Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
könne n, doch es gab nichts, nicht einmal ein Seil.
Es nützte nichts, sie musste es noch einmal mit ihren Schwebekünsten versuchen. Julie ließ ihren Atem ruhiger fließen und konzentrierte sich, doch sie merkte schnell, dass Schweben an dieser Stelle unmöglich war.
Sobald sie sich dem Feld bis auf zwei Schritte genähert hatte, brach der Luftpuffer unter ihren Füßen zusammen, egal, wie sehr sie sich konzentrierte.
Vielleicht war es ganz einfach eine Mutprobe und man konnte über das Feld hinübergehen, wenn man sich traute? Vorsichtig setzte Julie eine Fußspitze auf das Feld. Als nichts geschah, zog sie den anderen Fuß nach und tastete sich Schritt für Schritt nach vorn. Wenn man die Kristalle nicht als Hindernis betrachtete, sondern sie einfach nur ansah, war das Funkeln richtig hübsch.
Der brennende Schmerz in Julies Fuß kam völlig überraschend. Sie sog scharf die Luft ein und verharrte in genau der Stellung, in der sie sich befand. Was auch immer diesen Schmerz ausgelöst hatte, sie wollte es nicht wiederholen.
Julie hob den schmerzenden Fuß und besah die Sohle. Der feste Schuh war unten aufgeschnitten, einfach so. Blut sickerte aus dem Riss und tropfte auf den Boden, auf die grünen Kristalle.
Julie beobachtete etwas Seltsames: an den Stellen, auf die das Blut tr opfte, färbten sich die grünen Steine blau. Ihre Gedanken rasten. Sie sah hinter sich; der Weg, den sie genommen hatte bevor sie sich den Fuß aufgeschnitten hatte, war grün, komplett grün. Und die Stelle, an der es passiert war, war der Übergang von grün zu blau gewesen.
Julie atmete tief durch. Wenn sie Recht hatte, konnte man die grünen Steine gefahrlos betreten, sie musste nur langsam machen und darauf achten das – der letzte Gedanke zerstob, denn das was zu ihren Füßen geschah, war absolut unmöglich.
Die Stellen, die mit ihrem Blut in Berührung gekommen waren und sich blau gefärbt hatten, breiteten sich rasch aus wie eine ansteckende Krankheit. Das durfte nicht wahr sein. Warum so schnell? Sie brauchte Zeit zum nachdenken; was, wenn sie sich täuschte und das Grün nach der Berührung mit dem Blau erst scharf geworden war? Der Grünanteil vor ihr wurde immer geringer, schon jetzt war die blaue Linie in Richtung Ausgang so breit, dass sie es nur noch mit einem beherzten Sprung schaffen konnte, überhaupt hinüber zu gelangen. Wenn sie mit Anlauf auf dem Grün landete und die grünen Kristalle scharfkantig waren, dann würde sie nicht mehr laufen können, soviel war sicher.
Julie schluckte. Sie konnte es nicht wissen. Und sie musste sich entscheiden.
Ihr Herz klopfte so laut, dass Julie das Aufsetzen ihrer Füße auf den Kristallen nicht einmal hörte. Sie blieb kurz stehen, obgleich das Blau sich weiter ausbreitete und wartete auf den Schmerz. Doch der kam nicht. Es war die richtige Entscheidung gewesen. Tränen traten Julie in die Augen, und sie schämte sich nicht. Das hier war verdammt knapp gewesen und es hätte sie das Leben kosten können. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen, schnäuzte sich mit den Fingern, um ihr einziges Taschentuch für die Wunde am Fuß zu schonen und begann, in großen Sätzen auf den kleiner werdenden grünen Inseln zur anderen Seite zu springen.
Der Fuß tat höllisch weh. Julie setzte sich und zog erst den Schuh, dann den Strumpf aus. Ihre Füße waren noch klatschnass und kalt von dem unfreiwilligen Bad vorhin, das Blut lief erst in einem dicken Streifen, dann in einem blasser werdenden Faden auf ihrer weiß scheinenden Haut durch die Nässe. Beinah schien es ihr wie ein Segen, dass der Fuß gerade so kalt war, das hielt die Blutung in Grenzen. Der Schmerz war trotzdem unbeschreiblich. Julie presste die Lippen zusammen, um den schon wieder aufsteigenden Tränen Einhalt zu gebieten. Sie wollte einfach nur zu Mathys.
Julie schniefte, legte das Taschentuch um den Fuß und knotete es auf d em Spann zusammen, dann wrang sie die Socke fest aus. Kippte den kleinen Rest Wasser aus ihrem Schuh und zerrte beides energisch wieder über den Fuß. Verdammter Schmerz. Sie hatte keine Zeit für so Etwas. Die Uhr lief, sie musste weiter.
Da war eins der beiden Hindernisse, vor denen sie sich am Meisten gefürchtet hatte. Das Balkenfeld.
Karim, der aus den leider etwas ungenauen Schriften der ersten Hüterin einiges über die Kammer wusste, hatte sie gewarnt, hinunterzuschauen, aber Julie konnte sich dem Sog, der von der unendlichen Tiefe der Schwärze unter den Balken ausging,
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