Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
hatte um etwas zu vertuschen, aber er hatte ehrlich überrascht ausgesehen als sie ihren Verdacht geäußert hatte. Doch wenn Anouk nicht trank, was war dann mit der Hüterin los?
Sie blätterte ziellos im Krie gsprotokoll herum, las hier einen Satz und dort, blätterte zurück und wieder vor, genoss den leichten Luftzug, der durch das rasche Blättern vieler Seiten von dem riesigen Folianten ausging. Ein bisschen wie im Wald, fand sie. Das Arbeiten in der Bibliothek machte ziemlich durstig; ob das an dem vielen Staub lag? Die unteren Regale waren immer sauber staubgewischt, aber auf den alten Bänden, die man nur mit der an Schienen befestigten Leiter erreichen konnte, lag teilweise Zentimeter hoch der Staub. Julie hatte auch schon einen Verdacht, woran das lag: Die Bibliothekarin war eindeutig nicht schwindelfrei, die Arme, denn bis auf Mannshöhe war immer alles blitzblank. Julie seufzte. Die Bibliothekarin war wirklich nett, vielleicht sollte sie ihr anbieten hier einmal gründlich Staub zu wischen, wenn diese Kriegsgeschichte vorbei war, sonst würde eines Tages noch jemand in den Staubwüsten da oben verschwinden. Sie goss sich ein Glas Wasser ein und wandte sich wieder dem Buch zu. Gerade, als sie noch einmal zur Liste am Ende gehen wollte, fiel ihr Blick auf eine bestimmte Stelle auf der aufgeschlagenen Seite. Dort stand:
Ablösung.
Um eine Ablösung zu vermeiden...
Julies Herz klopfte schneller. Sie hatte die Überschrift zu dieser Stelle schon zwei Mal gesehen, aber irgendwie gedacht, es ginge um eine Wachablösung. Aber die musste man doch nicht vermeiden? Nach dem, was Daan erzählt hatte, bezog sich Ablösung vielleicht auf das Trennen der Ebenen? Mit dem Finger die Zeilen entlang fahrend, um die richtige Stelle nicht aus dem Blick zu verlieren, las Julie Zeile um Zeile, und was sie erfuhr, ließ sie so heftig aufspringen, dass der schwere Bibliotheksstuhl nach hinten umkippte und die Bibliothekarin vor Schreck einen Satz machte.
„Das ist es !“
Julie nahm sich nicht die Zeit den Stuhl wieder aufzuheben oder der Bibliothekarin etwas zu erklären, sie rannte einfach los.
„Daan!“
Keine Antwort.
„Daan!“ rief Julie lauter. Damit er sie ja nicht überhören konnte, klapperte Julie mit der Baumleiter s o heftig gegen den mächtigen Stamm, dass einige Blätter abfielen. Erschreckt hielt sie inne.
In diesem Moment tauchte Daans Gesicht als heller Fleck oben an der Tür auf.
„Julie! Du hast echt einen siebten Sinn für ungünstige Momente.“ Er fuhr sich durch den Schopf. „Was machst du für einen Lärm? Bist du von allen guten Geistern verlassen?“
„Ich dachte, du hörst mich vielleicht nicht“, sagte sie kleinlaut.
Daan zog eine Augenbraue hoch.
„Ich bin ein Elf.“
„Halbelf“, neckte Julie. Sie war viel zu gut gelaunt, um sich eine Standpauke über gutes Benehmen anzuhören. „Warte nur, bis du hörst was ich herausgefunden habe.“
„Ich hoffe, es ist etwas Wichtiges“, grummelte Daan. „ Ich wollte gerade etwas sehr persönliches mit Ria besprechen.“
„Verstehst du? Wir müssen die Steine nur wieder verankern, das ist ganz einfach. Und wenn sie wieder fest sind, gibt es auch keine neuen Risse, dann ist alles wieder stabil.“ Julie sah den Elfen Beifall heischend an, das war doch eine großartige Nachricht! Doch der verzog keine Miene. Julie schüttelte den Kopf. Elfen.
„Hast du vergessen, was ich dir erzählt habe? Überall auf der dritten Ebene herrscht Krieg! Wir haben keine Truppen, geschweige denn Elitekämpfer, wie sie an den Portalen zur Wache eingeteilt sind. Ich habe gesehen was sie mit ungeübten Kämpfern machen, und glaub mir, du willst es nicht auf dein Gewissen laden, jemanden da unvorbereitet rein zu schicken. Wir werden nicht einmal in die Nähe der Steine kommen, geschweige denn in Ruhe irgendwelche Sprüche aufsagen können. Und hast du vergessen, dass wir nicht einmal genau wissen welche Portale zum jetzigen Zeitpunkt betroffen sind und welche nicht?“
Julie wollte sich am l iebsten die Ohren zuhalten. Sie war so froh gewesen, eine Lösung zu haben, dass sie an all diese Punkte nicht einmal gedacht hatte. Und Daan war noch nicht fertig.
„Selbst wenn wir einen Weg finden. Was, wenn sie die Steine abtransportiert haben?“
Julie schnaubte. Konnte nicht irgendwann einmal irgendetwas unkompliziert sein? Und Daan war wirklich keine H ilfe, immerhin ging es hier um die Ebene, die ihm unterstand und was tat er, während sie in der
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