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Dschungelkind /

Dschungelkind /

Titel: Dschungelkind / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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üblich, als Christian plötzlich sagte, er fühle sich nicht wohl. Eine halbe Stunde später lag er im Bett … Malaria. Mama versorgte ihn, Judith und ich spielten weiter. Am Abend, kurz vor dem Essen, wurde Judith ganz blass, Minuten später lag auch sie im Bett … Malaria.
    Papa und ich aßen weiter und machten uns für die Nacht fertig. Mama rannte zwischen Judith und Christian hin und her, zuerst froren beide ganz fürchterlich, dann glühten sie wie Öfen. Judith halluzinierte, Christian erbrach. Papa sollte das Bett mit Judith tauschen, so dass Judith und Christian mit Mama im Ehebett schlafen konnten.
    Es wurde sehr spät, bis ich endlich einschlief. Aber schon ein paar Stunden später weckte mich Mama, sie bräuchte meine Hilfe. Papa lag in Judiths Bett, eingehüllt in Decken und Jacken. Mama brauchte gar nichts weiter zu sagen, denn ich wusste sofort, Papa hatte auch Malaria. Mama und ich versorgten die anderen, doch bald bemerkte ich, dass auch Mamas Bewegungen immer langsamer und schwerfälliger wurden. Sie ruhte sich öfters aus, stützte sich gegen die Wand.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Ist schon gut«, antwortete Mama. Doch ich merkte, dass dem nicht so war, sie schwitzte ganz schrecklich. Langsam wurde es hell draußen, und ich fing an, mir große Sorgen zu machen. Dann brach Mama zusammen, sie konnte nicht mehr, zitterte am ganzen Körper. Jetzt war ich ganz allein, rannte zwischen allen Betten hin und her, holte kalte Lappen, alle Decken, die ich fand, leerte die Eimer und brachte sie wieder zurück.
    Und kurze Zeit später erwischte es mich auch. Ich schleppte mich zu Papa, sagte ihm, dass auch ich mich nicht gut fühlte, und konnte mich gerade noch umdrehen, auf ein Bett sinken und unter eine Decke krabbeln.
    Ein paar Stunden später schleppte sich Papa zum Kurzwellenradio und rief die Dschungelbasis Danau Bira um Hilfe. Innerhalb einer halben Stunde war der Helikopter – der zu dieser Zeit gottlob funktionierte – in der Luft und machte sich auf den Weg zu uns. In unserem Haus in Danau Bira bekamen wir die richtige Pflege und waren nicht mehr allein auf uns gestellt.
    Den anderen ging es auch bald wieder besser, doch bei mir stimmte etwas nicht. Ich wurde immer kränker, das Fieber wollte nicht sinken. Ich bettelte um eine Wärmflasche, mir war so kalt. Mama brachte mir die Flasche, die sie in ein Tuch gewickelt hatte, und legte sie auf meine Brust. Als sie aus dem Zimmer ging, entfernte ich sofort das Tuch, denn das Wasser war mir nicht heiß genug. Etwa eine halbe Stunde später kam Mama wieder in mein Zimmer. Sie sah das Tuch neben mir liegen, riss entsetzt die Decke von meinem Körper und die Wärmflasche von meiner Brust. Es war schon zu spät: Ich hatte massive Verbrennungen auf der Brust und hatte es nicht bemerkt – mir war so elend kalt!
    Eine amerikanische Krankenschwester, die sich gerade in Danau Bira aufhielt, kam zu uns, untersuchte mich und sagte etwas zu Papa. Ihm stiegen Tränen in die Augen. Er kniete neben meinem Bett nieder und betete.
    Ich konnte nichts davon einordnen. Gleich darauf wurde alles schwarz. Als ich wieder aufwachte, fühlte ich etwas Hartes unter mir, mein Kopf lag auf einem Stein, ich befand mich in einem dunklen Tal, sah in weiter Ferne ein Licht.
    »Mama, das Bett ist so hart, bitte gib mir ein Kissen«, flüsterte ich mit schwacher Stimme, hatte aber das Gefühl, ich würde schreien.
    Wie aus weiter Ferne hörte ich Mama antworten: »Aber Liebes, du hast doch ein Kissen, das ist weich.«
    »Bitte, Mama, hilf mir, komm doch zu mir«, flüsterte ich ganz verzweifelt.
    »Ich bin doch hier, ich bin hier«, wiederholte Mama immer wieder. Sie muss mindestens ebenso verzweifelt gewesen sein.
    Dann wurde alles wieder schwarz um mich herum.
    Papa und Mama standen neben mir, hielten meine Hände und weinten. Die Krankenschwester hatte ihnen zuvor gesagt, dass sie nichts mehr für mich tun könne und dass diese Nacht entscheidend für mein Überleben sein würde. Doch es war noch nicht meine Zeit zu gehen. Am nächsten Morgen wurde ich wach, die Sonne strahlte wieder – und ich hatte einen Bärenhunger.
    Erst viel später erzählte mir Mama, dass ich damals fast gestorben wäre und dass sie und Papa die ganze Nacht neben mir gewacht und für mich gebetet hätten.
    Es war nicht allein Malaria, die mich so niedergestreckt hatte. Wir hatten uns zusätzlich mit einem unbekannten Virus angesteckt, den wahrscheinlich die Fayu übertragen haben –

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