Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
Gehör zurückgekehrt war, zumindest zeitweise, wäre er jedes Mal am liebsten an die Decke gegangen, wenn sein Entführer das tat, und vielleicht war das genau der Plan: herauszufinden, ob seine Elfenkräfte noch immer betäubt waren. Miriél unterdrückte den Impuls, sich die Ohren zuzuhalten, mehr noch, er brachte alle Disziplin auf, zu der er fähig war und zuckte nicht einmal zusammen.
„Dassis auch eine Antwork.“ Die Flasche noch am Mund, ließ er sich seitlich auf sein Lager fallen, uma rmte den Krug wie eine Geliebte und begann, Schnarchlaute von sich zu geben, die Augen nur einen winzigen Spalt geöffnet.
„Das ist neu, er bittet inzwischen um den Met, früher mussten wir ihm das Gesöff immer eintrichtern. “
Tonia, die im Schatten an der Wa nd lehnte, beugte sich vor.
„Das Zeug macht genauso süchtig wie du“, gurrte sie. „Kein Wunder, dass er nicht genug davon kriegen kann.“
Meine Güte war das Geschleime plump, aber dem Vogt schien es zu Gefallen, denn er packte seine Gespielin im Nacken und schob sie die halbe Treppe bis zu seinem Privatraum hinunter.
„Hol´ das Fell“, sagte er mit rauer Stimme.
Miriél musste sich an sich halten um nicht laut zu los zu lachen; seine Gefühlskontrolle war ebenfalls ganz schön aufgeweicht durch den jahrelangen Met-Konsum, doch mit einem kräftigen Biss innen auf die Wangen schaffte er es ruhig zu bleiben.
Was die schwarze Krähe nur an ihr fand. Nicht, dass Miriél keine Menschenfrauen mochte, im Gegenteil , er säße nicht in diesem Loch, wenn seine große Liebe nicht eine Menschenfrau gewesen wäre, die auf unerklärliche Weise verschwand, damals. Aber sein Weib war schlank und zierlich gewesen, mit goldenem Haar und einer kleinen geraden Nase, die er noch heute in seinen Träumen sah.
Tonia hingegen wirkte kein bisschen anziehend, und seit sie mit dem Vogt das Fell teilte, war sie auch noch nachlässig geworden, zumindest wurde sie immer dicker.
Das Gekeuche unten in der privaten Kammer des Vogtes ließ ihn aufatmen. Die beiden würden eine Weile beschäftigt sein. Er hätte ihnen zusehen können, wenn er den Kopf ganz fest rechts an die Stangen vor seiner Zelle gepresst hatte, so, wie er es oft tat um den Vogt auszuspionieren wenn er alleine war, aber er tat es nicht. Es würde ihm keinen strategischen Vorteil bringen und ehrlich gesagt war er noch Elf genug, um das Treiben mehr als abstoßend zu finden. Die Geräusche der Beiden konnte er nicht ausblenden, besonders nicht, seit er wieder besser hörte – da half nicht einmal Ohren zuhalten – aber er konnte wegsehen, und das tat er.
Miriél kippte den Aborteimer mit dem Met einfach in einer der vier Ecken aus; die ganze Zelle stank dermaßen nach dem Honigwein, dass das kaum auffallen würde. Dann nahm er einen tiefen Zug aus dem Krug mit dem Regenwasser. Bald, bald würde er hier herauskommen und dann würde er seinen Sohn finden. So viele Jahre waren vergangen, Jahre, die dem Vogt nichts hatten anhaben können, weil er in der Mittsommernacht immer in eine der Ebenenzonen verschwand, in denen sich die Zeit verhielt wie auf der zweiten oder dritten Ebene, je nachdem, wo man sich aufhielt. Anfangs hatte er seinen Peiniger noch angefleht, ihn mitzunehmen, zumindest in den Jahren, in denen sein benebelter Verstand den Tag erkannt hatte, doch im Laufe der Jahre hatte er sich damit abgefunden früh zu sterben.
Alles, was er jetzt noch wollte, war seinen Sohn zu sehen. Nur ein einziges Mal, bevor die Tücke der Zeit in dieser Ebene ihn das Leben kostete.
Der Lärm unten wich dem Geprahle des Vogts, wie immer nach seinen Fellgeschichten.
„Du wirs t sehen, bald habe ich die erste Ebene so gründlich unterjocht, wie ich es schon vor fünfhundert Jahren hätte tun sollen.“
Tonia war wirklich eine gute Schauspielern, obgleich sie diese Geschichte schon so oft gehört hatte wie Miriél, gelang es ihr, ehrlich erstaunt zu klingen.
„Oh. Sind das nicht viel zu viele Menschen?“
Der Vogt lachte abschätzig. „Ja, es sind viele, aber sie sind dumm. Ich muss mich nicht um alle selbst kümmern. Wenn man einige von ihnen beeindruckt, geben sie es an andere weiter, so wie Bienen oder Ameisen auf der Futtersuche. Ich mache ihnen Angst, das beeindruckt sie am Meisten. Der Rest ist dann ein Kinderspiel.“
„Und wie willst du ihnen Angst machen?“ gurrte Tonia.
Miriél seufzte. Die Nummer. Wenn er darauf antwortete, geriet er wieder so in Wallung, dass das Fellgestöhn erneut losgehen würde,
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