DS056 - Der schwarze Tod
berichtete.
»Wahrscheinlich übertreibt Spade«, gab Doc ihm jedoch überraschenderweise zur Antwort. »Er hat seine wertvolle Sammlung von Rubinen im Haus, und um die fürchtet er wohl. Vielleicht hat er einfach nur den Hörer aufgelegt.«
»Aber, Doc, wir sind sicher, daß bei ihm die Leitung durchschnitten wurde«, beharrte Ham. »Wir versuchten sofort, ihn zurückzurufen, und bekamen keinen Anschluß mehr. Sollten wir nicht lieber sofort rausfahren?«
»Nein«, erklärte Doc. »Du fährst mit Monk sofort zum Lagerhaus zu Renny und den anderen. Dort kann jeden Augenblick etwas passieren. Ich muß jetzt erst noch woanders hinfahren und rufe euch später dort an. Rührt euch vom Lagerhaus keinesfalls weg.« Danach brach der Bronzemann die Funkverbindung abrupt ab.
Was Doc nun tat, stand ganz im Gegensatz zu dem, was er eben noch Ham über Funk erklärt hatte. Er wendete auf der Straße nach Westchester seinen Wagen, jagte zurück und bog in die erste Abzweigung nach Clason Point ein. Von dort aus gab es die schnellste Fährverbindung über den Long-Island-Sund. Sie würde ihn nach College Point bringen, nur wenige Meilen von Cedric Cecil Spades Sommerresidenz in Manhasset entfernt.
Doc Savage war durchaus der Meinung, daß Spades Todesangst gerechtfertigt war. Denn sein Name hatte als dritter auf der Liste gestanden, die Doc zusammengeknüllt in James Mathers’ Penthouse gefunden hatte.
Aber es würde trotzdem noch mindestens eine Stunde dauern, bis er Spades Sommerresidenz auf Long Island erreichte.
7.
Cedric Cecil Spade mußte tatsächlich Todesängste ausstehen. Sonst hätte er sich kaum bei hellem Tageslicht in seiner abgedunkelten Bibliothek eingeschlossen.
Mr. Spade saß tief zusammengekauert in einem Sessel in der hintersten dunklen Ecke. Vor den Fenstern waren die festen Rolläden herabgelassen und von innen gesichert. Außerdem waren noch schwere Samtvorhänge vor die Fenster gezogen.
Die beiden Türen zur Bibliothek waren bewacht. Vor der Tür zum Flur standen zwei Gärtner, jeder mit einem Gewehr. Vor der Tür zum Nebenzimmer saß mit stoischem Gesicht ein Butler. Auf seinen Knien lag eine Repetierpistole modernster Bauart, die fast einer einhändigen Maschinenpistole gleichkam.
Mr. Spade stand plötzlich auf und begann im Dunkeln nervös herumwandern. Er ging zur Wand und fingerte an einem Knopf. In einem Wandsafe befand sich eine der berühmtesten und wertvollsten Sammlungen von Rubinsteinen auf der Welt.
Mit zitternden Fingern öffnete Mr. Spade eines der Etuis. Die Rubine schimmerten im Halbdunkel rot wie Blut. Hastig schloß er das Etui wieder und legte es zurück.
»Ich halte das nicht mehr länger aus«, jammerte er. »Charles! Sind die Hunde los?«
»Ja, Sir, sie rennen draußen frei herum«, erwiderte der Butler durch die geschlossene Tür. »Wenn ein Fremder in den Garten einsteigt, würden sie sofort einen Höllenlärm schlagen.«
Genau in diesem Augenblick fingen die Hunde ein wildes Gekläff an, und ein halbes Dutzend Hunde aus der Nachbarschaft stimmten sofort ein.
»Charles! Sehen Sie sofort nach, was da los ist! Nein, warten Sie! Die draußen sollen ...«
Auf den Rest der Anweisung wartete Charles, der Butler, vergebens. Cedric Cecil Spades Hand war von dem offenen Safe weggefallen. Papiere raschelten zu Boden.
Cedric Cecil Spade schrie nicht auf. Seine Augen, die in der Dunkelheit vor Angst geglitzert hatten, schienen ihr Glitzern einfach nur einzustellen. Er stand auf einem tiefen, flauschigen Teppich, der das Geräusch seines hinstürzenden Körpers weitgehend dämpfte.
Dennoch war ein leises Geräusch zu hören, wie von einem Schlag.
Mr. Spade hatte einen langen Schritt getan. Als er fiel, war er mit dem Kopf auf die Armlehne des Drehsessels hinter dem Schreibtisch geschlagen. Auf seinen Kugellagern drehte sich der Sessel langsam weiter.
»Was ist geschehen, Sir?«
Durch die Tür kam der Butler, durch die andere die beiden Gärtner. Einer von denen drückte den Lichtschalter. Trotz der schlagartigen Helligkeit im Raum war es eine gespenstische Szene. Denn die Bibliothek war für Cedric Cecil Spade zum Sterbezimmer geworden.
»Jesses!« hauchte einer der Gärtner. »Niemand kann hier reingekommen sein, und doch hat ihn jemand erschlagen! Seht mal, vorn hat er sich das Hemd aufgerissen!«
Tatsächlich hatte sich Mr. Spades Hand im Todeskrampf in sein weißes Hemd gekrallt und es weggezerrt. Über seinem Herzen war ein kreisrunder schwarzer Fleck zu
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