DS065 - Angriff aus dem Dunkel
in goldenes Licht.
Die Tür wurde auf gerissen.
»Doc«, sagte Monk aufgeregt, »ich hab vorhin über Funk Renny gehört, er und Long Tom ...«
Dann verstummte er, denn vor ihm stand nicht Doc, sondern die Agentin Nanny Hanks. Ihre Haare waren zerwühlt, als hätte sie in einem der Sessel geschlafen, und sie hatte die Schuhe ausgezogen. Barfuß war sie nicht viel größer als Monk.
»Sie armer Junge«, sagte sie mütterlich. »Wie Sie aus-sehen! Ihr Anzug ist ganz schmutzig. Außerdem sind Sie schrecklich unrasiert. Sie müssen Schreckliches hinter sich haben!«
Monk schob sie zur Seite, trat ins Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
»Ich muß mit Doc sprechen«, sagte er. »Ham ist verschwunden!«
»Ja«, sagte Nanny verwirrt, »trotzdem müssen Sie sich waschen und umziehen und ...«
Monk ließ sie nicht ausreden.
»Annabel Lynn ist auch verschwunden«, sagte er.
Nanny schnitt eine Grimasse und sagte nichts.
»Und Allen ist ebenfalls verschwunden«, teilte Monk mit. »Renny und Long Tom scheinen in Schwierigkeiten zu stecken. Welch eine Nacht!«
»Sie armer Junge«, sagte Nanny noch einmal.
»Aber Sie sind da!« sagte Monk sarkastisch. Er ließ sich in einen Sessel fallen. »Wieso sind Sie da? Wie sind Sie reingekommen?«
»Die Tür war offen«, antwortete Nanny.
»Das stinkt!« behauptete Monk. »Die Tür ist nie offen. Sie sind am Abend mit Ham und mir runter in die Halle gefahren, und Sie und ich haben vor dem Portal gewartet. Aber plötzlich waren Sie weg. Weshalb waren Sie weg?«
»Ich hatte Kopfschmerzen«, erklärte Nanny. »Ich bin in einen Drugstore gelaufen, um Aspirin zu kaufen. Als ich wiederkam, waren Sie schon fortgefahren. Sie haben mich abgestellt wie einen alten Regenschirm!«
»Das hab ich gern«, sagte Monk verbittert. »Mir auch noch Vorwürfe machen! So was nennt man dummdreist. Verehrte Dame, Ihre Geschichte stinkt, aber darauf hab ich Sie, glaube ich, schon hingewiesen. Ich will nicht vorgreifen. Doc wird mit Ihnen Schlitten fahren! Wo ist er überhaupt?«
»Er ist nicht hier.«
»Er ist nicht hier«, echote Monk abwesend. »Seit wann?«
»Als ich mit meinen Aspirin heraufgekommen bin, war er weg«, sagte sie. »Und Renny und Long Tom stecken in Schwierigkeiten, glauben Sie?«
Monk nickte und machte ein finsteres Gesicht. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte Nanny. »Vielleicht weiß ich mehr als Sie.«
»Woher?«
»Ich hab einen der beiden am Funkgerät gehört. Sie müssen im Fort Atlantic auf Long Island gewesen sein. Anscheinend haben Sie dort was entdeckt, aber ich bin mir dessen nicht sicher.«
»Was haben Sie an unserem Funkgerät zu schaffen?«
»Ich hab mich in der Wohnung ein bißchen umgesehen, und dabei bin ich auf das Funkgerät gestoßen. Eine kleine rote Lampe hat geleuchtet, und ich hab mir gedacht, jemand versucht, mit diesem Apparat Verbindung aufzunehmen. Ich hab auf einen Knopf gedrückt, und auf einmal war eine tiefe, dröhnende Stimme zu hören.«
»Die Geschichte stinkt!« versicherte Monk zum drittenmal. »Übrigens hab ich auch versucht, diese Wohnung zu erreichen, zuerst telefonisch, aber niemand hat sich gerührt. Haben Sie das Klingelzeichen nicht vernommen, weil Sie zu sehr damit beschäftigt waren, in sämtlichen Winkeln herumzuschnüffeln ?«
»Ich hab nicht geschnüffelt!« Sie war pikiert. »Natürlich ist mir nicht verborgen geblieben, daß das Telefon geklingelt hat, aber bei fremden Leuten gehe ich doch nicht einfach an’s Telefon!«
»Aber durch verschlossene Türen und an Funkgeräte«, schimpfte Monk. »Doc wird mit Ihnen – na, ich möchte mich nicht wiederholen. Haben Sie noch mehr von Renny auf geschnappt?«
»Er und dieser Long Tom müssen entführt worden sein«, erwiderte Nanny. »Vermutlich steht die Entführung im Zusammenhang mit der Entdeckung, die Ihre Freunde in Fort Atlantic gemacht haben.«
»Vermutlich.« Monk stand auf und räkelte sich. »Ich werde mich jetzt rasieren. Können Sie für uns ein Frühstück basteln, oder verstehen Sie bloß was von Türschlössern und Funkgeräten?«
»Natürlich kann ich ein Frühstück zubereiten«, sagte sie schnippisch. »Sie brauchen mir nur zu zeigen, wo die Küche ist.«
»Die haben Sie also nicht gefunden!« spottete Monk. »Das hab ich gern! Eine Frau, die alles entdeckt, was sie nichts angeht, aber wo die Küche ist, bleibt ihr ein Geheimnis mit vielen dicken Siegeln!«
Er begleitete sie in die Küche und betrachtete entsetzt das verwüstete Labor,
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