DS030 - Hannah,die Hexe
das Mädchen den Feuerschein am Himmel und hörten die Explosion. Monk hatte immer noch Kopfschmerzen und verspürte seltsame Anwandlungen, nicht anders als am Morgen, aber er kämpfte nun dagegen an.
»Oh Gott!« sagte er und blieb erschrocken stehen. »Ich hoffe, der Knall hat nicht in meinem Schädel stattgefunden.«
Das Mädchen reagierte nicht. Sie hastete mit Monk über die verödete Landstraße nach Süden. Bisher hatten sie weder von Ham noch von der Hexe Hannah ein Lebenszeichen gesehen, und Monk sorgte sich um seinen Partner, obwohl er es ihm gegenüber auf keinen Fall zugegeben hätte.
Allmählich verlor sich June Knights abwesender Ausdruck; sie schien ihre Umgebung wieder einigermaßen zur Kenntnis zu nehmen. An einer Kreuzung blieb Monk abermals stehen und leuchtete mit der Stablampe um sich. Er vertraute darauf, einen Wegweiser zu finden, aber es gab keinen.
»Wo sind wir?« fragte das Mädchen. »Wohin wollen wir?«
»Wo wir sind, weiß ich nicht«, entgegnete Monk, »aber wir suchen Ihren Freund Miles Billings.«
»Miles!« June faßte nach Monks Hand. »Was ist das für ein Unsinn? Wir müssen dich nicht suchen, du bist doch bei mir!«
Monk stöhnte und sagte nichts. Trotz seiner seltsamen Anwandlungen zweifelte er nicht daran, daß er nicht Miles Billings war. Mürrisch fand er sich damit ab, daß das Mädchen dem äußeren Anschein zuwider noch immer nicht bei Sinnen war und daß ihre Sympathie nicht ihm, Monk, sondern einem Nebenbuhler galt, den er obendrein für diese Dame finden wollte. Er zog seine Hand nicht zurück. Er fand es angenehm, Junes Hand zu halten, auch wenn alles ein Mißverständnis war.
Langsamer gingen sie weiter. Sie trafen Ham an der Abzweigung, die zu Cotton Mather Browns Farm führte. Da Monk die Lampe wieder ausgeschaltet hatte, konnte Ham nur Monks Umrisse erkennen, aber er war seiner Sache ganz sicher.
»Na, du Gorilla«, sagte er unfreundlich, »wo hast du dich herumgetrieben?«
Monk grinste. »Ich habe sie im Keller entdeckt.«
»Die Hexe?« fragte Ham.
»Natürlich nicht«, sagte Monk milde. Er versuchte sich an einem Scherz: »Nicht die Hexe, sondern die Verhexte.«
»Ich begreife nichts!« bekannte Ham bissig.
June trat einen Schritt vor, und Monk ließ die Lampe aufflammen. Ham lächelte strahlend und deutete eine Verbeugung an, das Mädchen reichte ihm huldvoll die Hand.
»Oh!« sagte June entzückt und keineswegs abwesend. »Der reizende Gentleman, den ich in Doc Savages Wohnung in New York kennengelernt habe ...«
Ham schien Junes Hand gar nicht mehr loslassen zu wollen. Monk ärgerte sich und verfluchte stumm die Unberechenbarkeit der Frauen. Er schob sich zwischen die beiden und drängte sie auseinander.
»Fallt euch bloß nicht gleich um den Hals!« sagte er grob. »Miß Knight und ich, wir suchen Miles Billings, und du solltest lieber Doc suchen, Ham.«
»Im ersten Augenblick hatte mich Monk tatsächlich auf’s Glatteis geführt«, sagte er zu June. »Ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu treffen.«
»Ja«, sagte Monk mürrisch, »ich bin ein bemerkenswerter Humorist.«
Ham lächelte hämisch.
»Das bist du«, sagte er, »aber meistens unfreiwillig.«
»Das ist billig«, sagte Monk. »Du bist ein Winkeladvokat, dem noch nie in seinem Leben was Gescheites eingefallen ist, und ich empfehle dir dringend ...«
Die Ankunft Cotton Mather Browns beendete den Streit, bevor er richtig begonnen hatte.
»Hallo miteinander«, sagte er fröhlich. »Weiß jemand von Ihnen, ob Doc Savage einen Roadster besitzt?«
Ham nickte.
»Ungewöhnlich lang, ungewöhnlich teuer und grau?«
»Stimmt«, sagte Ham.
»Aha«, sagte Cotton und kaute an einem Strohhalm. »Dann ist der Wagen jetzt weg.«
»Wieso weg?« forschte Monk. »Wo war er denn vorher?«
»Am Spätnachmittag habe ich den Wagen vor der
Witches’ Church
gesehen, aber da ist er nicht mehr. Und ich muß zu Doc Savage, ich glaube, ich hab eine Neuigkeit für ihn.«
»Eine Neuigkeit?« Monk kniff die Augen zusammen. »Ja. Der alte Hyacinth, mein fauler Mitarbeiter, hat Miles Billings gefunden.«
Das Mädchen hielt den Atem an. Plötzlich benahm sie sich, als hätte sie Monk nie mit dem rothaarigen Ingenieur verwechselt.
»Gott sein Dank!« flüsterte sie. »Wo?«
»Unten im Holler«, erläuterte Cotton. »Hyacinth hat einen Jungen aus der Nachbarschaft mit der Nachricht zu mir geschickt. Er ...«
»Was macht Miles Billings in diesem Holler?« fragte June verständnislos.
Cotton
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