DS065 - Angriff aus dem Dunkel
das er noch nicht gesehen hatte; dann ging er ins Bad, um sich den Bart abzukratzen und den Staub von seinem Gesicht und von seiner Garderobe zu entfernen.
14.
Renny und Long Tom waren mit einem von Docs Amphibienflugzeugen nach Fort Atlantic gereist und hatten dort zwei Tage damit zugebracht, in den Geschützstellungen das unterste zu oberst zu kehren und zwischen Sand und Beton nach der Ursache für das Desaster zu fahnden. Sie hatten mit Offizieren, Ingenieuren und Bauarbeitern palavert, und schließlich hatten sie in einem provisorischen Labor, das der Kommandant des Forts ihnen zur Verfügung stellte, durch Tests und mit der Hilfe eines Mikroskops herauszufinden versucht, wodurch der Beton sich aufgelöst haben mochte. Während ihres Aufenthalts hatten sie in einem seitab gelegenen Offiziersquartier übernachtet, das ihnen ebenfalls der Kommandant überlassen hatte.
Die Ermittlungen waren ergebnislos verlaufen. Der Beton, so hatten die Männer festgestellt, war nicht gepanscht und auch nicht auf unzulässige Weise gestreckt worden. Der angeschuldigte Bauunternehmer war also in der Tat nicht verantwortlich für das, was geschehen war. Spuren äußerer Einwirkung waren nicht zu entdecken. Eine Sprengung womit auch immer hätte die kompakte Masse nicht in einen mehligen Brei verwandeln können, und irgendwelche Chemikalien hätten Reste zurücklassen oder den Sand irgendwie verändern müssen.
In der Nacht, da Monk und Ham sich in Fort Watson befanden, sprachen Renny und Long Tom in ihrer Unterkunft noch einmal das betrübliche Resultat ihrer Nachforschungen durch. Am Morgen wollten sie nach New York zurückkehren. Sie saßen am Tisch, und Long Tom hatte ein Notizbuch vor sich, in das er die jeweiligen Tests eingetragen hatte.
»Also keine Chemikalien«, meinte er nachdenklich. »Auch kein Pfusch der Baufirma oder der Arbeiter, und erst recht keine Explosion. Was bleibt, wenn man sämtliche Unmöglichkeiten ausschaltet?«
»Meines Wissens nichts«, brummelte Renny. »Ich hab mehr als einmal erlebt, wie Brücken zusammengebrochen und Häuser umgefallen sind. Dann war aber im allgemeinen ein Erdrutsch oder ein Erdbeben daran beteiligt. Fundamente können nachgegeben haben, oder unterirdische Hohlräume sind zusammengesackt. All das ist hier nicht der Fall.«
»Folglich?« fragte Long Tom.
»Folglich?« echote Renny.
»Wir müssen uns auf äußere Einwirkungen konzentrieren, die keine Spuren oder Rückstände hinterlassen.«
»Solche Einwirkungen gibt’s nicht!«
»Doch«, sagte Long Tom. »Zum Beispiel Luft.«
»Das soll wohl heißen Wind«, korrigierte Renny. »Wir hatten aber keinen Sturm, und ein Sturm kann auch keine Präzisionsarbeit liefern, daß eine Stellung zerbröckelt und Häuser nah neben der Stellung nicht beschädigt werden.«
»Es war nur ein Beispiel!« erinnerte ihn Long Tom. »Wir müßten eine Liste aufstellen, in der alle physikalischen Kräfte, die ähnlich wirken wie Luft, aufgeführt sind. Dann hakt man diese Kräfte der Reihe nach ab. In diesem Zusammenhang fallen mir auf Anhieb noch Dampf und Wasser ein, aber damit ist die Aufzählung noch lange nicht erschöpft.«
In diesem Moment wurde an die Tür geklopft. Renny konsultierte seine Uhr – es ging auf Mitternacht –, runzelte mißbilligend die Stirn und öffnete. Draußen stand ein junger Sergeant, der schneidig salutierte.
»Tut mir leid, daß ich Sie stören muß, Gentlemen«, schmetterte er. »Der Kommandant möchte Sie sofort sprechen.«
»Der Kommandant?« Renny staunte. »Um diese Zeit?«
»Ja, Sir«, schmetterte der Sergeant. »Angeblich ist es sehr wichtig. Ich soll Sie zu ihm bringen. Ich habe einen Wagen draußen.«
Renny und Long Tom folgten dem Sergeanten aus dem Haus.
»Ich sehe kein Auto«, erklärte Long Tom. »Wo haben Sie Ihr Vehikel abgestellt?«
Von beiden Seiten rückten zehn oder zwölf weitere Männer an und schnitten Renny und Long Tom den Rückweg ab. Die Männer trugen nicht die üblichen amerikanischen Uniformen, sondern verwaschenes Khaki.
»Ist das unsere Eskorte?« spottete Renny. Er fixierte den Sergeanten. »Wo haben Sie diesen wüsten Haufen aufgetrieben?«
»Machen Sie keinen Ärger«, sagte der Sergeant nicht mehr ganz so schneidig. »Wenn Sie sich nicht wehren, geschieht Ihnen nichts. Wir sind keine Mörder, wir verlangen nur, daß Sie sich einige Tage ruhig verhalten, bis alles erledigt ist.«
»Wir machen bestimmt Ärger!« entschied Renny. »Sie werden sich wundern,
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