Drunter und Drüber
am liebsten hätte sie keinen Gedanken ans Hotel verschwendet. Sie hatte Tate zu seinem Freund kutschieren wollen, ohne dort auch nur auszusteigen, weshalb sie bequeme Freizeitkleidung trug – tiefsitzende Shorts und ein kurzes ärmelloses T-Shirt, das, wenn sie die Arme auch nur ein wenig anhob, den Blick auf ihren Nabel freigab.
Nachdem Sophie sie angerufen hatte, hatte sie kurz erwogen, wieder in ihre Arbeitskluft zu schlüpfen, um bei Bronsens einen professionellen Eindruck zu machen. Dann jedoch hatte sie sich dagegen entschieden. Schließlich war es ihr freier Tag, als müsste man sie so nehmen, wie sie war.
Tate trat von einem Fuß auf den anderen. »Weshalb dauert das so lange?«
»Um Himmels willen, Tate. Wir warten seit weniger als fünf Minuten. Du kommst schon nicht zu spät. Billy wird dir nicht weglaufen, also tu uns beiden den Gefallen, atme tief durch und reg dich ab.«
Er atmete nicht nur tief ein, sondern auch hörbar wieder aus. Zusätzlich kam zu diesem Zeitpunkt der Laster um die Kurve und Tate begann zu strahlen. »Endlich! Da kommt er!« Er schnappte sich seinen Rucksack, schwang ihn sich über die Schultern, reckte sich dem Lkw entgegen wie eine Kompassnadel dem magnetischen Norden und plötzlich verzog er das Gesicht zu einem begeisterten Grinsen. »He, guck mal, Mom, es ist J.D.!«
»Mist.« Heiße Röte überzog ihren Hals und ihre Wangen. Weshalb hatte Tante Sophie ausgerechnet ihn anheuern müssen? Gab es denn keine Gerechtigkeit in dieser Welt?
Dru straffte ihre Schultern. Nun, sie müsste eben das Beste daraus machen. Als er sich herüberbeugte und die Beifahrertür aufstieß, bedachte sie ihn mit einem möglichst kühlen Blick. »Guten Tag.«
»Hi, J.D.!«, begrüßte ihn Tate mit deutlich größerem Enthusiasmus, während er ins Führerhäuschen kletterte. »Kaufst du dir heute endlich eine Badehose?«
»Das ist keine schlechte Idee.« Das Lächeln, mit dem er den Jungen bedachte, verflog, als er an ihm vorbei zu seiner Mutter sah. Er nickte flüchtig mit dem Kopf. »Drucilla.«
»J.D.« Sie schwang sich in die Kabine und zog die Tür hinter sich zu. Glücklicherweise saß der Junge in der Mitte.
Was mal wieder bewies, dass das alte Sprichwort »Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben« durchaus treffend war, denn kaum hatte sie Tate gebeten, den Sicherheitsgurt anzulegen, als er auch schon meinte: »Ich möchte auch seitwärts aus dem Fenster gucken, lass uns die Plätze tauschen, Mom«, und ohne eine Antwort abzuwarten, über sie hinwegstieg.
Auf diese Weise hockte sie in der Mitte und immer, wenn J.D. die Gänge wechseln musste, stieß er an ihre nackten Beine.
Glücklicherweise war die Fahrt den Berg hinunter ziemlich kurz und bereits nach wenigen Minuten hatten sie die Hauptstraße des Dorfes erreicht. Tate hüpfte ungeduldig auf seinem Platz herum und fragte seine Mutter: »Ich muss doch nicht mit dir und J.D. zu Bronsens gehen, oder?«
Sie bedachte ihn mit einem Lächeln. »Nein, ich glaube, dadurch würde deine Geduld merklich überstrapaziert.«
Wenige Minuten später erreichten sie das Haus der Drooders, die Seitentür flog auf und Billy kam herausgeschossen. Noch ehe J.D. den Motor abgestellt hatte, riss Tate die Tür des Lasters auf und hüpfte hinaus. Die beiden Jungen rannten aufeinander zu, prallten gegeneinander und purzelten unter hysterischem Gelächter in das weiche Gras.
Dru schüttelte den Kopf, rutschte mit einem hellen Lächeln über den Sitz ans Fenster und winkte Billys Mutter, die hinter ihrem Sohn an der Tür aufgetaucht war. »Ich hoffe, dass du die beiden bis morgen erträgst«, rief sie ihr erheitert zu.
Mary Drooder lachte. »Oh, wir kommen sicherlich zu recht. Tagsüber haben wir ein paar Aktivitäten geplant und heute Abend leihen wir uns ein paar Videos aus.«
Dieser Satz rief leichte Besorgnis in Dru wach. »Mary, was für Filme ...«
»Sie haben J.D. noch nicht kennen gelernt, nicht wahr, Mrs. D.?«, mischte sich Tate in das Gespräch und J.D. entfuhr ein Geräusch, das verdächtig nach einem unterdrückten Lachen klang. Als Dru ihn misstrauisch ansah, waren seine Gesichtszüge jedoch vollkommen reglos. Er räusperte sich und sie kam zu dem Schluss, dass es ihn im Hals gekratzt zu haben schien. Also wandte sie sich wieder an Mary, die inzwischen neben der Tür des Lasters stand, und stellte die beiden einander höflich vor.
J.D.'s Arm strich über ihre Brüste, als er sich nach vorne beugte, um Mary die Hand zu geben. Um sich
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