Du bist schön Marie (Geschichtentrilogie Band 1 Erotische Geschichten)
noch.“ Guschi legte eine kleine Kunstpause ein. „Ich will euch noch etwas über den Mate erzählen.“
„Nur zu“, sagte Karl. „Ich bin ganz Ohr.“
„Der Matestrauch wächst wild als Unterholz und stammt aus der Familie der Stechpalmengewächse. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird er aber auch kultiviert. Mit Mate war ursprünglich das Trinkgefäß Quechua: mati gemeint. Heutzutage wird auch das Getränk so genannt. Die Blätter hingegen werden als yerba bezeichnet.“
„Ich möchte noch hinzufügen“, sagte Susi, „dass der Mate das Grüne Gold Argentiniens genannt wird.“
Feierlich füllte Susi den kleinen Kürbis zu zwei Dritteln mit Mateblättern, legte dann eine Hand über die Öffnung und schüttelte es kräftig. Dann goss sie heißes Wasser darüber. „Der Tee muss noch etwas ziehen“, sagte sie. „Dann kann er Reihum gehen.“
„Wie bei den Indianern der Willkommens - oder Friedenstrunk“, sagte Karl . „Aber die haben ja meistens Pfeife geraucht. Und jeder aus der Runde durfte daran ziehen.“
„Und jeder aus unserer Runde darf einen Schluck nehmen.“ Susi steckte einen langen metallenen Stab, der ähnlich wie ein Trinkhalm geformt war, vorsichtig in das Gefäß. „Das ist die Bombilla“, sagte sie. „Die gibt es in vielen Ausführungen. Diese hier ist besonders schön verziert. Sogar das Wappen Argentiniens ist drauf. Das Mundstück ist schön gebogen. Und seht mal, das untere Ende besteht aus einem kleinen Sieb.“
Susi reichte Else das Getränk. „Trinkt“, sagte sie aufgeräumt. „Auf dieses wunderschöne Fleckchen Erde. Auf unser Paradies.“
Else nahm einen Schluck und reichte das Gefäß dann weiter. Der erste Aufguss schmeckte etwas bitter, aber es war ja noch mehr heißes Wasser da.
So verging der Abend in der kleinen geselligen Runde wie im Fluge.
Angelockt vom Geruch des Fleisches trottete dann auch noch ein Hund aus dem Wald. Er war alt und zottig und sein Schwanz kupiert. Artig setzte er sich zu Guschis Füßen, hielt seine Schnauze schnuppernd in die Höhe und wedelte mit seinem abgehackten Schwanz.
„Ist das ein wilder Hund?“, fragte Lily. „Er sieht so traurig und verwahrlost aus.“
„Ich weiß nicht“, Guschi warf dem Tier einige rohe Fleischbrocken zu, „er besucht uns jedes Mal, wenn wir hier oben sind.“
„Er ist bestimmt herrenlos.“ Susi kraulte das dunkle struppige Fell des Hundes. „So hungrig, wie der ist.“
Nach einiger Zeit hatte der Hund genug gefressen und verschwand Schwanz wedelnd, soweit das möglich war mit seinem Stummel, wieder im Wald. Guschi sah ihm nach und dann in den Himmel.
„Ich glaube, es gibt ein Unwetter“, sagte er und zog die Stirn kraus. „Kommt, wir kontrollieren vorsorglich noch mal die Zelte. Damit es nicht rein regnet. Wenn es hier regnet, ist es das reinste Inferno.“ Guschi erhob sich, löschte das Feuer und legte die übrig gebliebenen Knochen in eine kleine Mulde neben der Feuerstelle. „Hier findet sie unser Streuner bestimmt.“
An diesem Abend hielt sich das Wetter. Das Unwetter kam erst am nächsten Abend. Über den Spitzen der nahen Berge, die die Abendsonne in goldenes Licht getaucht hatte, türmten sich schwarzgraue Wolkenberge. Ein Wispern und Raunen durchzitterte die noch laue Luft. Vogelschwärme zogen unruhig ihre Kreise. Kühe und Stiere eilten hastig einem unbekannten Ziele zu. Die Glühwürmchen hatten erschreckt ihre Lichter versteckt.
Dann war alles totenstill...
Die Welt schien den Atem anzuhalten. Den Bruchteil einer Sekunde nur. Dann ertönte ein Krachen. Ein Poltern heulte durch die Berge. Blitze rissen den Himmel auf. Schossen wie Raketen in erstarrtes Gestein. Und mächtige Wasserfluten ergossen sich über alles und jedes, das eben noch im Schein der Abendsonne erglänzte.
Die kleine Gesellschaft rückte in Elses Vorzelt nah zusammen und schaute gebannt dem berückenden Schauspiel zu.
„Etwas gruselig ist es schon“, flüsterte Lily beeindruckt. „Aber wunderschön. Es ist, als würde Rübezahl durch die Berge grollen.“
Am nächsten Tag war das Unwetter vergessen. Noch vor dem Aufstehen grasten bunt gescheckte Kühe in stoischer Ruhe vor den Zelten und hinterließen dicke qualmende Fladen im feuchten Gras.
„Die Kühe haben mich geweckt“, sagte Lily zu Else, die sich vor dem Zelt reckte, „ mit ihrem mahlenden Geräusch.“
„Ich habe nichts gehört“, sagte Else und gähnte laut. „Die Nacht war aber sehr
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