DS061 - Die Gedankenmaschine
mit. Der Gefangene war groß und schlank und sehr gut angezogen. Auch er hatte die Arme erhoben. Die Männer stießen ihn zu einem der beiden Wagen und stiegen ein. Die Fahrzeuge entfernten sich dorthin, woher sie gekommen waren, die übrigen Männer verschwanden in dem unübersichtlichen Gelände.
Ham wußte, daß moderne Eisenbahnen durch Funk mit den Stationen verbunden waren. Anscheinend war es den Gangstern gelungen, diese Verbindung zu stören; denn einige Leute in Eisenbahneruniform rannten aus den Waggons und scharten sich um den Lokführer. Ham hatte den Eindruck, daß sie heftig diskutierten. Endlich rangen sie sich zu einem Entschluß durch. Sie stolperten die Böschung entlang zu einem Farmhaus, vermutlich um von dort aus zu telefonieren.
Ham kümmerte sich nicht mehr um sie, er folgte den Fahrzeugen, die inzwischen zu der Lichtung rasten, wo die Gangster umgestiegen waren. Sie stiegen abermals um, wobei sie den Gefangenen mitnahmen, und rasten weiter. Ham schaltete den Polizeifunk ein. Wenig später meldete eine amtlich klingende Stimme sich zu Wort.
»An die gesamte State Police in New Jersey !« sagte die Stimme. »Gesucht werden zwei schwarze, ziemlich neue Limousinen, Zulassungsnummer unbekannt, mit ungefähr einem Dutzend Männer. Vorsicht, die Männer sind bewaffnet! Sie haben den Zug von Washington nach New York überfallen und Samuel Gerard Cromwell, den Sekretär von Senator Lorton, entführt. Senator Lorton ist der Vorsitzende des Zollkomitees, das sich zur Zeit mit einer etwaigen Revision der gegenwärtig geltenden Bestimmungen befaßt. Ein Zusammenhang mit den Zolltarifen und dieser Entführung muß als wahrscheinlich angenommen werden. Ende der Durchsage.«
Ham schaltete den Polizeifunk aus und konzentrierte sich auf die Straße. Die beiden Wagen durchquerten gemächlich einen ausgedehnten Wald und rollten vor einem Anwesen aus. Ham griff nach dem Fernglas.
Das Anwesen lag am Ufer eines kleinen Sees und bestand aus einem großen Hauptgebäude und mehreren Bungalows und erinnerte an die Ferienhäuser, die von einigen wohlhabenden Firmen für verdiente Angestellte unterhalten werden. Ein hölzerner Schuppen war auf Pfählen direkt in den See gebaut, Ham vermutete, daß es ein Bootshaus war.
Die beiden Wagen wurden in eine Garage gebracht. Die Männer waren vorher ausgestiegen und standen herum, als ob sie auf etwas warteten. Ham drehte schnell ab, um sich nicht doch noch zu verraten. Noch einmal überlegte er, ob er nicht die Polizei verständigen sollte. Aber dann blieben die mysteriösen Vorgänge um den verschollenen Bankier Mandebran möglicherweise ungeklärt, weil der Chef der Bande nicht bei den Männern unten vor dem Anwesen war und seine Untergebenen entweder nichts wußten oder standhaft schwiegen. Ham beschloß, lieber auf eigene Faust vorzugehen.
Er setzte den Helikopter westlich von dem Anwesen in ein ausgetrocknetes Bachbett. Er vergewisserte sich, daß seine Maschinenpistole in Ordnung war, klemmte seinen Stockdegen unter den Arm und pirschte zum See.
Von oben hatte Ham nicht sehen können, daß der Hauptbau auf einem hohlen Steinsockel errichtet ruhte. Der Sockel war ungefähr ein Yard hoch und mit Durchbrüchen verziert, die aus einiger Entfernung Ähnlichkeit mit Kellerfenstern hatten. Ham stellte den Irrtum erst fest, nachdem er durch eines dieser scheinbaren Fenster gekrochen war und sich in einem beinahe dunklen Geviert wiederfand, aus dem schwerer herauszukommen war als hinein.
Er war vom See aus zum Hauptgebäude geschlichen, weil er vermutete, daß die Gangster sich nicht in einen der Bungalows pferchen würden, wenn sie im Haus ebenso ungestört und mehr Platz zur Verfügung hatten. Zwei Wächter, die mit Gewehren in den Armbeugen die vordere und die hintere Veranda bewachten, hatten unfreiwillig diese Vermutung bestätigt. Aber inzwischen war es ihnen offenbar langweilig geworden, allein in der Dämmerung herumzustehen. Sie waren nun auf ebener Erde neben dem Gebäude und plauderten leise. Ham verstand nicht, was sie sagten, er bekam nur mit, daß einer von ihnen Bill hieß.
Als Hams Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, stellte er fest, daß sich direkt über ihm eine Falltür befand. Durch die Ritzen sickerte gedämpftes Tageslicht. Undeutlich waren Stimmen zu hören. Anscheinend kamen sie nicht aus dem Zimmer mit der Falltür. Vorsichtig richtete er sich auf und drückte die Falltür nach oben. Sie ließ sich nur mit Mühe bewegen. Ham nahm
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