Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Freundinnen gewünscht. Auf dem gezeichneten Plan hatte es drei Zimmer, einen Pool und einen Salon mit Kamin gehabt. Es war wohl der einzige Wunsch, den Lady Ricks ihrer Tochter bisher abgeschlagen hatte. Die Beinahe-Freifrau warf einen Blick zu dem Siegel auf ihrem Sekretär, es war die Eintrittskarte in die feine Gesellschaft. Sie seufzte theatralisch. „Gut, du sollst ihn haben. Hier und jetzt geht es um Wichtigeres als um Geld, es geht um deine Zukunft.“
„Danke Mami, das ist toll!“ Swantje strahlte.
„Du musst mir aber helfen, deinen Vater zu überzeugen, der weiß noch nichts davon. Ihn wollte ich auch überraschen.“
Swantje nickte; die Sache mit Julie und dem Mal hatte sie in der ganzen Aufregung vollkommen verdrängt.
Während Swantjes inzwischen erwachter Vater noch vor dem Morgenkaffee von seinen beiden Grazien überredet wurde, gab sich Julies Vater nicht so schnell geschlagen.
Chris hatte sich entschieden, so gut es ging bei der Wahrheit zu bleiben. Also erzählte er dem übermüdeten Herrn Denes, der nach dem Tee um 6 Uhr nur kurz geschlafen hatte, was er zuvor Julie mitgeteilt hatte. Herr Denes war noch brummig, und ihn quälte der Husten, keine guten Voraussetzungen für ein „Ja“, wie Julie besorgt feststellte. Und Chris kam langsam in Bedrängnis: Um 14 Uhr 26 musste die Zeremonie beginnen, genau 24 Stunden vor der Sonnenwende, und schließlich ließ sich eine Sonnenwende nicht verschieben. In den vergangenen Jahrhunderten hatte man die Anwärterinnen früher abgeholt, aber seit der Vogt bei den letzten beiden Wechseln so viele Mädchen ermordet hatte, ging der Rat auf Nummer sicher und gab die Namen erst am Tag der Zeremonie bekannt. Dass die Anwärterinnen den Regeln zufolge freiwillig und ohne Hilfe durch die Gabe der Beeinflussung mitkommen mussten, machte es nicht gerade einfacher. Bei den Angehörigen war dieser Trick zwar erlaubt, aber Chris hielt trotzdem nichts davon.
„Erklären Sie mir das noch einmal, Herr Hardt“, sagte Julies Vater, von einem Hustenanfall begleitet, „ich soll Ihnen meine Tochter mitgeben, weil es eilt und sie sonst keine magischen Kräfte erhält? Das ist doch absurd! Nennen Sie mir einen vernünftigen Grund, warum ich das tun sollte.“
„Ihre Frau hat Ihnen gesagt, Sie sollen darauf vertrauen, dass Julie ihren Weg gehen wird“, antwortete Chris; ihm war klar, was er damit auslösen musste.
Herr Denes erstarrte. „Was haben Sie …? Wie können Sie …?“ Er fing gehemmt an zu schluchzen, immer wieder von Husten unterbrochen.
„Was haben Sie mit ihm gemacht?“, fragte Julie aufgebracht. „Schscht, nicht jetzt“, beruhigte Chris sie.
Herr Denes fing an zu sprechen. „Es waren ihre letzten Worte, keiner war dabei, woher wissen Sie, was Lara gesagt hat?“
„Wir kennen uns seit Julies Geburt, Sie wissen es nur nicht. Der Rat hatte mich geschickt, als ihnen klar wurde, dass die Mutter von einer der Anwärterinnen sterben würde. Ich sollte auf das Kind Acht geben und war deshalb bei der Geburt dabei“, erklärte Chris.
„Und Sie wollen ein Magier sein?“ Herr Denes sprach lauter, eine Seite, die Julie an ihm noch nicht kannte. „Warum haben Sie nichts unternommen? Sie hätten ihr helfen können und haben es nicht getan? Und Ihnen soll ich meine Tochter anvertrauen, den einzigen Menschen, der mir noch geblieben ist?“ Die letzten Worte hätte er sicher gebrüllt, wenn ihn nicht schon wieder ein Hustenanfall geschüttelt hätte. Hilflos sank Herr Denes auf einen Stuhl.
Chris kniete sich auf den Boden und sprach tröstend wie mit einem kleinen Kind. „Niemand konnte ihr mehr helfen. Es war Laras Schicksal, in dieser Nacht zu sterben, da hilft auch keine Magie.“ Chris legte Herrn Denes die Hand auf den Rücken. Wärme breitete sich aus, der Hustenreiz verschwand. „Ich kann heilen, aber den Tod kann auch ich nicht besiegen.“ Langsam fing Julies Vater sich wieder. Wirklich, er konnte besser atmen. „Die Wirkung hält nur zwei Tage an, aber ich lasse einen Tee hier, der die Bronchien beruhigt. – Wir haben ein Stipendium für Julie eingerichtet, damit Sie sich erholen und gesund werden können. Das Geld reicht selbst dann für eine andere kleine Wohnung, wenn Sie wieder tagsüber arbeiten. Und in ein paar Jahren muss Julie sowieso aus dem Haus, hier in Dornum wird sie kaum eine Stelle finden. Tallyn ist eine große Chance für Julie, meinen Sie nicht, dass sie die verdient hat?“
Noch unentschlossen schaute Herr Denes zu
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