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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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»Wohnen Sie hier?« fragte der linke und sprach Ronnie an, ließ aber zugleich seine kalten blauen Augen zu Merry, Maya, Mendocino Bill und noch weiter hüpfen, bis in die Tiefen des Hauses, wo stockende Aktivität zu ahnen war.
    Zwar hatte sich die Hälfte von Drop City beim ersten Anblick des Streifenwagens in die Büsche geschlagen, aber Ronnie blieb völlig cool. Er hatte nichts zu befürchten. Er war noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten – sein Glück hatte bei jeder Transaktion, jedem Zug am Joint und jedem luftleeren Spritzendruck gehalten –, und für den Militärdienst hatte ihn ein Cousin seines Vaters, der Psychologe war, aufgrund seelischen Unvermögens untauglich geschrieben. Was keineswegs hieß, daß er die Schweine nicht als das erkannte, was sie waren. »Ich wohne auf dem grünen Planeten Erde«, sagte er und bleckte die Zähne.
    »Genau, Alter«, kommentierte der neue Typ, »und hergebracht hat uns Brahma – und der große Vischnu beschützt uns.«
    »Stimmt auffallend«, sagte Maya, und dann meinte Merry, die ihr Haar nach hinten warf und dabei die bemalten Brüste freilegte: »Ihr wohnt auch hier. Wir alle wohnen hier. Auf demselben Planeten, capito?« Worauf jeder auf der Veranda, sogar der neue Typ, die Hand zum Peace-Zeichen hob.
    Der Bulle stellte einen blitzblanken Stiefel auf die sonnengebleichte, abgeblätterte Bohle der zweiten Verandastufe und ließ ihn dort stehen, lehnte sich auf sein Knie und wandte sich nun nur noch Pan zu. »Wer ist denn hier der Chef?« wollte er wissen, und er klang halbwegs vernünftig, gutmütig und vernünftig, so als spräche er mit einem Haufen Viertkläßler oder vielleicht dem Trunkenbold der Stadt, der im eigenen Saft duselte. »Wer ist der Vermieter? Der Besitzer?«
    In diesem Moment trat Dale Murray durch die Fliegentür hinaus, gerade rechtzeitig, um die Frage aufzufangen. Dale war ein Freak der alten Schule – kein Augenblick auf dieser Erde ist stark genug, um dafür auf Drogen zu verzichten, so lautete sein Motto –, und er war letzte Woche eines Abends auf einer feigengrünen Honda auf die Ranch gedonnert, die so klang, als hätte er Granatwerfer an den Auspuff montiert. Er trug blau-weiß gestreifte Schlaghosen, und er war ohne Hemd, recht muskulös und gebräunt; vom Hals baumelten ihm Glöckchen, Perlen sowie die gelblichen Zähne irgendeines glücklosen Fleischfressers, und an der Hüfte hatte er eine Gitarre befestigt wie einen großen hölzernen Kummerbund. Er schenkte jedem der Polizisten einen erhabenen Blick und sagte dann: »Hören Sie, ich werde Ihnen keine ausweichenden Antworten geben und sagen, daß Gott hier der Besitzer ist und wir alle auf der Erde im Austausch miteinander leben, Sie und ich und Ihre Frau Loretta und Richard Milhouse Nixon auch – nein, ich will weder Ihre Intelligenz beleidigen noch Ihre Zeit vergeuden, denn ich weiß, wie hart ihr Jungs arbeitet und was für eine Scheiße euch die Leute ständig aufdrücken.« Er legte eine Pause ein. Die Gesichter der Bullen verhärteten sich, und der vordere, der die Fragen stellte, zog sein Bein zurück und richtete sich auf. »Ich werde also nicht lügen«, sagte Dale Murray, »... ich bin’s. Ich bin der Chef hier.«
    Der redselige Bulle sah auf das oberste Blatt in seinem Protokollheft und hob dann wieder den Blick, um ihn wie eine Metallklammer auf Dale Murray zu heften. »Demnach sind Sie Norman L. Sender, trifft das zu? Halter eines weiß-orangefarbenen VW-Busses mit einem Peace-Zeichen auf der Fahrerseite und dem kalifornischen Kennzeichen OWSLEY-1? Trifft das zu?«
    Dale Murray zupfte an seinen Haarsträhnen. Ronnie hörte seinen Atem, ein rasselndes Ein und Aus von Luft, und es klang wie eine seit langem ungeschmierte Maschine.
    »Gesucht wegen Verlassens eines Unfallorts«, fuhr der Bulle fort, »in offensichtlich berauschtem Zustand. Das wären dann also Sie, ja?«
    »Nein, Sir«, sagte Dale Murray, und alle auf der Veranda taten so, als wären ihnen die genannten Einzelheiten völlig unbekannt. »Nein, Sir«, wiederholte er, und sein Akzent – was war das? Texas? Südstaaten-Prolet? – wurde noch etwas stärker, »das habe ich nicht gesagt.«
    Der zweite Bulle schloß jetzt auf. »Können Sie sich ausweisen?« wollte er wissen, und seine Stimme klang überhaupt nicht vernünftig – es war die standardmäßige, nicht mit sich spaßen lassende Knüppelschwingerstimme, die sie wahrscheinlich mit den Dienstmarken ausgehändigt kriegten. »Ihr alle

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