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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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großes: Unter einer BR -Kamera, die die Veranstaltung fürs Fernsehen aufzeichnete, hing ein Monitor. Und auf dem lief, absolut unüblich, das aktuelle Programm des Bayerischen Fernsehens. Normalerweise sieht man dort das Kamerabild, diesmal aber komischerweise das Livefernsehen. Das habe ich jedoch leider zu spät gemerkt.
    Dann war’s drei viertel neun, überschäumende Stimmung auf der Wiesn – als plötzlich auf diesem saudummen Monitor die weiß-blauen BR -Wolken durchs Bild zeitrafferten. Ladys and Gentlemen, Bavarian Broadcasting Company proudly presents the Rundschau , natürlich wie immer live from Munich-Freimann – und moderiert von Anchorman Waldemar Hartmann. Dem einzigen Menschen, der es schafft, gleichzeitig live im Fernsehstudio und bei seiner zweiten Maß auf dem Oktoberfest zu sitzen.
    Aua.
    Mein Abteilungsleiter Dr. Fuchs schaute auf diesen Bildschirm, schaute mich an, schaute immer wieder hin und her, und hat sich höchstwahrscheinlich gedacht: »Herrschafts zeiten, die schauen sich aber ziemlich ähnlich, die zwei.« Und dann hat er bloß ganz leise und in leicht verzweifeltem Tonfall zu mir gemeint: »Du sagst mir jetzt aber bitte, dass das nicht wahr ist.«
    Leugnen war zwecklos, die Beweislage ziemlich eindeutig. Also Vorwärtsverteidigung: »Gerhard, ihr feiert’s hier, und wir draußen in Freimann sind die Deppen. Weil heute eh nix los war, haben wir halt aufgezeichnet.«
    Mein Abteilungsleiter war mittlerweile kalkweiß und hatte große Angst vor seinem Chefredakteur: »Wenn das der Feller sieht.«
    »Dann hock dem Feller zwei Weiber hin. Der soll feiern und nicht fernsehen.«
    Es ging gut.
    Mich allein hätten sie sofort rausgeschmissen, mit großer Lust sogar. Aber es haben drei Abteilungen mitgespielt bei der Geschichte mit den aufgezeichneten Nachrichten. Sie hätten den halben Laden rausschmeißen müssen. Das war dann doch zu aufwendig. Jahre später bin ich mit Wolf Feller beim Roiderer Toni in Straßlach im Gasthof zum Wildpark gesessen, grad zünftig war’s. Da habe ich mir gedacht, jetzt erzähle ich ihm die Geschichte, war ja doch recht lustig. Der Feller hätte mich am liebsten nachträglich noch rausgeschmissen. Der verstand in dieser Frage überhaupt keinen Spaß.
    Mit Wolf Feller habe ich in den Neunzigern einige denkwürdige Gagenverhandlungen geführt. Unter anderem bei den Winterspielen 1994 in Lillehammer. Und das kam so: Meine BR -Kollegin Corinna Halke zeigte in einem Bericht Bilder der Eiskunstläuferin Tanja Szewczenko aus dem Stern – ohne Quellenangabe, ohne Genehmigung des Stern . Keine böse Absicht, trotzdem ein absolutes No-go. Klar, dass am nächsten Tag ein Schreiben aus der Rechtsabteilung von Gruner und Jahr bei uns im Fax aufschlug: Wir bitten um zügige Zahlung von 30000 Mark.
    Eberhard Stanjek wusste, dass ich Rolf Schmidt-Holtz gut kannte, den damaligen Chefredakteur und Herausgeber des Stern : »Waldi, kannst du den nicht anrufen?« Also rufe ich bei Rolf an, sorry, tut uns leid, dummes Versehen. Muss das denn wirklich sein mit den Dreißigtausend? Nein, musste natürlich nicht sein. Schmidt-Holtz war ganz entspannt und hat sofort gesagt: »Eine Nennung der Quelle auf dem Sender, dann geht das in Ordnung.«
    Das ging mir dann aber zu schnell. Meine Anstalt sollte ja das Gefühl haben, dass ich mit Zähnen und Klauen um unser sauer verdientes Gebührengeld gekämpft habe. Ich also: »Rolf, ganz ruhig, nicht so schnell! Ich muss dich erst nach hartem Kampf überzeugen. Und nach zwei Stunden rufst du bei Stanjek an und stimmst zähneknirschend zu. Und du rufst auch nicht selber an, sondern du lässt anrufen.« So haben wir es dann auch gemacht, meine Anstalt war sehr zufrieden mit mir.
    Im Laufe dieses Gesprächs hat mir Schmidt-Holtz noch ver raten, dass er nach Lillehammer kommt – in seiner Eigenschaft als Präsident der Deutsch-Norwegischen Gesellschaft. Und Eberhard hat mir gesteckt, dass auch BR -Fernsehdirektor Wolf Feller auf der Anreise ist. Diese Konstellation hat mir wunderbar gepasst. Daraus ließ sich etwas machen, karrieretechnisch. Und monetär ebenfalls – der Mensch hat schließlich Ausgaben, die bestritten werden wollen, noch dazu nicht nur für sich selbst,
    Ich treffe mich also im Kufenstüberl mit Feller, in aller Ruhe am Nachmittag draußen an der Rodelbahn, und mache ihm klar: »Herr Feller, ich muss mich umschauen, was nach meiner Scheidung laut Düsseldorfer Tabelle noch für mich übrig bleibt. Aber was bei mir als

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