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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Sieg kommentierte. Auf dem Gehweg stand ein Pulk von Leuten, die eigentlich, wie ich, im Büro sein müssten. In dem Gedrängel besorgte ich mir einen großen Kaffee und ein süßes Gebäck.
    »Gratis«, erklärte der Fußballfan hinter dem Tresen. »Heute zahlen nur die Teutonen.« Nachdem ich den Corriere dello Sport gekauft hatte, ging ich zurück in die Wohnung.
    Ich wollte in Ruhe alle Details des Triumphes nachlesen. Mit Zeitung und Zigaretten streckte ich mich auf dem Wohnzimmersofa aus, um die aufgeblasenen Lobeshymnen der Journalisten zu genießen.
    Nach einer Weile hörte ich Cristiana und Paola in der Küche reden, und es roch wunderbar nach Kaffee. Auch ich bekam eine dampfende Tasse und einen Toast mit Marmelade. Die beiden trugen Schlappen und Bademäntel, die Augen noch geschwollen vom Schlaf.
    »Bitte sehr, mein edler Gebieter«, witzelte Cristiana und beugte sich vor für einen Kuss, den ich ihr nur ungern und flüchtig gab.
    »Mädels, wie lauft ihr eigentlich rum? Paola, wenn Angelo aufwacht und dich in diesem Zustand sieht …«
    »Angelo ist schon um halb acht weg. Er hat mich fast geweckt, der Schuft.«
    Das war erstaunlich, aber dann erinnerte ich mich wieder daran, dass es Probleme mit der Unterbringung der Priester und Schwestern gegeben hatte. Ich widmete mich meinem zweiten Frühstück und danach wieder der Zeitungslektüre. Mein Schädel dröhnte, aber meine Laune war hervorragend.
    Kurz nach zwölf rief Angelo an. Paola reichte mir den Hörer.
    »Die Polizei ist hier, Michele. Gerade sind ein paar Beamte aus deinem Kommissariat gekommen.« Ich erschrak.
    »Wer denn?«
    »Ein gewisser Capuzzo. Elisas Mutter hat um Mitternacht Vermisstenanzeige bei euch erstattet, weil ihr zuständig seid. Ich habe ihm gesagt, dass ich dich kenne, aber nicht, dass du bei Paola bist. Sie haben versucht, dich zu Hause zu erreichen, und fragen sich, wo du steckst.«
    Gut gemacht, Angelo. Dieser Mist raubte mir den letzten Nerv. »Ich bin gleich da.«
    Ich rief im Kommissariat an und tat, als wüsste ich von nichts. Dort sagten sie, Capuzzo würde mich suchen, und gaben mir die Nummer, unter der ich ihn erreichen könne. Es war die von Dioguardis Büro. Ich rief dort an, eine Sekretärin meldete sich und reichte den Hörer an Capuzzo weiter.
    »Was ist los, Capù?«
    »Dottore, hier ist ein Mädchen verschwunden. Sie arbeitet für Ihren Freund Dioguardi.«
    »Wer hat die Anzeige erstattet?«
    »Die Mutter. Sie kam gestern um Mitternacht, mitten in diesem furchtbaren Chaos. Ein Priester war auch dabei. Ich habe ihm gesagt, dass die Prozedur bei Volljährigen komplizierter ist und wir erst vierundzwanzig Stunden nach dem Verschwinden etwas unternehmen können.«
    »Richtig. Unter uns, Capuzzo, die Kleine ist eine ziemlich scharfe Braut und feiert den WM -Sieg bestimmt mit irgendeinem Kerl, der mehr Glück hat als wir.«
    »Aber dieser Priester war ziemlich stur. Er muss ein hohes Tier sein, denn ich bekam gleich heute Morgen den Befehl, mir unverzüglich die Situation vor Ort anzusehen. Direkte Anweisung von der Squadra mobile.«
    Sogar das mobile Einsatzkommando hatten sie also schon eingeschaltet. Es dauerte etwas, bis ich präsentabel war. In Jeans und T-Shirt zu erscheinen, war sicher nicht sehr professionell, aber ich hatte keine Zeit, nach Hause zu gehen, um mich umzuziehen. An allen Balkonen hing die italienische Fahne, wohl zum ersten Mal seit Mussolinis Zeiten. Seit jenem Tag vielleicht, als sie ihn auf dem Piazzale Loreto kopfüber aufgehängt hatten. Ein Land ohne Ehre. Ich verscheuchte diesen Gedanken, der mich in meiner Jugend begleitet hatte. Jetzt war nicht der richtige Moment dafür.
    Die Pförtnerin war nicht da, bestimmt saß sie längst im Flugzeug nach Indien. An ihrer Stelle fand ich eine nette junge Frau vor, die ihr ähnelte und sich als ihre Tochter vorstellte. Ich zeigte ihr meinen Polizeiausweis und betrat mit einer brennenden Zigarette im Mund das Grundstück. Jetzt war ich nicht mehr ein Freund von Angelo Dioguardi auf Besuch, sondern Polizist. Conte Tommaso dei Banchi di Aglieno sollte nur versuchen, mir mit seinen mittelalterlichen Regeln auf die Nerven zu gehen.
    Ein Aufblitzen auf der Terrasse von Villa A verriet mir, dass Manfredi Wache hielt. Ich war drauf und dran, seine schiefe Lippe nachzuäffen und eine Fratze zu ziehen, begnügte mich aber damit, ihm mit der Zigarette zuzuwinken. Sollte er es doch ruhig diesem arroganten Arschloch von seinem Vater petzen. Ich wusste, dass

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