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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Luxuskörper ...«
    »Du meinst oben ohne, ja?« fragte Maya.
    »Alles runter bis auf den Tanga, meine Beste, und nur weil total nackt in diesem Staat immer noch illegal ist, aber ich sag euch, Lydia fährt an einem Abend mehr an Trinkgeld ein, als ihr alle zusammen in einem ganzen Monat an Sozialhilfe oder Essensmarken kriegt, oder was sie euch da austeilen.«
    Alle sahen zu Norm, ob sie sich dessen bewußt waren oder nicht. Und Norm am Kopf des Tisches, wallendes Haar unter dem Stirnband, die vom Hals baumelnde Kuhglocke wie eine Käsereibe, setzte seinen Kakaobecher ab und leckte sich den Schnurrbart, bis der letzte süße Rest vertilgt war. »Also schön«, sagte er schließlich. »Ist doch cool. Also, ich denke, damit können wir leben, oder, Leute? Lydia zeigt also her, womit Gott sie geschaffen hat, und streicht ein bißchen Cash für Drop City ein – wieso sollten wir ein Problem damit haben?«
    Verbies Entgegnung schlug zu wie ein Peitschenhieb. »Das ist Ausbeutung.«
    »Ausbeutung von wem?«
    »Des weiblichen Körpers. Es ist sexistisch. Ich meine, ich sehe keinen von euch Männern in so einem Laden tanzen, in eurer Unterwäsche oder was ...«
    »Weil niemand darauf scharf ist«, gab Norm zurück, und jetzt lachten alle, Bekenntnisse machten die Runde, und dann meinte Sky Dog, er würde es tun, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ach ja?« fauchte Verbie. »Warum tust du’s dann nicht gleich hier? Warum steigst du nicht auf den Tisch und zeigst uns mal ein bißchen was? Komm schon, laß sehen, was du hast, großer Junge, komm schon ...«
    Sky Dog erhob sich unsicher von der Bank und begann an seinen Hemdknöpfen zu nesteln, während erste anfeuernde Pfiffe losgellten, aber nachdem er das Hemd herunter hatte, schien er ein wenig den Faden zu verlieren und setzte sich wortlos wieder hin.
    »Feigling«, rief Merry.
    »Seht ihr, was hab ich gesagt«, sagte Verbie.
    Und dann nahm Premstar, die neben Norm thronte wie eine bemalte Schaufensterpuppe, Premstar die Schönheitskönigin, die weitaus besorgter um ihre Fingernägel, ihren Lippenstift und Eyeliner war als um irgend etwas, was auf Drop City jemals abging, ob in Vergangenheit oder Gegenwart, zum allerersten Mal an diesem Abend an der Unterhaltung teil. »Was ist eigentlich mit den Mitbringseln?« wollte sie wissen. »Die ganzen Sachen, die wir bei Pan bestellt haben, meine ich. Habt ihr die alle vergessen oder was?«
    Unglücklicherweise wählte Ronnie ausgerechnet diesen Moment, um von seinem Zelt her über die Wiese zu schlendern, die Sonne entflammte seine Haarsträhnen, er wiegte sich in den Hüften, als marschierte er auf einem Laufrad, und am Tisch verstummte kurzfristig alles, um sein Herannahen zu verfolgen. Jeder dachte dasselbe. Pan hatte die ganze Zeit in seinem Zelt gepennt, aus den Augen, aus dem Sinn, aber inzwischen war das Boot mit Verbie und Sky Dog und Dale eingetroffen, eine wahrlich seltsame Fracht, und die Fenster für das Versammlungsgebäude und die drei geplanten Blockhäuser waren da, unzweifelhaft und unbeschädigt, auch die Kanister mit Petroleum, das Öl und neueKetten für die Sägen, aber sonst nichts. Keine Süßigkeiten. Kein Deo. Keine Bücher, Zeitschriften oder Tuben mit Sonnencreme. Und wenn sie weder im Flugzeug noch im Boot gewesen waren, wo waren sie dann?
    »Hey, Dale«, fragte Sky Dog in dem Versuch, das Gespräch wiederzubeleben, »erinnerst du dich an die Scheiße, die sie uns in dieser Fernfahrerkneipe in, wie hieß das, Carmacks oder so, andrehen wollten? Haben sie das Zeug nicht Elchburger genannt?« Aber keiner hörte ihm zu. Alle Blicke lagen auf dem heranschlurfenden Pan, der sich geistesabwesend das Hemd in die Hose stopfte und nach Moskitos schlug. Sogar Freak hob den Kopf von der Erde, um ihn abschätzend zu mustern. Der Augenblick hing in der Schwebe.
    »Hey, was tut sich?« fragte Ronnie und beugte sich über Marcos Schulter, um in die Tiefe des nächststehenden Topfes zu spähen. »Komm ich zu spät zum Abendessen?«
    Anfangs versuchte er auszuweichen, quetschte sich wortlos zwischen Star und Joe Bosky auf die Bank, kratzte den Topf aus, so gut er konnte, und lud den Inhalt auf den erstbesten Teller, den er in die Hand bekam, kein Problem damit, daß ihn schon jemand benutzt hatte, er war nicht kleinlich. Er hatte seine Alles-paletti-Miene aufgesetzt, breites Grinsen und tanzende Blicke, und er hatte sich auch ein wenig beim Anziehen bemüht, sein Jeanshemd war sauber, vielleicht sogar gebügelt,

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