Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
presste dann die H and vor den Mund. Noch ehe Anouk auch nur einen Ton hervorbringen und es ihr verbieten konnte, war sie schon auf die beiden zugelaufen, nahm Taris Hand in die ihre. Sie war noch warm. Es konnte noch nicht lange her sein.
Erst jetzt sah sie, da ss hinter Daan der Merlin stand, sein Gesicht noch blasser und ernster als vorhin.
„Was habt ihr getan?“ schrie Julie den Merlin an. „ Habt ihr jetzt endlich was ihr wolltet? Das ist Unrecht! Ihr könnt doch gar nicht wissen, ob sie böse ist. Das durftet ihr nicht, es war nicht eure Entscheidung.“
Sie wandte sich zu Daan um. Kein Wunder, dass er keine Regung zeigte, er war ein Elf, er fühlte einfach nicht wie sie. Die arme Ria, wie musste ihr jetzt zumute sein?
Julie legte Taris kleine Ärmchen auf ihren Bauch, doch der eine rutschte gleich wieder herunter.
„Es tut mir so leid, Daan! Das hat sie nicht verdient. Ich bin sicher, sie wäre...“
Daan unterbrach sie. „Julie, du denkst doch nicht...? Oh Hi mmel, sie denkt es tatsächlich! Julie, Tari ist nicht tot. Sie schläft nur.“
Julie wischte sich die Tränen von den Wangen und schniefte. „Sie ist nicht tot?“
„Es geht ihr gut. Wir werden sie allerdings zur Sich erheit festsetzen, bis die Alphanen kommen, und damit sie das nicht bewusst miterleben muss, kam Ria auf die Idee, ihr einen Schlaftrank zu geben. Wir wollen sie doch nicht traumatisieren. Und ich bin zwar sicher, dass sie nichts mit all dem zu tun hat, wir wollen uns aber auch nichts nachsagen lassen. Wenn jetzt etwas geschieht, kann das jedenfalls nicht von ihr ausgehen.“
J ulie wusste nicht, ob sie lachen oder jemanden schlagen wollte. Sie so zu erschrecken!
Sie tat keines von b eidem, atmete nur tief durch und spürte wie der Würgegriff, in dem die Trauer sie gehalten hatte, sich langsam wieder auflöste.
Anouk schob sich zwi schen sie und Daan und sah Tari prüfend an. „Gut, sie schläft tief und fest. Das wird vieles vereinfachen. In diesem Zustand kann sie wirklich keinen Schaden anrichten. Wachen! Bringt sie in den Burgkeller.“
Die beiden Wächter traten auf Daan zu. Einer str eckte die Arme aus, um ihm Tari abzunehmen, doch ein Blick in die Augen des Elfen ließ ihn innehalten und die Arme wieder herunternehmen.
„Das werde ich tun“, sagte Daan.
Die Wachen schauten auf Anouk. Die nickte. „Aber ihr begleitet ihn. Und den Schlüssel bringt ihr zu mir.“
Erst vor der Tür der Bibliothek merkte Julie, dass sie gerannt war. Sie blieb einen Moment stehen um sich zu sammeln. In diesem Zustand würde sie kein klares Wort herausbringen, und das musste sie, wenn sie Mathys auch nur annähernd klar machen wollte, was bei Taris Rettung in ihr vorgegangen war. Sie spürte, dass sein Verständnis der Schlüssel dazu war, dass sie wieder zusammen sein konnten. Es hing so viel davon ab, ob sie gleich drinnen die richtigen Worte fand.
Julie konzentrierte sich, zwang ihren Atem langsamer zu werden. Sie rief sich noch einmal die Worte ins Gedächtnis, die sie sich zurechtgelegt hatte, strich sich die Haare aus dem Gesicht und legte die Hand auf die kühle Klinke. Ihr Herz klopfte schon wieder wie wild, sie musste sich erneut beruhigen. Als sie endlich soweit war, Mathys gegenüber zu treten, drückte sie die Klinke und öffnete die Tür.
Ungläubig ließ sie ihren Blick über das Chaos aus aufgeschlagenen Büchern und verstreuten Blättern auf dem großen ovalen Tisch gleiten.
Die Bibliothek war leer.
Die Bibliothekarin schob sich an Julie vorbei durch die geöffnete Tür, einen Riesenstapel Bücher in der Hand. „Suchst du die anderen?“ fragte sie. „Die sind essen gegangen. Ich hab auch gleich Pause. Stört mich aber nicht, wenn du hier auf sie wartest.“
Julie schüttelte den Kopf und gab sich Mühe, nicht all zu entsetzt auszusehen. Das Angebot war nett gemeint, aber sie war viel zu aufgeregt, um hier tatenlos herumzusitzen und zu warten. Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief in Richtung Essplatz.
Sie musste nicht lange suchen. Ob aus Gewohnheit oder als Zeichen der Verbundenheit – Mathys saß an ihrem Stammplatz. Und er sah sie direkt an.
Julie merkte, wie ihre Beine immer schwerer wurden. Sie wollte auf ihn zugehen, ih m alles erklären, aber jeder Schritt fiel ihr schwer und sie wurde immer langsamer. Schließlich blieb sie ganz stehen, senkte den Blick. Es hatte keinen Sinn, wahrscheinlich würde er sie nicht einmal anhören.
„Da bist du ja.“
Julie sah hoch. Mathys stand genau
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