du einen ganzen Laden rocken musst. Da lernst du das Quasseln und das Lockersein. Und da lernst du, dich seriös vorzubereiten. Du kannst halt keinen Discoabend veranstalten und denken, na, lass ich einfach mal auf mich zukommen, was so passiert. Das klappt nicht. Niemals. Der große Rudi Carrell hat das auf den Punkt gebracht: »Wenn du etwas locker aus dem Ärmel schütteln willst, musst du vorher etwas reingetan haben.«
    Nach der Klosterauktion war ich bei jeder Radiolivesendung mit dabei, weil ich mit den Leuten umgehen konnte. Die große weite Welt war das natürlich noch lange nicht. Im Gegenteil: Wir haben im Regionalprogramm alles mitgenommen, was daherkam: Eröffnung der Kläranlage, Parkplatzerweiterung am Südwestrand der Stadt, das schon erwähnte Gäubodenfest, was auch immer. Später durfte ich dann auch auf Bayern 1 moderieren und auf Bayern 3 Gute Fahrt und gute Reise , die legendäre Autofahrersendung.
    Aber eigentlich wollte ich immer nur eines. Ich wollte in den Sport. Und am 20 . Januar 1 979 , einem Samstagnachmit tag, durfte ich endlich ins ersehnte Fußballstadion. Fritz Haus mann hatte schließlich ein Einsehen mit mir und bot mir an: »Wollen Sie nicht doch einmal eine Probereportage beim Fußball machen?« Und ob ich wollte! Das Münchner Olympiastadion hatte ich zwar noch nicht erobert, aber zumindest das städtische Stadion Nürnberg, Club gegen VfB Stuttgart, 1 : 0 . Waldi beim richtigen Fußball, zum ersten Mal als Reporter.
    Schade nur, dass keiner zuhörte. Denn ich saß neben dem altgedienten BR -Reporter Günther Wolfbauer, der live für Heute im Stadion kommentierte – und meine Neunzig-Minuten-Reportage wurde nur im Ü-Wagen aufgenommen, zur Begutachtung durch den BR , nicht für die Zuhörer. Nicht zum Senden, nur als Probeband.
    Es war eine Katastrophe. Meiner Meinung nach zumindest. Ich fand mich furchtbar. Mein Gott, ich war einer von den Hunderttausenden, die sich jeden Samstag über so manchen BR -Reporter aufgeregt haben – und jetzt verzapfte ich selbst so einen Mist. Ich habe gemerkt: Um Gottes Willen, ist das schwer, neunzig Minuten über ein Fußballspiel zu reden, das ist ja furchtbar. Wenn mein Rundfunkgott, der legendäre Reporter Oskar Klose, das zu hören bekäme – nicht auszudenken …
    Klose war für mich der Gott des Mikrofons. Ich weiß noch, Fritz Hausmann hatte uns Jungen zu Weihnachten mal eine Kassette mit den besten Reportagen von Oskar Klose geschenkt. SENSATIONELL! Die hatte ich im Auto, zum Beispiel Kloses Radioreportage vom Tischtennis- WM -Finale 1969 in München zwischen Eberhard Schöler und dem Japaner Shigeo Itoh. Ein faderes Thema kann es eigentlich gar nicht geben, aber Klose war unglaublich. Du hast beim Zuhören gemeint, die Bälle fliegen dir direkt um die Ohren. Das war Fernsehen ohne Bilder. Zum Niederknien. Genau wie Kloses Reportagen von der Fußball- WM 1974 in Deutschland.
    Die nächste Reportage auf dem Band war unser Spiel bei der Fußball- WM 1970 gegen England. Da läuft es mir heute noch kalt den Rücken runter, wenn ich das höre. Der nannte nur dreimal einen Namen, steigerte dabei die Tonhöhe – alles, was heute im Radio und im Fernsehen gemacht wird, hatte Klose damals schon drauf. Und er konnte es viel besser als die

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