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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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um an das Blatt zu kommen.
    Es war eng beschrieben mit schwungvollen Buchstaben.

    Um der ersten Hüterin, also mir, in diese Kammer zu folgen, brauchte es sehr viel Mut. Auch Kraft, Geschicklichkeit, Einfallsreichtum, Beherrschtheit und Beharrlichkeit sind Eigenschaften, ohne die du, eine meiner Nachfolgerinnen, wie ich vermute, es nicht bis an diese Stelle geschafft hättest. Aber du hast zwei Fehler gemacht.
    Fast hätte Julie das Pergament an dieser Stelle zusammengeknüllt, sie brauchte echt nicht noch jemanden, der ihr das O ffensichtliche so unter die Nase rieb, doch sie war zu neugierig, also las sie weiter.
    Dein erster Fehler ist es, Mitgefühl als Schwäche zu betrachten. Einerlei, was für Herausforderungen dir im Leben begegnen werden: Am Ende gewinnt der, der im richtigen Moment die richtige Entscheidung trifft.
    Ein kleiner Klecks verwischte das nächste Wort, doch Julie konnte es trotzdem lesen.
    Der zweite Fehler ist es zu denken, dass die Tür verschlossen ist. Sie wäre es gewesen, hättest du das Schott nicht noch ein weiteres Mal berührt, bevor sie zufiel.
    Ich wünsche dir alles nur erdenklich Gute um die schwere Zeit zu überstehen, die vor dir liegt, denn ohne Not hättest du diesen Weg wohl nicht gewählt. Mögen meine Kräfte und die meiner Vorfahren dir dabei helfen.

    Der Brief war nicht unterschrieben, aber die Schreiberin hatte sich weiter oben zu erkennen gegeben, und Julie zweifelte nicht daran, dass der Brief echt war. Die einzige Frage war, ob die Tür wirklich offen war.
    Sie erhob sich schwankend und schleppte sich d ie wenigen Schritte bis zur Tür. Die Hand schon auf der kühlen Klinke atmete sie noch einmal tief durch und drückte den Griff nach unten. Er gab nach und die Tür öffnete sich. Julie trat eilig hindurch, doch kein geheimnisvoller Mechanismus unterzog sie einer letzten Prüfung, die Tür blieb geöffnet. Allerdings waren keine Bäume um sie herum, nur ein weiterer Kellerraum und eine Treppe, die nach oben führte. Erst in diesem Augenblick wurde Julie wieder bewusst, wie tief sie unter der Erde sein musste. Die Bäume vorhin konnten nicht echt gewesen sein. Erleichterung wogte durch ihren Körper und verdrängte fast den Schmerz.
    Sie hatte es geschafft.

17. Die Heilung

    Julie schleppte sich die letzten Stufen hoch, eine nach der anderen, und hielt sich dabei an dem eisernen Geländer fest, das zumindest auf den letzten zwei Absätzen willkommenen Halt bot. Sie musste fast oben sein, denn das Blau des Himmels tauchte als tröstliches Viereck über dem Grau der Mauersteine auf.
    Das dunkle Grün einiger Farne und zwei paar B eine lösten auf Augenhöhe das Himmelblau ab. Julie seufzte erleichtert. Mathys Beine – die hätte sie überall wiedererkannt.
    Die anderen Beine mussten wohl zu Karim gehören, denn seine Stimme war unverkennbar:
    „Julie! Du hast es geschafft!“
    Ja, sie hatte es geschafft. Mathys kam ihr die letzten beiden Stufen entgegen und fasste sie unter dem Ellenbogen und am Rücken, um sie zu stützen.
    „Geht es dir gut?“
    Himmel, sie sieht blass aus. - Wie hat sie das gemacht? - Ich hätte nicht gedacht, dass sie da lebend herauskommt. - Hoffentlich ist sie nicht verletzt. - Sie hätte mich mitnehmen sollen, zumindest bis zur Kammer. - Sie ist so dickköpfig.

    Was war das? Wo kamen diese Stimmen her? Julie schüttelte den Kopf, wollte sich die Ohren zu halten, aber sie besaß nur einen gesunden Arm und mit dem musste sie den gebrochenen Arm stützen, also ließ sie die Hände da, wo sie waren.
    Intuitiv wusste Julie, dass nur die erste Frage laut ausgesprochen worden war, doch die anderen Botschaften fühlten sich genauso echt an, auc h wenn sei stumm in ihrem Kopf auftauchten.
    Wieso antwortet sie nicht? Vielleicht ist sie schlimmer verletzt als gedacht?
    Julie riss sich zusammen. Sie würde später herausfinden müssen, was genau hier geschah, erst einmal galt es Mathys zu beruhigen.
    „Nein . Ja, also, es geht mir ganz gut, aber der Arm ist gebrochen, glaube ich.“
    Mathys hielt oben auf dem Treppenabsatz inne und schob sie auf Armeslänge von sich, um sie ganz genau betrachten zu können.
    „Dein Bein ist auch verletzt“, stellte er fest.
    „Das ist nur ein Kratzer“, antwortete sie.
    Sicher, so wie bei Daan damals mit den Katakombenhunden; wer weiß, was da noch nachkommt...
    „Keine Sorge“, sagte sie, „die Verletzung stammt von einem Eiszapfen und er war ganz sauber. Ich glaube nicht, dass sich das infiz iert.“
    Mathys

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