Du bist mein Traummann
aus verletztem Stolz. Nie würde sie den glühenden Zorn in seinem Blick vergessen … Ach was, er war bloß ein roher, unzivilisierter Kerl, dem man seine indianischen Vorfahren anmerkte.
“Sie werden sich das boonesche Land nicht unter den Nagel reißen, Mr. Blaylock. Nicht solange, ich atme”, sagte Kallista laut. Sie verscheuchte die Gedanken an Roman Blaylock, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und ließ endlich ihren Tränen freien Lauf.
Boone lebte nicht mehr. Der Mann, der der einzige Halt in ihrem Leben gewesen war, war tot.
Sie hatte nie gewusst, wer ihr Vater war. Ihre Mutter hatte sie einfach bei Boone Llewelyn abgestellt, und sie hatte gelernt, sich bei ihm geborgen zu fühlen. Er war immer für sie da gewesen, immer bereit, sie in seine großen, starken Arme zu nehmen, während ihre Mutter sich beständig neue Liebhaber und neue Ehemänner genommen hatte und sie immer wieder der Geborgenheit auf der Llewelyn-Ranch entriss. Damals hatte sie das alles nicht verstanden, bis auf eines: Sicherheit gab es nur bei Boone. Selbst als sie schon erwachsen war, war sie immer wieder hierher zurückgekommen.
Sie hätte öfter kommen sollen, hätte sich mehr um den einzigen Mann, den sie je geliebt hatte, kümmern sollen. Der einzige Mensch, der ihr gezeigt hatte, dass auch ein Mann ein Herz haben und lieben konnte. Sie hätte früher kommen sollen. Jetzt hielt dieser Roman Blaylock Boones Hinterlassenschaft in seinen großen, gierigen Händen.
Langsam ging Kallista durch den spärlich beleuchteten Raum mit den Regalen voller Keramik. Hannah Blaylock führte jetzt den Laden. Die Leute aus Jasmine liebten es, hier Keramikware zu bemalen und zu glasieren, um sie dann zu verschenken.
Kallista wusste, es würde nicht leicht werden. Als Erstes würde sie überprüfen, wie es um Boones geliebte Tauben stand, um seine Schafe und Ziegen und die anderen Tiere. Normalerweise war sie immer sehr kühl und rational, aber jetzt konnte sie nur daran denken, wie wütend sie auf Roman Blaylock war und wie sehr es ihr zuwider war, dass ausgerechnet er Boones Nachlassverwalter war. Doch sie würde beweisen, dass er nur aus Geldgier handelte, und dann …
Sie blickte hoch zu Boones Ranchhaus, das weit über allen Häusern von Jasmine stand. Einige der Fenster waren erleuchtet. Kallista blickte hinüber zu Roman Blaylocks Ranchhaus, das an einem nahen Abhang stand. Alle Fenster waren dunkel. Roman lebte also immer noch in Boones Haus. Von Hannah Blaylock, Dan Blaylocks Frau, hatte sie erfahren, dass Roman bei Boone eingezogen war, als dieser nicht mehr für sich selbst hatte sorgen können. Offenbar war er noch nicht wieder ausgezogen, obwohl Boone bereits vor einem Jahr gestorben war.
“Schmarotzer!”, schimpfte Kallista.
Wutentbrannt nahm sie ihre Tasche und stürmte hinaus.
Der schnittige kleine Sportwagen kam neben Romans Pick-up zum Stehen. Die Tür öffnete sich, und Kallista Bellamy sprang heraus.
Roman blieb im Schatten stehen und beobachtete, wie Kallista mit langen, selbstsicheren Schritten zum Haus ging. Ihr hüftlanges, schwarzes Haar wehte wie eine Fahne hinter ihr her. Prüfend blickte sie hinüber zu den Schweineställen, zum Taubenhaus und zu den Kuhställen. Vor dem Haus blieb sie stehen, stemmte die Hände in die Hüften und blickte an der Fassade hoch.
Ihre Bewegungen waren ebenso anmutig wie energisch. Sie sah genauso aus wie damals, an dem Tag, an dem sie ihn geohrfeigt hatte, jeder Zoll Empörung und Leidenschaft.
Plötzlich spürte Roman ein völlig ungewohntes Gefühl der Unruhe in sich aufsteigen. Er ignorierte es und konzentrierte sich auf Kallistas zartes, herzförmiges Gesicht. Ihr langes Haar, das sie auf klassische Art mit zwei großen Silberkämmen zurückgesteckt hatte, hing nun wie ein Vorhang aus schwarzer Seide über ihren wohlgeformten, geschmeidigen Rücken.
Auf dem gerahmten Foto, das neben Boones antikem Himmelbett hing, hatte ihr Gesicht einen warmen, zärtlichen Ausdruck, und ihre grünen Augen strahlten.
Jetzt strahlte sie weder Wärme noch Zärtlichkeit aus. Unter ihrer glänzenden schwarzen Jacke trug sie einen eng anliegenden schwarzen Pullover und schwarze Jeans. Roman spannte unwillkürlich sämtliche Muskeln an, als sein Blick über Kallistas geschwungene Hüften und die endlosen Beine glitt. Zu allem Überfluss trug sie auch noch schwarze Springerstiefel. Sie wirkte wie eine Kriegerin.
Einen Moment lang zögerte sie, bevor sie mit katzenhafter Leichtigkeit die
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