DS043 - Der gefiederte Krake
halten sich die Kerle versteckt. Auf dem Meilenstein vor der Tankstelle finden Sie die Zahl 64. Das Farmhaus steht ein Stück von der Straße weg. Ein gelbes Gebäude. Sie können es unmöglich verfehlen. Kommen Sie und machen Sie schnell.«
Burke Benbow hatte bisher schon mit mühsam beherrschter Stimme gesprochen, die noch gezwungener wirkte, als er jetzt fortfuhr: »Bringen Sie aber nur ein paar Leute mit. Von dem Farmhaus kann man das ganze umliegende Gelände einsehen, und wenn Sie mit einer Armee anrückten, würden die Kerle Lunte riechen. Abriegeln dürfte andererseits auch nichts nützen. Ich glaube, sie haben dort eine Maschine startklar zur Flucht stehen.«
»Sonst noch etwas?« fragte Doc ruhig.
Sekundenlang herrschte ein gespanntes Schweigen, in dem nur die Telefonleitung zu summen schien. Dann folgte am anderen Ende eine Art verbale Explosion.
»Kommen Sie nicht!« schrie Benbow. »Das Ganze ist ein Trick!«
Danach waren Geräusche wie von einem wilden Kampf zu hören, über die Benbow hinwegschrie: »Sie haben mich gezwungen, Sie anzurufen und Ihnen das zu sagen! Es ist ein Trick, um Sie in die Falle zu locken! Kommen Sie nicht hier ...«
Irgend etwas geschah dann mit dem Telefon am anderen Ende. Im Hörer wurde es still.
Es war knapp eine halbe Stunde später, als Doc Savage, einen undurchdringlichen Ausdruck im Gesicht, mit einem der Hubschrauber, die ihm zur Verfügung standen, zur Landung hinter der Tankstelle an der Boston Post Road ansetzte. Ein Stück hinter der Tankstelle stand ein gelbes Farmhaus, genau wie Burke Benbow es beschrieben hatte.
»Und dies ist etwa die vierundsechzigste Meile auf der alten Post Road, bemerkte Renny sachlich.
Mit dem Hubschrauber hätte man auch auf einem Badelaken landen können. Doc setzte akkurat auf einer kleinen Wiese hinter der Tankstelle auf. Außer Renny hatte er Monk, Ham und Johnny bei sich. Long Tom war zurückgeblieben, um Lam Benbow zu beschützen und Telefonanrufe zu beantworten.
Doc und seine vier Helfer warteten ein paar Minuten in der Hubschrauberkanzel aus kugelsicherem Glas. Sie mußten ja schließlich mit einer Falle rechnen. Als sie dann in das Tankstellengebäude eindrangen, fanden sie dort nur einen Tankwart vor, der reglos neben dem Wasserkühler lag. Er war ein stämmiger junger Mann mit Sommersprossen. Aus einer Kopfwunde rann Blut und bildete am Boden eine kleine Lache.
»Tot!« hauchte Monk.
Das war ein vorschnelles Urteil. Aber sie brauchten etwa fünfzehn Minuten, um den Tankwart ins Bewußtsein zurückzuholen. Währenddessen hatten sie sich in der Tankstelle umgesehen und unter anderem festgestellt, daß die Zuleitung des Telefons aus der Wand herausgerissen war. Schmierölbüchsen lagen überall am Boden herum. Ein Fenster war eingeschlagen.
»Benbow scheint ihnen einen gehörigen Kampf geliefert zu haben«, sagte Renny.
»Undubitativ manifestiert«, bestätigte Johnny.
»Autsch!« sagte der Tankwart, als er zu sich kam.
»Wo ist Benbow?« fragte ihn Ham.
»Wo – autsch – wer ist?« Der Tankwart faßte sich vorsichtig an den Kopf. »Falls Sie damit den kleinen schlitzäugigen Kerl meinen, der hier hereinstürmte und mich niederschlug ... wie, zur Hölle, soll ich wissen, wo der steckt?«
Das war alles, was der Tankwart zunächst angeben konnte. Es war offenbar nicht Benbow gewesen, der ihn niedergeschlagen hatte, denn Benbow war weder klein noch schlitzäugig.
Nachdem sich sein Erinnerungsvermögen weiter geklärt hatte, rückte er schließlich damit heraus, daß er außer dem Schlitzäugigen vorher noch andere Kerle bemerkt hatte, die ein Mädchen wegschleppten. Ebenso war aus Bemerkungen, die er fallen ließ, klar zu entnehmen, daß er Docs Radio-Durchsage gehört, aber daraufhin nichts unternommen hatte.
»Sie Schuft!« schimpfte Monk. »Das ist unterlassene Hilfeleistung! Dafür sollten wir Sie dorthin schicken, wo potentielle Kriminelle für immer kuriert werden.«
Doc Savage näherte sich inzwischen mit aller Vorsicht dem Farmhaus. Er benutzte dabei ein elektronisches Anzeigegerät, das er sich aus dem Hubschrauber holte und das ihm vergrabene Tellerminen ebenso angezeigt hätte wie das Vorhandensein irgendwelcher elektrisch-elektronischer Fallen.
Es gab keine. Das Gebäude war nur ein altes auf gegebenes Farmhaus, ein Unterschlupf für Ratten und Spinnen. Loser Verputz, alte Zeitungen, leere Konservenbüchsen und Flaschen lagen überall am Boden herum. In manchen Ecken war Stroh aufgeschüttet,
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