Driver 2
Küche – schmieriger Tresen, fettige Herdplatten, bergeweise schmutziges Geschirr – und staunte erneut über den Kontrast.
Er sah zurück auf die Regale.
»So hat die Welt ausgesehen, bevor die Computer sie übernommen haben«, sagte Driver.
»Computerfiles, ja. Einfach zu kopieren, einfach zu löschen. Aber ich habe von all dem hier Kopien versteckt.«
»Rückversicherung?«
»Rückversicherungen, Erinnerungen, Archive. Nennen Sie es, wie Sie wollen.«
Raymond zeigte fragend auf die Regale. Als Driver nickte, ging er hinüber und zog einen Ordner heraus. Ohne zu suchen, ohne zu zögern. Brachte ihn zurück und händigte ihn aus.
Driver schlug ihn auf. E-Mail-Kopien. Kontoauszüge und Bankunterlagen. Berichte von Kreditbüros, einem Better Business Bureau, einer Lizenzorganisation. Fotokopien handgeschriebener Notizen, die aussahen, als wären sie aus einem Tagebuch oder kleinen Notizheft. Mitgliederlisten.
»Bringt Sie nicht direkt hin, aber es ist immerhin so etwas wie eine Landkarte.«
»Also niemand, für den Sie vorher schon mal gearbeitet haben.«
»Nein. Und jede Menge Vorhänge. Ich schaue immer so tief ins Wasser, wie ich kann. So wie Sie sicherlich auch. Das Einzige, was ich herausgefunden habe, ist, dass es über einen Rechtsanwalt in oder um New Orleans herum kam.«
»Keine Idee, wer dahintersteckt?«
»Jemand mit einem Arsch voll Geld.« Raymond streckte die Hände nach dem Ordner aus. »Geben Sie mir einen Moment. Ich mache Kopien.«
» ICH HAB DA UNTEN ein paar alte Jogging-Kumpels die ich vorbeischicken könnte.«
»Tattoos nützen hier wahrscheinlich nichts, Felix.«
»Doyles schon. Semper Fi. Beinprothese. Humpelt herzerweichend, wenn er will. Jeder, der bei ihm ist ... Er sagt nie viel, stellt aber Fragen, auf die man ganz unbefangen antwortet.«
»Hört sich gut an.«
»Ich setze sie drauf an und melde mich wieder.«
»Pass auf dich auf, mein Freund.«
»Mach ich.«
Billies Kopf lehnte am Sitz, und ihre Augen waren geschlossen, als er zurück in den Wagen stieg. Sie hatten es an verschiedenen Orten versucht. Jetzt standen sie hinter einem seit Langem geschlossenen Bowlingladen, der offenbar im Begriff war, zu einem Flohmarkt und einer Tauschbörse zu werden. Arbeiter schliffen pinkfarbene Stuckverzierungen mit einem Sandstrahler ab.
»Ist dein Freund immer so schwer zu finden?«
»Bis er weiß, wer ihn sucht.«
»Nie daran gedacht, ein Telefon zu benutzen?«
»Er ist mehr der Von-Auge-zu-Auge-Typ.«
»Wohl eher zwischen die Augen, so wie er aussieht.«
»Ist schon vorgekommen.«
Sie hatte ein Gummiband zwischen den Zähnen und strich sich die Haare zurück. Sprach mit dem Band im Mund und zog es dann über die Haare. »Irgendwelche Hintern, denen du in der nächsten Stunde oder so einen Tritt versetzen musst?«
»Kann warten. Hast du was vor?«
»Ich wollte meinen Vater besuchen und dachte, du magst vielleicht mitkommen.«
Willow Villa war ein Gebiet von Gewerbeimmobilien, das unerwartet vor ihnen aus dem Boden aufgeragte. Eben waren sie noch an Ranch-Häusern, Scheunen und doppelten Auffahrten vorbeigekommen, als sie plötzlich von Schildern umringt waren.
Bernard Capes, Chiropraktiker. Aktions-Gliedmaßen und Prothesen. Wirbelsäulenmechanik. Physiotherapie
. Als ob sich ein ziemlich schräges medizinisches Einkaufsparadies der ganzen Gegend bemächtigte.
Zwei Wagen standen hinten auf dem Besucherparkplatz, einer von ihnen ein 1968er Pontiac GTO, der aussah, als käme er direkt aus dem Ausstellungsraum. Driver und Billie sahen zu, wie sieben ältere Damen aus dem Gebäude kamen, mindestens drei Minuten brauchten, um in das Auto einzusteigen, und dann schleichend die Einfahrt hinunterzuckelten, wo sie laut auf der Straße aufsetzten.
Drinnen warteten sie kurz, um sich einzutragen. Die Luft war kühl, abgestanden, und roch leicht nach reinem Alkohol. Hinter dem Tresen saßen zwei Frauen an ihren Schreibtischen. Eine beugte sich über eine Art Geschäftsoder Protokollbuch. Die andere, die auf ihren Computerbildschirm gestarrt hatte, schaute auf. Ihr Haar hatte drei verschiedene Farben, keine davon war ihre natürliche oder überhaupt irgendwo in der Natur zu finden.
»Hey, Billie.«
»Maxine, du bist wieder da.«
»Seit gestern.«
»Dann geht es deinem Sohn also besser?«
»Vorerst ja ... Mr. Bill ist nicht auf seinem Zimmer, Liebes.«
»Oh?«
»Geht draußen mit Wendell spazieren, ist das zu glauben? Wird langsam zur Dauereinrichtung.«
»Welche
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