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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Bild von einer kleinen blauen Flamme auf ihrer Hand stieg vor ihrem inneren Auge auf: Sie brauchte keinen Feuerstein, sie konnte selbst Feuer machen!
    Julie suchte sich einen sicheren Stand und konzentrierte sich auf ihre Hände. Ein Sirren. Sie wich aus, gerade noch rechtzeitig und zum Glück zur richtigen Seite. Viel schneller als erwartet glühten die kleinen Flämmchen in beiden Handflächen. Sie stellte sich vor, wie die Energie aus ihrem Körper in die Fingerspitzen floss, und die Flammen wurden größer. Den nächsten Sack, der auf sie zu schwang konnte sie schon wieder sehen.
    Licht, genug Licht , um die Säcke auszumachen und sicheren Schrittes von einem Pfahl zum anderen zu gehen, ohne fehlzutreten. Julie seufzte erleichtert, wich dem nächsten Sack aus.
    Sie begann erneut, die Schrittfolge zu absolvieren. Gehen, stehen, ausweichen, herumdrehen, zur anderen Seite weiter – alles ging gut, bis sie mit der rechten Flamme zu dich t an eines der herabhängenden Seile kam. Das Seil begann zu brennen.
    Julie schluck te, wich noch einem Sack aus, sah nach oben. Das Seil brannte, einer Lunte gleich, in Richtung auf die schwere Platte über ihrem Kopf ab. Und nicht nur das, ihre kurze Unaufmerksamkeit hatte dazu geführt, dass auch das nächste Seil brannte. Kam es Julie nur so vor, oder brannte das erste Seil schneller, seit das zweite ebenfalls Feuer gefangen hatte? Julie wich dem nächsten Sack aus. Sie hatte so eine Ahnung, was das Brennen der Seile bewirken würde; die schwere Platte würde herunter krachen, sobald das Feuer die Taue erreichte, die die Ketten hielten, soviel war sicher. Und zum Löschen war es zu spät, das Seil war schon zu hoch über ihrem Kopf. Wenn sie jetzt hinterher schwebte, würde sie Unmengen an Zeit verlieren, und es war noch nicht einmal sicher, dass das Seil sich löschen ließ.
    Nein, sie hatte keine Wahl, sie musste die verflixte Schrittfolge hinbekommen, und das hier war ihr letzter Versuch, so wie es aussah.
    Schweiß trat ihr auf die Stirn. Julie ließ die linke Flamme erlöschen, um die Rechte besser beaufsichtigen zu können. Sie konnte es sich nicht leisten, dass noch ein Seil Feuer fing und das Abbrennen der anderen beiden Seile weiter beschleunigte. Sie atmete tief durch. Tat den ersten Schritt und den Zweiten. Die Welt um sie herum schien zu versinken, sie nahm weder die Seile noch die Dunkelheit mehr wahr, einzig die schwingenden Säcke und die Pflaumenblütenpfähle hatten noch Platz in ihrem Bewusstsein. Einhundert – sie konnte es schaffen! – einhunderteins, ein beinahe-Fehltritt, aber dann doch der richtige, einhundertdrei, einhundertvier, einhundertfünf – ein unheilvolles Knacken ertönte, aber Julie hütete sich nach oben zu sehen – einhundertsechs, sieben, acht – geschafft! Der Luftzug warnte sie. Julie ließ sich einfach fallen. Die Landung würde aus dieser Höhe weh tun, aber nicht so weh, wie von der zentnerschweren Holzplatte getroffen zu werden, die jetzt donnernd auf den Balken auftraf, auf denen Julie gerade noch gestanden hatte.
    Im letzten Moment vor dem Aufprall schaffte Julie es, zumindest noch einen kleinen Luftpuffer zwischen sich und den Steinboden zu bringen, doch die Landung war trotzdem hart.
    Keuchen d sprang sie auf die Füße und sah nach oben.
    Die meterhohen Pfähle ächzten und bogen sich sichtlich, aber sie hielten dem Gewicht der Pl atte stand, zumindest vorerst. Julie sprang aus dem Bereich unter der Platte heraus und sackte neben dem Podest, das zu den Pfählen hinauf führte, zusammen. Erst jetzt spürte sie den Schmerz. Sie besah ihren rechten Arm: Die kleine Flamme war erloschen, die Haut zwischen Ellenbogen und Handgelenk, sonst glatt und weich, war aufgerissen und eine Beule war zu sehen. Als Julie sah, dass ein weißes, hartes Stück aus der aufgerissenen Stelle heraus stach, wurde ihr so übel, dass ihr das Frühstück wieder hochkam. Nur darauf bedacht, nicht auch noch etwas von ihrem Mageninhalt in die Wunde zu bekommen, hielt sie den Arm trotz der Schmerzen ausgestreckt von sich weg, bis ihr Magen aufgehört hatte seinen Inhalt in würgenden Wellen von sich zu geben.
    Sie griff mit der linken in ihre Socke, knotete mit zitternden Fingern das Taschentuch auf und legte es um ihren Arm. Mit den Fingern der linken Hand und den Zähnen versuchte sie, einen Knoten zu machen, aber sie brauchte drei Anläufe, bis sie es auch nur halbwegs hinbekam. Was hätte sie jetzt für einen Trank aus dem Horn des weißen Hirsches

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