Du bist die pure Sinnlichkeit
älteren Frau, die sie nun schon zum zweiten Mal als Quelle vertraulicher Informationen angegeben hatte. Sie war nun einmal keine originelle Lügnerin.
„Gloria”, wiederholte er. „Nun, sie erzählt wirklich, was ihr gerade in den Sinn kommt… und zwar jedem, der zufällig in der Nähe ist. Hat l sie vielleicht auch gesagt, wen ich heiraten werde?”
Das würde er selbst gern wissen. Wie um alles in der Welt kam Gloria darauf, daß er heiraten würde?
„Ich habe nicht danach gefragt”, gab Alexa barsch zurück. „Ich habe bessere Dinge zu tun, als herumzustehen und Gloria über dich auszuhorchen. Doch wenn ich den Namen der Frau wüßte, würde ich ihr eine Beileidskarte schicken, soviel ist sicher.”
„Eine Beileidskarte, weil sie mich heiratet?” wiederholte er amüsiert.
„Gibt es zufällig auch ein paar Dinge in deinem Leben, die du ernst nimmst, Ryan?
Du entdeckst sogar Humor in Untreue und Verrat, und…”
„Es gibt eine Menge Leute, die stets die dunkle Seite einer Sache sehen”, unterbrach er sie. „Ich weiß nicht, was daran so schlimm sein soll, das Verrückte dieser Welt von einer humorvollen Perspektive aus zu betrachten.”
„Ich spreche nicht von deinen Comicstrips, sondern von dir persönlich. Du benutzt Humor, um dich den Dingen zu entziehen.”
„Nun, du benutzt Zorn, um dich von mir zu distanzieren. Du gibst dir alle Mühe, mich heute morgen wütend zu mächen. Ich verstehe einfach nicht, weshalb.”
„Der arme, unverstandene Ryan! Du willst nur das Kriegsbeil begraben, damit wir wieder Freunde sind. Ist es das, was du mir diesmal weismachen willst?” Alexa verschränkte die Arme und verdrehte die Augen, „da kannst du gleich versuchen, mir ein Grundstück mit Seeblick in der Wüste zu verkaufen.”
„Ich versuche dir nichts weiszumachen. Ich will einfach…”
„Das ist deine übliche Masche, nicht?” Ihre Stimme klang wie die einer begeisterten Staatsanwältin, die sich über einen schuldigen Angeklagten hermacht. „Du bist einer dieser verabscheuungswürdigen Egoisten, die unfähig sind, eine Verpflichtung einzugehen. Du windest dich heraus, sobald du dich von einer Frau eingeengt fühlst.
Ich spreche in deinem Fall als Expertin. Du und ich kamen uns für deine Begriffe zu nahe, also hast du mich fallenlassen und sofort angefangen, mit einer ganzen Horde Frauen auszugehen. Nun bist du verlobt, und die Ehe rückt bedrohlich näher, also versuchst du dich wieder herauszuwinden. Diesmal mit mir!”
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„Ich winde mich nicht heraus…”
„Vielleicht noch nicht jetzt, doch es dauert nicht mehr lange!” Ihre Augen funkelten vor Wut. „Ich habe bemerkt, wie du mich heute angesehen hast, und ich weiß, was das bedeutet. Wir hatten acht Monate lang eine sehr intime Beziehung, und ich kenne dich besser, als dir lieb ist, Ryan.”
„Nun, ich kenne dich auch ziemlich gut, Liebling”, erwiderte Ryan gedehnt. „Du behauptest zwar, daß du mich nicht ausstehen kannst, doch dein Verhalten sagt das genaue Gegenteil.”
„Das ist ja überhaupt nicht wahr!” Alexa schäumte förmlich. Seine Arroganz war unerträglich. „Ich kann dich absolut nicht ausstehen und ich will es auch gar nicht anders haben. Und… und selbst wenn es nicht so wäre - ich gehöre nicht zu den Frauen, die sich an den Mann, einer Anderen heranmachen!”
„Dieser ganze Streit ist lächerlich!” rief er aus. „Um nicht zu sagen überflüssig, denn es gibt keine…”
„Runter! Will jetzt runter! Jetzt!” kommandierte Emily schreiend. Dieser Befehl war nicht zu ignorieren. Ryan griff automatisch nach dem Mädchen und hob es von dem Holzpferd. „So, da wären wir.”
Emily sah verdutzt zu ihm auf. „Wo wären wir?” fragte sie erstaunt. Ryan lächelte über ihre Verwirrung. „Ich glaube, es hilft ihr nicht viel, wenn ich ihr sage, daß es nur eine Redensart ist.”
„Kinder nehmen in diesem Alter alles wörtlich”, erklärte Alexa steif.
Es war schwer, sich mit den beiden quengelnden Kleinkindern weiter auf den Streit zu konzentrieren.
„Oh, ja, das stimmt.” Ryan sah Emily nach, die zu den vielen Stofftieren lief, die sie und ihr Bruder aus dem Regal geworfen hatten. „Sie erinnert mich daran, wie Kelsey in dem Alter war. Sie war auch so fröhlich und süß, rannte ständig herum und war immer in Bewegung.”
Dann verschwand sein Lächeln abrupt, und sein Gesicht war von Kummer überschattet.
Alexa wußte, daß er jetzt daran dachte, daß seine Tochter noch immer
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