Du bist das Boese
verstanden.«
»Mach weiter, Corvu.«
»Also, nach dem Vorfall am 4. Januar druckten die Zeitungen Fotos von Colajacono. Pierre, der Barmann des Bella Blu, rief mich an und sagte, er habe diesen Typen wiedererkannt. Ich sagte, ich würde ihn zurückrufen, aber dann haben Sie … wie auch immer. Jedenfalls bin ich erst heute Nachmittag dazu gekommen.«
Balistreri fluchte innerlich. Piccolo machte Anstalten, etwas zu sagen, biss sich dann aber auf die Lippen.
Corvu fuhr fort. »Ich habe mich mit ihm getroffen. Und jetzt haben wir die Antwort auf die vierte Frage unserer Liste. Warum war Colajacono schon am Morgen des 24. Dezember todmüde? Weil er fast die ganze Nacht davor im Bella Blu verbracht hatte. Pierre ist sich sicher.«
Piccolo konnte sich nicht länger bändigen. »Das war die Nacht des 23. Dezember, in der Nadia dort war und Camarà erstochen wurde. So ein Schwein, er war’s …«
»Schluss jetzt, Piccolo«, tobte Balistreri. »Zum letzten Mal: Solange wir keine Beweise fürs Gegenteil haben, sind Colajacono und Tatò zwei auf barbarische Weise umgekommene, für ihre Tapferkeit ausgezeichnete Polizisten, die den Mörder von Nadia ausfindig gemacht haben. Dem einen haben Sie die Nase gebrochen, und den anderen haben Sie mit Linda Nardi zusammen erpresst.«
»Aber ich bin mir sicher, dass …«
»Mit Intuition ist es hier nicht getan. Wir brauchen handfeste Beweise, die wir nicht haben. Und die wir auch nie finden werden, wenn wir nicht nach der Wahrheit suchen, sondern nur nach Bestätigungen einer Wahrheit, die uns in den Kram passt.«
Piccolo verlor die Beherrschung. »Und welche Wahrheit passt Ihnen in den Kram? Ist mit den vier inhaftierten Roma, die weder lesen noch schreiben können, und mit den vier Bestien, die auf dem Hügel krepiert sind, die Sache für Sie erledigt? Haben Sie schon vergessen, dass Colajacono auf Ramona gewartet hat? Und was man wegen des Feuerzeugs aus dem Bella Blu mit Rudi angestellt hat? Und was ist mit der Erpressung des stellvertretenden Bürgermeisters? Oder glauben Sie an das Märchen, dass Colajacono und Mircea sich nicht kannten?«
Stille senkte sich über das Zimmer. Nur das Brummen der neuen Klimaanlage war zu hören. Balistreri stand auf und ging, das verletzte Bein hinter sich herziehend, zur Tür. Er öffnete sie, und Giulia Piccolo verließ den Raum.
Dann setzte Balistreri sich wieder und wandte sich an Corvu und Mastroianni. »Piccolo ist aus der Sache raus. Von nun an gebt ihr nicht das kleinste Detail an sie weiter.«
Das Schweigen seiner Mitarbeiter zeugte von ihrer entschiedenen Missbilligung, doch er beschloss, das einfach zu ignorieren.
»Machen wir weiter. Was habt ihr noch herausgefunden?«
Die Entwicklung der Ereignisse war zu viel für Corvu, und so übernahm Mastroianni. »Ich habe die Alibis vom 24. Dezember und vom 4. Januar kontrolliert. Der Abend, an dem Samantha Rossi ermordet wurde, liegt schon zu weit zurück für eine Überprüfung.«
»In Ordnung. Ergebnis?«
»Was Hagi am 24. Dezember gemacht hat, wissen wir. Er hat kein Alibi für die Zeit zwischen achtzehn und neunzehn Uhr, als er angeblich die Geschenke für die Kinder des Casilino 900 geholt hat. Nadia wurde vermutlich genau um diese Zeit herum entführt. Und er hat auch kein Alibi für die Zeit nach einundzwanzig Uhr dreißig, als die anderen zum Petersplatz gegangen waren und er, wie er behauptet, sich auf den Heimweg machte. Um diese Zeit herum wurde Nadia vermutlich getötet. Von Colajacono wissen wir nicht, wo er zwischen achtzehn und neunzehn Uhr war, als Tatò die Messe besuchte. Für die Zeit danach haben wir nur Tatòs Aussage – wenn wir ihm glauben, hat Colajacono ein Alibi, wenn nicht, hat er keins.«
»Und Ajello?«
»Bei der Wohltätigkeitsveranstaltung war er wohl, aber niemand weiß, wann genau er dort erschienen ist. Der Umtrunk endete um zwanzig Uhr mit der Überreichung der Schecks, unter denen sich auch einer von ihm befand. Anschließend fuhr er nach Hause, um mit seiner Familie Weihnachten zu feiern. Seine Frau und sein Sohn können das bezeugen. Überprüft haben wir das allerdings nicht.«
»Und die Nacht vom 4. auf den 5. Januar?«
»Hagi behauptet, er sei zu Hause gewesen und habe geschlafen. Wegen seiner Erkrankung geht er zeitig ins Bett. Einen Zeugen gibt es dafür nicht. Wo Colajacono war, wissen wir. Bei Ajello können wir es nicht mit Sicherheit sagen.«
»Warum nicht?«
»Um einundzwanzig Uhr war er in Florenz bei der Eröffnung eines
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