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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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kreisförmigen Platte, gehalten von schweren Ketten und ein Wald aus dünnen Seilen. Je höher Julie auf dem Podest kam, umso deutlicher waren die Schnüre zu erkennen. An keinem von ihnen hing etwas, sie reichten nicht einmal bis zu Julies Kopf herunter, als sie schließlich ganz oben stand. Wohl eher ein Hindernis für Leute, die etwas größer waren als sie selbst.
    Sie beäu gte die schwere Platte genau in der Mitte über den Pfählen misstrauisch. Wenn die herunterkam, würde sie zerquetscht werden wie eine Fliege oder fünf Meter tief auf dem Felsboden aufschlagen, was ungefähr auf das Gleiche herauskam.
    Julie begannen die Knie zu zittern. Das sah einfach aus, und die Erfahrung mit dem Balkenfeld vorhin wollte sie glauben machen, dass es wirklich so einfach war. Doch Julies Bauch schlug Alarm. Dieses Hindernis war hochgradig gefährlich.
    Und sobald sie den Fuß auf den ersten der Pfähle setzte, würde sie vermutlich herausfinden, warum.
    Sie setzte an, hatte den Pfahl schon fast berührt, musste dann aber den Fuß zurücknehmen, weil ihr das linke Knie, auf dem sie stand, zu sehr zitterte. Himmel, sie musste sich konzentrieren. Und übe rhaupt: Wenn hier nicht einmal Säcke waren, warum dann nicht schweben?

    Julie schwebte über den Pfählen. Die Seilenden hingen ihr inzwischen bis zur Schulter, denn wenn sie schwebte, befand sie sich ein ganzes Stück höher, als wenn sie direkt auf den Pfählen stand, aber das machte ihr nichts aus. Die Seile schienen nichts auszulösen und keine Funktion zu haben, und da sie regelmäßig und berechenbar auf ihrer Schulter wippten, störten sie nicht einmal Julies Konzentration, wie es die Säcke immer getan hatten.
    Sie begann, die Abfolge an Schritten auf den Pfählen zu absolvieren, die Karim ihr beigebracht hatte. Es waren ziemlich viele, einhundertacht genau, aber wenn man schnell machte, war es in gut einer Minute zu schaffen. Bislang war ihr kein einziger Fehltritt unterlaufen, sollte es so einfach sein? Die Seile hingen ihr nun, wo sie etwas tiefer stehen musste um die Pfahl-Enden zu berühren, vor den Augen herum, doch Julie beachtete sie nicht, bis bei einer Drehung eines der Seile direkt in ihrem Auge landete. Sie riss den Arm hoch, verlor dadurch das Gleichgewicht, berühre das Seil und griff erschreckt danach. Es gab einen kleinen Ruck und Julie erstarrte. Etwas hatte sich durch das Ziehen am Seil gelöst, das war deutlich zu spüren gewesen. Aber was? Sie schielte zur Decke und atmete auf. Die Zerschmetterplatte war es jedenfalls nicht. Die Antwort kam jedoch schneller als ihr lieb war: Ein gefüllter Sack schwang von der Seite auf sie zu.
    Julie schaffte es, dem Sack auszuweichen, aber sie verlor beinahe das Gleichgewicht und suchte instinktiv nach Halt, griff in die Seile, die inzwischen auch noch ein Stück tiefer zu hängen schienen. Der Widerstand des Seils brachte sie wieder auf die Pfähle zurück und dieses Mal war sie vorbereitet, als sich weitere Säcke von den Wänden lösten und auf sie zu schwangen. An Schweben war nicht mehr zu denken, sie musste es so schaffen.
    Den torkelnden Säcken ausweichend - es waren fünf oder sechs, wer konnte das bei dem Tempo, in dem sie schwangen, schon sagen? – begann sie erneut die Abfolge. Schweiß trat ihr auf die Stirn und lief brennend in ihre Augen, aber Julie blinzelte nicht einmal. Sie konnte es schaffen, solange sie sah, wohin sie trat. Achtundneunzig, neunundneunzig – ein zweiter Tropfen, sie blinzelte doch, trat fehl, berührte den falschen Balken – und musste von vorn anfangen. Aber das war nicht das Schlimmste.
    In dem Mom ent, als sie den falschen Pfahl berührte, ging das spärliche Licht ganz aus.
    Julie stand im Dunke ln auf fünf Meter hohen Pfählen, und sie konnte die herannahenden Säcke nur noch an ihrem Sirren ausmachen.
    Ihr Mund wurde trocken und die Hände feucht, ihr Herz raste. Im Dunkeln war das nicht zu schaffen. Oder doch? Julie tat einen vorsichtigen Schritt, kam auf den Rand des Pfahles, rutschte ab und konnte sich gerade noch so fangen. Einen Lidschlag lang stand sie mit wild klopfendem Herzen auf den Pfählen, spürte die Tiefe unter sich trotz – oder gerade wegen? – der Dunkelheit umso deutlicher. Wie lange konnte sie hier so stehen, bis die Sanduhr abgelaufen war? Sie brauchte Licht.
    Julie durchsuchte in Gedanken ihre Taschen; an Streichhölzer hatte sie nun wirklich nicht gedacht, geschweige denn an einen Feuerstein. Ein freudiger Schreck durchzuckte Julie u nd das

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