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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Prozession auch nur einer zur Kirchweihe zieht … es macht mich glücklich.« Pater Burgos konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Übrigens werden alle vierhundertsieben Huren im Prozessionszug sein – das hat mir Carmela versprochen.«
    »Die weißen Jungfrauen!« Dr. Falke lächelte spöttisch. »Das müßte man filmen! Diese massive Unschuld …«
    »Spotten Sie nicht, Doktor. Auch Maria Magdalena war eine Hure … und Jesus' Lieblingsjüngerin. Aber warten wir es ab. Am Sonntag wissen wir mehr.«
    Am Samstag abend – es war fast schon Nacht – erschienen sechs Goldgräber, holten das riesige, schwere Mahagoni-Kruzifix aus der Kirche ab und schleppten es weg. Pater Burgos hinderte sie nicht daran, hielt sie nicht auf, fragte nicht einmal … er sah ihnen nach, als sie in der Dunkelheit verschwanden, gebeugt unter der Last des schweren Kreuzes. Dr. Falke, vom Lärm der derben Stiefel aufgeweckt, erschien im Trainingsanzug im Kirchenanbau.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Sie haben das Kruzifix geholt.«
    »Wer?«
    »Sechs wüste Gesellen. Wortlos.«
    »Das sagen Sie so ruhig?! Wo sind Avilas Wachen? Warum schlagen Sie keinen Alarm?«
    »Wozu? Wer ein Kreuz klaut, solch ein Kreuz, verbindet damit eine Absicht. Und auf die bin ich gespannt.«
    »Und wenn sie es kurz und klein hacken?«
    »Christus ist am Kreuz gestorben … es hätte sich also nichts geändert.«
    Dr. Falke wollte etwas erwidern, zuckte dann aber nur mit den Schultern, wandte sich ab und ging in sein Zimmer zurück. Das fängt ja sehr verheißungsvoll an, dachte er. Machen wir uns für morgen auf alles mögliche gefaßt. Man sollte den ganzen Platz um Krankenhaus und Kirche von Avilas Truppen absperren lassen.
    In dieser Nacht schlief Dr. Falke sehr unruhig, stand am Sonntag schon beim Morgengrauen auf und erlebte so, wie eine Gruppe von ungefähr vierzig Huren die Kirche, den Vorplatz, die Fensterhöhlen und den Eingang mit Blumen, Blütenblättern und Palmenzweigen schmückten.
    »Guten Morgen!« rief Carmela fröhlich. »Guten Morgen, Herr Doktor. Sind wir zu laut? Haben wir Sie geweckt?«
    »Ihr schmückt die Kirche … aber das Kreuz haben sie heute nacht gestohlen.«
    »Idioten! Alles Idioten! Als ob es darauf ankäme!« Carmela stieß ein gutturales Lachen aus. »Wir kommen auch ohne Kreuz aus. Wir werden dann eben alle ein kleines Kreuz tragen. Zwei Zweige übereinander. Herr Doktor, es wird eine schöne Feier werden.«
    Dr. Falke ging ins Haus zurück. Ich werde tief durchatmen, wenn dieser Tag vorbei ist, dachte er. Diwata wird sich in zwei Gruppen aufspalten, und es wird einen Kampf um die Vorherrschaft geben. Ich werde genug zu tun bekommen, die Verletzten wieder zusammenzuflicken. Warum auch muß Burgos diese Prozession veranstalten? Die Kirchentür aufmachen und Schluß … das genügt völlig. Wer kommen will, soll kommen. Aber diese Prozession ist eine Provokation. Man kann ein wildes Tier nicht durch Streicheln zur Sanftmut erziehen … und hier haben wir dreißigtausend wilde Tiere in menschlichen Körpern.
    Um zehn Uhr morgens sollte die Weihe beginnen. Um acht Uhr bereits marschierte Avilas Sicherheitstruppe auf und bildete einen Ring um den großen Platz. Dr. Falke atmete auf. Er sah die Maschinengewehre, die Granatwerfer, die Handgranatenkisten und die Maschinenpistolen. Das beruhigte und beunruhigte ihn zugleich … ein Blutbad war vorprogrammiert. Es war Wahnsinn, die Weihe zu zelebrieren. Das mußte nun auch Pater Burgos einsehen.
    Als Dr. Falke die Sakristei betrat, traf er Burgos schon in vollem Ornat an. Die um den Hals liegende, farbenfroh bestickte Stola war ebenfalls ein Werk der Huren. Eine kunstvolle Handarbeit, die mehr für ein Volksfest gedacht war als für eine heilige Handlung am Altar.
    »Avilas Truppen marschieren auf!« rief Dr. Falke erregt. »Muß das sein?!«
    »Fragen Sie Avila.«
    »Ich meine: Muß diese Kirchenweihe sein?«
    »Eine ungeweihte Kirche ist keine Wohnung Gottes.«
    »Das ist doch alles nur Theater! Machen Sie die Kirchentür auf – das genügt doch. Mit Weihrauch und Weihwasser können Sie auch allein hantieren – wozu diese öffentliche Provokation?!«
    Pater Burgos füllte gerade ein silbernes Kästchen mit Hostien; er unterbrach diese Arbeit und blickte Dr. Falke lange und stumm an. Der Doktor spürte so etwas wie Beklommenheit in sich aufsteigen.
    »Religion war immer Kampf um den Menschen«, sagte Burgos endlich. »Warum soll es in Diwata anders sein? Haben Sie Angst,

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