Dschungel-Gold
»Wir begeistern uns an Bauplänen … und in Davao wartet ein Regiment der Regierungsarmee, um Diwata zu besetzen und die Mine zu enteignen. Bauen? Wißt ihr, was wir tun, wenn wir diesen Kampf verlieren? Nicht bauen, sondern vernichten! Wir werden alles in die Luft sprengen. Alles! Manila wird eine Kraterlandschaft erobern. Ein Mondgebirge. Einen Riesenhaufen Steine und Scheiße. So sieht die aktuelle Lage aus. Nächsten Dienstag sind Dr. Falke und ich in Manila beim Präsidenten … erst dann werden wir wissen, was unsere Zukunft ist.«
»Wir fliegen alle mit!« rief Carlos und rollte wild die Augen.
»Das wäre die sichere Ablehnung. Nein. Ich werde allein mit dem Präsidenten sprechen. Ganz allein. Wenn man mich vorläßt …«
»Und was soll ich dabei?« fragte Dr. Falke.
Sie sah ihn an, als habe sie die Frage nicht verstanden. »Sie würden mich«, sagte sie, als sei sie maßlos enttäuscht, »schutzlos in diesen Kampf ziehen lassen? Sie liefern mich der Gefahr aus?«
»Wenn Sie es wünschen, gehe ich mit Ihnen hinter Gitter.«
»Ich wünsche es!«
»Dann gibt es keine Fragen mehr.«
Später, als sie allein waren, saßen die drei Brüder in Miguels Wohnung an einem runden Tisch und tranken Palmwein.
»Ich warte darauf«, sagte Carlos und zog an seiner Zigarre.
»Auf was?« Miguel schüttelte den Kopf.
»Aber sie tut es nicht.«
»Was, zum Teufel?«
»Sie geht nicht mit dem Doktor ins Bett.«
»Warum sollte sie das?« fragte nun Pedro.
»Sie kann ohne ihn nicht sein. Jungs, wir sind doch nicht blind. Wenn sie den Doktor zwei Tage nicht sieht, wird sie unruhig.«
»Aber dauernd ohrfeigt sie ihn, mit Worten.«
»Wir kennen doch unsere Schwester. Sie will nie Schwäche zeigen.«
»So wird sie nie einen Mann bekommen.« Miguel paffte dicke Rauchringe in die Luft. »Der Doktor wäre mir als Schwager recht. Wie bringen wir die beiden zusammen? Überlegt mal!«
»Man müßte ihr Mitleid wecken«, schlug Pedro vor.
Carlos starrte ihn verständnislos an. »Wie denn?« fragte er dann.
»Ihm müßte irgendwas passieren. Ein leichtes Unglück. Ein harmloser Unfall. Jedenfalls sollte es gefährlicher aussehen als es ist. Das lockt Belisa vielleicht aus ihrem Panzer.«
»Du bist verrückt, Pedro.« Miguel winkte mit beiden Händen ab. »Wer brächte es fertig, dem Doktor was anzutun?! Und wenn's der kleinste Kratzer ist … undenkbar! Es muß doch andere Wege geben, um die beiden zusammenzubringen.«
»Der Doktor ist aber auch ein sturer Hund!«
»Vielleicht wird in Manila alles anders.« Pedro schüttete sich frischen Palmwein ein. »Ich war ehrlich erstaunt. Zum erstenmal hat sie zugegeben, daß sie Schutz sucht. Das ist doch schon ein Anfang. Der Doktor muß das nur erkennen …«
»Wir können ihn doch nicht auf ihr festbinden.« Carlos brach in lautes Lachen aus. »Wie kann man nur so dämlich sein?! Ich hätte sie längst im Bett.«
»Du sprichst von deiner Schwester!« Miguel blies seinem Bruder dicken Zigarrenrauch ins Gesicht. »Wir müssen da ganz behutsam vorgehen … nur wie, das weiß ich noch nicht.«
»Vielleicht klappt es diesmal in Manila.« Pedro schüttelte den Kopf, als stehe er einem unlösbaren Rätsel gegenüber. »Es ist auch zu blöd: Da wohnen sie in einem Appartement, liegen Bett neben Bett … und nichts passiert. Belisa war, ist und bleibt ein Rätsel.«
Es war wirklich nur ein Zufall, daß sich David Tortosa und Belisa begegneten.
Der Teemischer und Wunderheiler, im Hauptberuf Captain des CIA, war unterwegs zu einem Patienten. Das war eine Neuerung: Er besuchte jetzt auch Kranke, so wie ein Hausarzt seine Patienten betreut. Meistens waren es Grippekranke mit hohem Fieber oder Darmkranke, die es nicht wagten, ihre Behausung zu verlassen, aus Angst, der Durchfall könnte sie unterwegs bewältigen und zwingen, in irgendeine Ecke zu scheißen. Jetzt war David Tortosa unterwegs zu einem Grippekranken, um ihm mit einem Spezialtee das Fieber auszutreiben.
Tortosa und Belisa trafen sich auf dem Marktplatz. Sie kam gerade aus der Verwaltung, wo Pedro ihr die Abrechnung der letzten drei Tage vorgelegt hatte. Es sah gut aus … die neue Goldader in dem Seitental ließ die Ausbeute in die Höhe schnellen. Miguel hatte zweitausend Goldgräber in diese neuen Schächte geschickt; eine neue Zermahlungsanlage war montiert.
Belisa blieb ruckartig stehen, als sie den wasserstoffblonden Mann über den Marktplatz gehen sah. Sie stieß einen lauten Pfiff aus.
»He! Du da!« rief sie
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