DS020 - Die Tomahawks des Teufels
Freunden die traurige Nachricht übersetzt.
Auf der Lichtung flackerten drei Lagerfeuer, und rings um die Feuer führten Indianer, die nie in ihrem Leben Kriegsfarben getragen hatten, wilde Tänze auf. Arbeiter des Bergwerks, die nie andere Kleider besessen hatten als Overalls für den Sommer und die dicken Mackinaws der Holzfäller im Winter, waren jetzt in Leder gehüllt und mit Federn geschmückt wie ihre Ahnen. Monk war davon überzeugt, daß nur Angst die Indianer dazu veranlaßt haben konnte, die Zivilisation der Weißen abzustreifen und zu den Sitten ihrer Väter zurückzukehren.
»Sie müssen vor Furcht fast von Sinnen sein«, sagte er leise. »Wenn jetzt einer das richtige Stichwort gibt, skalpieren sie uns, ohne mit der Wimper zu zucken.«
»Und wir wissen immer noch nicht, worum es eigentlich geht«, brummte Renny. »Auch Doc hat’s nicht gewußt. Ich habe ihn gefragt.«
»Bist du ernsthaft der Meinung, es sei vergnüglicher, skalpiert zu werden, wenn man die Gründe kennt?« fragte Ham bissig. »Ich kann da keinen wesentlichen Unterschied entdecken«
»Naja«, meinte Renny lahm, »man ist doch neugierig ...«
»Was Doc nicht herausgefunden hat, kann ich vielleicht feststellen«, sagte Ham. »Ich werde mal ein bißchen nachdenken.«
Die Indianer hörten auf zu tanzen, an den Feuern wurde durcheinandergeschrien. Monk begriff, daß die Männer nicht nur verängstigt, sondern außerdem hungrig waren.
»Der Tanz war nur die Einleitung für das Fest«, teilte Monk mit. »Jetzt werden sie sich die Futtersäcke vorbinden.«
Aber soweit war es noch nicht. Die drei Gefangenen sahen, wie aus einer der Hütten ein geschlachtetes Schwein gebracht wurde. Einer der Indianer durchbohrte das Schwein der Länge nach mit einem Spieß, dann wurde der Spieß in zwei Astgabeln über das Feuer gehängt. Ein alter Mann kauerte sich vor das Feuer und drehte den Spieß langsam um die eigene Achse.
»Du hast Glück«, sagte Monk zu Ham. »Wenn sie nicht zufällig ein Schwein gefunden hätten, wärst du jetzt dran.«
»Einen ähnlichen Witz hast du heute schon einmal gemacht«, sagte Ham mürrisch. »Die Pointe ist seitdem nicht besser geworden.«
Wenig später entstand erneut Aufregung; Monk vermutete einen Zusammenhang mit den Buschtrommeln, die sich plötzlich wieder rührten, aber er hatte die Signalsprache der Indianer nie gelernt, und so blieb er auf Mutmaßungen angewiesen. Die Ojibways ließen die drei Feuer und ihren Braten im Stich, griffen hastig nach den Waffen und verschwanden im Dickicht.
Die drei Gefangenen versuchten sich von den Pfählen zu befreien; ihnen war klar, daß sie eine solche Gelegenheit so schnell nicht wieder geboten bekamen. Mit einem mächtigen Ruck wurde Renny seine Handfesseln los; während er noch an dem Strick nestelte, mit dem seine Füße zusammengebunden waren, erschienen Doc und Johnny auf der Lichtung.
Johnny hatte ein Messer; er zerschnitt die Lederriemen, mit denen seine drei Gefährten gefesselt waren. Doc fühlte sich ein wenig hilflos. Ausgerechnet er, der normalerweise über ein ganzes Arsenal technischer Tricks verfügte, um sämtlichen Situationen gewachsen zu sein, trug nicht einmal ein Messer bei sich. Immer noch lief er in seiner Unterwäsche herum, die Dutch Scorvitch ihm großzügig gelassen hatte.
»Die Tomahawks werden allmählich ungemütlich«, meinte Monk und massierte seine schmerzenden Handgelenke. »Ich hatte schon befürchtet, sie hätten dich aus dem Verkehr gezogen.«
Doc lächelte. Er sagte nichts.
»Worum geht’s?« fragte Ham; er hatte vergessen, daß er selbst ein wenig nachdenken wollte, nachdem es Doc anscheinend nicht gelungen war, den befremdlichen Vorgängen auf den Grund zu kommen. »Wer steckt hinter dieser Sache? Im Gegensatz zu Monk glaube ich nämlich nicht an Geister.«
»Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde ...«, zitierte Monk.
»Ich weiß nicht, wer der Übeltäter ist«, bekannte Doc, »und ich weiß auch nicht, was es mit diesen Teufels-Tomahawks auf sich hat.«
»Vermutlich hat Marquette Heller seine schmutzigen Finger im Spiel«; meinte Ham. »Ich traue diesem Mestizen nicht über den Weg.«
Doc wandte sich an Renny.
»Was hast du in Sault Ste. Marie erfahren?« wollte er wissen.
Renny wiederholte, was er Ham und Monk bereits über Marquette Heller und Paul P. Keewis mitgeteilt hatte; daß der alte Luke Heller den Großvater Marquettes auf dem Gewissen hatte, war erst vor kurzem bekannt geworden, wie Renny weiter
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