Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist mein Traummann

Du bist mein Traummann

Titel: Du bist mein Traummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cait London
Vom Netzwerk:
doch es war alles, was er sagen konnte.
    Das Mädchen war eine von Boones Enkelinnen, und Roman hatte geschworen, sich um alle zu kümmern. Kallista zu erklären, dass Hyacinth Walker ihre Halbschwester war, hätte erfordert, dass er ihr die ganze Geschichte erzählte, die Geschichte von Boones Schande und von ihrer wahren Herkunft. Das Mädchen war einfach in einem heruntergekommenen Motel abgesetzt worden, mit nichts weiter als Boones Telefonnummer und ein bisschen Kleingeld. Ihre Stimme hatte gezittert, aber sie hatte nicht geweint, als sie Roman angerufen hatte.
    “Ich kann lesen, weißt du. Ich weiß genau, was meine Mutter da geschrieben hat. Ich weiß schon seit ich fünf bin, wie man Briefe mit Wasserdampf aufmachen kann”, erklärte Hyacinth. “Und nenn mich bloß nicht Hyacinth. Ich bin keine Blume.”
    Im Licht der Nachmittagssonne wirkte der Mann, der auf dem anderen Bett im Motel geschlafen hatte, irgendwie noch bedrohlicher. Das einzig Gute an Roman Blaylock war, dass er Boones alte Hunde, Luka und Igor, bei sich hatte. Sie saßen auf dem Autositz neben ihr, und dadurch fühlte sie sich ein kleines bisschen beruhigt. Das Mädchen hatte die ganze Zeit kein einziges Mal geweint, keine Träne, seit sie die Papiere gelesen hatte, die ihre Mutter ihr in einem verschlossenen Umschlag in die Hand gedrückt hatte. Alles, was sie besaß, war ihr kleiner Barbiekoffer und ihr Stolz, den sie nur Boone verdankte.
    “Mann, wenn du nicht diese beiden Hunde hättest, wäre ich schon längst abgehauen.”
    Misstrauisch beäugte sie den Mann mit dem blauen Auge. Er war keiner von diesen nach Parfüm riechenden Typen. Sein schwarzes Haar war ungekämmt, und seine Haut war sonnengebräunt. Seine Hände waren schwielig. Big Boone hatte immer gesagt, Männer mit Schwielen an den Händen seien meistens gute Männer, denn die Schwielen kämen vom Arbeiten, und wer hart arbeite, habe keine Zeit, etwas anderes zu sein als gut.
    “Meine Mutter hat geschrieben, dass sie mich nicht will. Und dann stand da noch Boones Name. Und dann hast du mich zu diesem Mann da geschleppt und mich adoptiert, gleich nach dem Frühstück. Das war lecker, Rührei und Schinken. Ich hasse Haferflocken mit Wasser. Jetzt bin ich eine Blaylock, und jetzt darf mir niemand mehr was tun. Wenn du mir was tust, mach ich dir das Leben zur Hölle, Mann … Dad”, fügte sie noch ironisch hinzu. “Ich hab gesagt, ich komm mit dir, aber nur wegen der Hunde. Weil Boone tot ist, und irgendjemand muss sich ja um die Hunde kümmern … He, du redest nicht gerade viel.”
    “Sieht so aus, als besorgst du das Reden ganz allein.”
    “Ich stell nur ein paar Regeln auf, Mann.”
    “Nur zu. Und überleg dir auch, wie ich dich nennen soll.”
    “O Mann, du meinst, ich soll mir einen Namen aussuchen?”
    “Du solltest einen Namen haben, der dir gefällt. Aber such einen aus, der zu Blaylock passt.”
    Das Mädchen versuchte, sich nicht allzu sehr zu freuen. Zu viele Versprechungen waren ihr schon gemacht und nicht eingehalten worden. Der Mann sah wirklich unheimlich aus mit seinen dunklen Bartstoppeln und den tiefen Linien um seinen Mund. “Bist du Indianer?”
    “Zum Teil. Meine Vorfahren waren Indianer, Spanier, Pioniere.”
    “Hm. Also ein Mischling. Aber das macht mir nichts aus. Sollten wir nicht zu Boones Haus fahren? Sind Titus und Dusty noch dort?” Sie hatte die beiden alten Cowboys mit den wettergegerbten Gesichtern immer gemocht.
    Immer noch voller Misstrauen musterte Hyacinth den Mann, der sie im Motel aufgelesen, ihr zu essen gegeben und ihr neue Kleider gekauft hatte. Irgendwie erinnerte er sie an Boone: freundlich zu Tieren, stark und fest wie ein Felsen, ein Mann, der seine Versprechen einhielt.
    Und dieser Mann wusste sogar, dass Blau ihre Lieblingsfarbe war. Er hatte sich entschuldigt, als er ihr die rosa Jacke gegeben hatte. Er habe auf die Schnelle keine blaue finden können. Niemand außer Boone hatte je einen Pfifferling darum gegeben, dass sie die Farbe Blau liebte. Sie erinnerte sie an den klaren Himmel von Wyoming.
    Hyacinth wischte sich rasch die verräterischen Tränen aus den Augen und sah aus dem Wagenfenster. Ihre eigene Mutter wollte sie nicht mehr. Es tat schrecklich weh. Wer ihr Vater war, wusste sie nicht. Der Mann neben ihr sah nicht aus wie ein Vater. Er sah aus wie ein Cowboy, und in seiner Brieftasche hatte er ein getrocknetes Kleeblatt.
    “Wie soll ich dich eigentlich nennen?” Plötzlich tat es ihr leid, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher