Dschungel-Gold
Erreichten hemmt ihn. Ich bin nie zufrieden!« Sie riß die Tür auf und blickte noch einmal zurück. »Sorgen Sie dafür, daß ich in Manila nicht allzu unzufrieden bin.«
Miguel wartete, bis Belisa den Raum verlassen hatte, dann sagte er mit echtem Bedauern:
»Jetzt beneide ich Sie nicht mehr um die Manila-Reise. Das werden vier harte Tage für Sie. Belisa will Geld verdienen. Viel Geld. In Manila. Wie denn? Da liegt das Geld auch nicht auf der Straße. Aber irgend etwas hat sie ausgebrütet, und wehe dem, der damit zu tun hat.«
Dr. Falke bestellte das Penthouse im Manila-Hotel, die Flugtickets besorgte Belisas Bruder Pedro, der Verwalter. Als Dr. Falke ins Krankenhaus zurückkehrte, wartete schon Pater Burgos auf ihn.
»Haben Sie mit der Lady sprechen können?« fragte er hoffnungsvoll.
»Ja. Aber nicht über Sie! Ich muß sie nach Manila begleiten. Vier Tage lang. Als eine Art akademischer Schuhputzer.«
»Und das lassen Sie sich gefallen?« fragte Burgos entgeistert.
»In diesem Falle … nur aus Neugier. Ich bin gespannt, was sie in Manila anstellen will. Sie muß einen ganz verrückten Plan haben.«
»In welcher Richtung?«
»Das weiß ich eben nicht. Aber es muß eine Menge Geld dranhängen. Sie denkt nur an Geld. Ich habe mir vorhin einen Vortrag anhören müssen: Wir sind alle zu dumm und zu bequem und zu zufrieden, um reich zu werden. Das sagt jemand, für den dreißigtausend Elende schuften, Tag und Nacht Gold aus den Felsen brechen.«
»Skrupellosigkeit ist ihre Philosophie.«
»Ein Rat von Ihnen als Priester: Muß man eine solche Person hassen?«
»Das fragen Sie mich? Sie lieben sie doch …«
»Pater, dafür müßte ich Sie ohrfeigen!«
»Aber das ändert nichts an der Wahrheit. Die Liebe mag einseitig sein – um so tragischer für Sie! Aber Sie lieben dieses Aas. Das sieht ein Blinder.«
»So kann auch nur ein Blinder denken!« Dr. Falke versuchte, das Thema zu wechseln. Burgos sprach aus, was er selbst mit aller Energie verdrängte, was er selbst als Wahnsinn ansah. Er wehrte sich gegen dieses Gefühl, das ihn jedesmal überfiel, wenn er Belisa gegenüberstand … von Mal zu Mal stärker, je mehr er sich dagegen sträubte. Nun sprach es Burgos in aller Deutlichkeit aus, und ihm blieb kein Ausweg als die Flucht ins Leugnen. »Soll ich Ihnen etwas aus Manila mitbringen?« lenkte er ab.
»Ich weiß nicht, ob Sie das können …« Burgos sah Dr. Falke zweifelnd an.
»Wenn Sie nicht gerade etwas Unmögliches verlangen …«
»Ich träume von einem Altarbild. Einem Triptychon …«
»Das ist alles?« Spott schwang in Dr. Falkes Stimme. »Ich will sehen, ob es in Manila einen Riemenschneider zu kaufen gibt. Oder tut es auch ein Leonardo da Vinci?«
»Ein dreiteiliges Bild von Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt.«
»Warum wollen Sie es kaufen? Unter unseren dreißigtausend Goldgräbern sind bestimmt begabte Maler. Denken Sie an Ihr grandioses Kruzifix.«
»Dann bringen Sie Ölfarben und Pinsel mit.«
»Ich werde daran denken.«
Am Abend besuchte Dr. Falke den Toilettenunternehmer Antonio Pérez. Der wußte bereits von der Ablehnung durch die Lady; Miguel hatte es ihm ausrichten lassen. Pérez winkte sofort ab, als Dr. Falke in seine Werkstatt kam. Neben der Scheune wurde bereits weitergebaut … die Klosettzellen Nummer vier bis sieben. Das Geschäft florierte.
»Sagen Sie nichts, Doktor!« rief Pérez erregt. »Ich bin unterrichtet. Das Luder hat meinen Antrag einfach zerrissen. Jetzt baut sie selbst das Schwimmbad.«
»Aber Sie sollen der Verwalter werden.«
»Darauf pfeife ich!« Pérez spitzte die Lippen, als wolle er tatsächlich pfeifen. »Ich will mein eigener Herr sein.«
»In Diwata?! Welche Utopie! Hier gibt es nur einen Herrn: Die Gold-Lady. Ihr gehört alles … sogar Ihr Leben …«
»Mein Leben? Wieso?«
»Versuchen Sie nie, Widerstand zu leisten. Dann geraten Sie nämlich in das Blickfeld von Carlos García … und dann wird das Atmen schwer. Antonio, Sie wissen doch mittlerweile auch, was hier ein Leben wert ist! Nicht einmal vermissen wird man Sie, nicht einmal ein Grab wird es geben, es sei denn, Sie betrachten den Kloakensee in der Schlucht als würdige Ruhestätte. Also: Vergessen Sie das Schwimmbad … und lehnen Sie den Verwalterposten nicht ab. Außerdem … die Ablehnung hat auch mit mir zu tun.«
»Mit Ihnen?« Pérez starrte Dr. Falke verständnislos an. »Waren Sie etwa dagegen?«
»Im Gegenteil, ich war dafür! Das ist es ja. Wäre ich
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