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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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frösteln. Sie zog mit tauben Fingern das Hemd aus dem Hosenbund und tastete ihren Rücken ab. Alles trocken, die scharfen Spitzen schienen nur den Stoff erwischt zu haben. Julie atmete auf.
    Rechts neben ihr erklan g ein seltsames Quietschen. Sie trat einen Schritt näher und sah den Verursacher des Geräusches: Eine gläserne Sanduhr mit schmiedeeisernen Halteringen hatte sich einmal um die eigene Achse gedreht und der Sand lief. Damit hatte sie gerechnet, Karim hatte ihr davon erzählt. Weiter, sie musste weiter.

    Den riesigen Wassergraben, der ihr den Weg in den hinteren Teil der Kammer versperrte, hätte Julie sich deutlich später gewünscht – es war so schon kein Spaß die Hindernisse zu überwinden, nass und ausgekühlt würde es die Hölle sein. Aber vielleicht musste sie gar nicht nass werden? Sie konnte versuchen, über den Graben zu schweben.
    Julie versuchte, di e Schmerzen in ihrem Bein zu ignorieren und sammelte sich. Der Graben war breit, sie würde die Konzentration eine Weile halten und sich dabei auch noch vorwärts bewegen müssen. War das zu schaffen? Es musste.
    Langsam hoben sich ihre Fü ße vom Boden. Als sie versuchte sich die Energie vorzustellen, die nötig war, um vorwärts zu kommen, verlor sie wieder an Höhe und stieß gegen einen Stein am Boden.
    „Verdammt!“
    Wenigstens war die Landung dieses Mal nicht so hart gewesen, immerhin war sie nicht besonders hoch geschwebt. Sie sammelte sich wieder und versuchte es erneut.
    Endlich. Sie hielt die Höhe und bewegte sich vorwärts, auf das tosende Wasser unter ihr zu. Julies Gedanken wollten abschweifen, sie fragte sich, warum das Wasser so schäumte. Doch sie zwang sich mit eiserner Disziplin zur Konzentration – wenn sie jetzt fiel, würde sie im Graben landen.
    Stück für Stück ta stete Julie sich dem anderen Ufer entgegen, es war nicht mehr weit. Sie warf einen Blick nach unten.
    In diesem Moment streifte sie etwas am Kopf. Julies Hand fuhr hoch, die Konzentration ließ nach, sie stürzte in das reißende Wasser. Geistesgegenwärtig schnappte sie noch einmal nach Luft.
    Julie tauchte unter und verlor sofort die Orientierung. Wo war oben? Mit brennenden Augen suchte sie die verschwommene Welt um sich herum nach einem Hinweis ab.
    Da! Ein schwacher Lichtschein, das musste die richtige Richtung sein. Sie zappelte mit den Armen, um wieder an die Oberfläche zu kommen, machte Schwimmbewegungen mit den Beinen, aber was sie auch tat, es schien sie nur weiter von dem Licht zu entfernen. Langsam keimte Panik in ihr auf, die Luft wurde knapp. Julie schlug um sich, merkte, wie ihr die Sinne schwanden. Ein Gesicht schob sich vor ihr inneres Auge, eine schöne Frau mit langen blonden Haaren. Julie kannte es, aber woher?
    „Ruhig“, schien der Mund zu sagen, „halt still, sonst kann ich dich nicht herausholen.“
    Duve, es war Duve. Julie hörte auf zu strampeln und ließ sich treiben. Der Sog in Richtung Dunkelheit ließ nach, sie trieb auf das Licht zu. Endlich brach ihr Gesicht durch die Wasseroberfläche und Julie schnappte keuchend nach Luft.
    Mit letzter Kraft zog sie sich ans Ufer. Ein Blick zur Decke zeigte ihr, was sie gestreift hatte: Am Deckenfels über ihr hingen etwa ein dutzend Fledermäuse und Julie hätte schwören könne, dass jede einzelne von ihnen grinste. Wurde sie langsam wahnsinnig?
    Erst, als sie auf dem Boden neben de m Graben saß, wurde ihr bewusst, auf welcher Seite des Grabens sie sich befand. Es war die richtige, sie hatte es geschafft!
    Die Zeit lief, doch Julie achtete nicht darauf, ruhte sich einen Moment aus und wrang sich das Wasser aus den Haaren. Ihr war bewusst, dass Duve nicht wirklich da gewesen war, aber es hatte sich echt angefühlt. Einmal mehr fragte sie sich, was in ihrer Welt wirklich war und was nicht.

    Das nächste Feld erinnerte nur ganz entfernt an etwas, das sie von Karims Übungsgelände kannte. Dort, wo er Fassreifen aufgestellt hatte um ihre Geschicklichkeit und ihr Gleichgewicht zu schulen, waren immer wieder Lücken in den Reifen und dazwischen gewesen, in die man sicher treten konnte.
    Das Feld, das jetzt vor Julie lag, zeigte überhaupt keine Lücken; es war aber auch viel zu lang, um es zu überspringen. Der ganze Boden war bedec kt mit glitzernden blauen und grünen Kristallen, die wie abgebrochene Glasscherben aussahen und hämisch funkelten. Die sahen nicht gerade harmlos aus.
    Sie schaute sich nach einem Stab oder etwas Ähnlichem um, mit dem sie sich hätte hinüber schwingen

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