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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Reliquien eines unbe-
    quemen Toten reißt. Der wesentliche Herausgeber war
    Franz Blei, dieser bewundernswerte Mann, den die
     Mannigfaltigkeit seiner Talente in die dichteste Literatur
    hineintreibt, wo er sich aber nicht befreien und halten
    kann, sondern mit verwandelter Energie zu Zeitschrif-
    tengründungen entläu. Der Verleger war Hans von
    Weber, dessen Verlag zuerst vom „Hyperion“ ganz
     überdeckt war, heute aber, ohne sich in einer Seitengasse
    der Literatur zu verstecken, ohne aber auch mit allge-
    meinen Programmen zu strahlen, einer der zielbewußte-
    sten großen deutschen Verlage geworden ist.
    Die Absicht der Gründer des „Hyperion“ war, mit
     ihm in jene Lücke des literarischen Zeitschrienwesens
    zu treten, die zuerst der „Pan“ erkannt, nach ihm die
    „Insel“ auszufüllen versucht hatte, und die seitdem
    [  ]
    scheinbar offenstand. Hier fängt schon der Irrtum des
    „Hyperion“ an. Freilich hat kaum je eine literarische
    Zeitschri edler geirrt. Der „Pan“ brachte zu seiner Zeit
    über Deutschland die Wohltat eines Schreckens, indem
    er die wesentlichen zeitgemäßen, aber noch unerkannten 
    Kräe einigte und durch einander stärkte. Die „Insel“
    erschmeichelte sich dort, wo ihr jene äußerste Notwen-
    digkeit fehlte, eine andere, wenn auch niedrigere. Der
    „Hyperion“ hatte keine. Er sollte denen, die an den
    Grenzen der Literatur wohnen, eine große lebendige 
    Repräsentation geben; aber sie gebührte jenen nicht, und
    sie wollten sie im Grunde auch nicht haben. Diejenigen,
    die ihre Natur von der Gemeinscha fernhält, können
    nicht ohne Verlust regelmäßig in einer Zeitschri aure-
    ten, wo sie sich zwischen den andern Arbeiten in eine 
    Art bühnenmäßigen Lichts gestellt fühlen müssen und
    fremder aussehn, als sie sind; sie brauchen auch keine
    Verteidigung, denn das Unverständnis kann sie nicht
    treffen, und die Liebe findet sie überall. Sie brauchen
    auch keine Kräigung, denn, wenn sie wahrhaig blei- 
    ben wollen, können sie nur von sich selbst zehren, so
    daß man ihnen nicht helfen kann, ohne ihnen vorher zu
    schaden. Wenn also die Möglichkeiten anderer Zeit-
    schrien, zu repräsentieren, zu zeigen, zu verteidigen,
    zu kräigen, sich dem „Hyperion“ versagten, konnten 
    überdies peinliche Nachteile nicht vermieden werden:
    Eine solche Literaturversammlung, wie sie im „Hype-
    [  ]
    rion“ beisammen war, zieht mit Macht und ohne die
    Fähigkeit sich zu wehren, Lügenhaes an; dagegen gab
    es dort, wo die beste allgemeine Literatur und Kunst in
    den „Hyperion“ eintrat, keineswegs immer einen voll-
     kommenen Zusammenklang und jedenfalls keinen be-
    sondern anderswo nicht zu erreichenden Gewinn. Alle
    diese Bedenken aber konnten in den zwei Jahren den
    Genuß des „Hyperion“ nicht stören, denn schon der
    Reiz des Versuches machte alles vergessen; dem „Hype-
     rion“ selbst allerdings gingen diese Bedenken wohl an
    den Leib. Sein Andenken aber wird schon deshalb nicht
    verschwinden können, weil in den nächsten Generatio-
    nen sich sicher keiner finden wird, der den Willen, die
    Kra, den Opfermut und die begeisterte Verblendung
     hätte, ein ähnliches Unternehmen wieder anzufangen;
    und deshalb beginnt der unvergessene „Hyperion“ jeder
    Feindscha schon zu entrücken und wird in zehn oder
    zwanzig Jahren einfach ein bibliographischer Schatz sein.
    [  ]
    Erstes Kapitel des Buches „Richard und Samuel“
    von Max Brod und Franz Kaa
    Unter dem Titel „Richard und Samuel – Eine kleine
    Reise durch mitteleuropäische Gegenden“, wird ein
    Bändchen die parallelen Reisetagebücher zweier Freunde ver- 
    schiedenartigen Charakters enthalten.
    Samuel ist ein weltläufiger junger Mann, der mit vielem Ernst
    sich Kenntnisse im großen Stil und ein richtiges Urteil über alle
    Gegenstände des Lebens und der Kunst zu bilden bestrebt ist,
    ohne doch jemals nüchtern oder gar pedantisch zu werden. 
    Richard hat keinen bestimmten Interessekreis, läßt sich von rät-
    selhaen Gefühlen, noch mehr von seiner Schwäche treiben,
    zeigt aber in seinem engen und zufälligen Kreise so viel Intensität
    und naive Selbstständigkeit, daß er nie zu schrullenhaer Komik
    ausartet. Dem Berufe nach ist Samuel Sekretär eines Kunstverei- 
    nes, Richard Bankbeamter. Richard hat Vermögen, arbeitet nur,
    weil

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