Du bist schön Marie (Geschichtentrilogie Band 1 Erotische Geschichten)
erschossen.“
„Er ist schon lange fremd gegangen“, wusste eine andere.
„Und zum Schein«, sagte die erste im Tuschelton, „es sollte wie Notwehr aussehen, hat sie sich selbst in den Arm geschossen.“
„Alles Quatsch“, mischte sich Susi ein. „Der Kerl hat sie wieder verprügelt. Das ist sie durch gedreht.“
„In allen Ländern das Gleiche“, sagte Else.
Da kamen auch schon Polizei und zwei Krankenautos. Ein Pfleger bettete das Flittchen auf eine Trage. Ein Polizist den Liebhaber auf eine Bahre. Sie fuhren den Berg hinab. Gehüllt in dichte Staubwolken.
Das Haus wurde fortan Mörderhaus genannt, versiegelt und gemieden wie die Pest. Niemand durfte hinein. Niemand kümmerte sich um die Hühner, die qualvoll unter der sengenden Sonne starben. Nur Karl und Lily hatten Mitleid und hangelten manchmal einen Topf Wasser über den hohen Zaun. Eine Hand voll Gras durch die Latten. Doch es half nichts. Eines Tages waren auch die letzten Hühner verendet.
Dieses Erlebnis war so grausam, dass Lilys Entschluss, früher als gedacht, nach Berlin zurückzukehren, feststand, zumal Nobert gesagt hatte, wenn sie in einer Woche nicht da wäre, würde er kommen und sie holen. Er hatte immer seine Versprechen gehalten. Und verrückt genug, um alles stehen und liegen zu lassen und sie zu holen, war er auch.
Sie hatte ihm auch endlich die Sache mit dem Fernglas gebeichtet. Er nahm den Verlust locker.
„Hauptsache, du bist noch da“, sagte er.
Also musste sie zurück. Zu Hause blühte der Frühling. Hier starb der Sommer seinen schönsten Tod. Und da Else und Karl Lily nicht allein fliegen lassen wollten, sie könnte ja wieder irgendwelche verrückten Dinge anstellen, entführt oder gar vergewaltigt werden, bereiteten sie alles für die Reise vor.
***
5. Kapitel
E s dauerte noch einige Zeit bis alle Formalitäten für die Umbuchung erledigt waren. Doch dann war es endlich soweit. Die Verwandtschaft erschien vollzählig an der Bushaltestelle, um Else, Karl und Lily gebührend zu verabschieden. Jeder hatte ein kleines Geschenk dabei.
„Ich hoffe, es hat euch bei uns und in unserem wunderschönen Land gefallen.“ Guschi küsste Else, Karl und dann auch Lily rechts und links auf die Wangen und überreichte jedem ein wunderschön geformtes und verziertes Mategefäß und eine dazu gehörige Bombilla.
Lily verabschiedete sich ebenfalls der Reihe nach auf Argentinisch. Auch sie küsste, wie sie da standen, alle rechts und links auf die Wangen. Else und Karl taten es ihr nach und schon tuckerte ein altes Vehikel von Bus heran. Die Verwandtschaft half beim Verstauen der Gepäckstücke und sie stiegen ein. Im Bus kurbelte Karl ein Fenster herunter.
„Wie heißt 'Bis bald' noch mal?“, fragte er Lily.
„Hasta luego, du Deppen“, lachte Lily. Sie hatte, getreu ihrem Schwur, jeden Tag ein spanisches Wort gelernt und konnte sich leidlich verständigen. Karl war zu faul zum Lernen. Und Else lernte schwer.
„Asta luego!“, rief sie jetzt laut und beugte sich weit aus dem Fenster. „Cracias! Cracias!“
Auf einmal erblickte sie Alfredo, der mit großen Schritten näher kam. Er ließ es sich also nicht nehmen, sich von ihnen zu verabschieden. Eigentlich eine nette Geste. Lily war etwas gerührt. Er nahm ihr ihr doch etwas eigenartiges Verhalten in dem Stundenhotel also nicht übel.
Else, Karl und Lily stiegen noch einmal aus, um sich von Alfredo zu verabschieden. Küsschen auf die rechte Wange. Küsschen auf die linke Wange.
Alfredo drückte Lily noch einen heißen Kuss auf die Hand. Seine dunklen Glutaugen versanken in ihren hellen grünen.
„Danke“, flüsterte er, „danke. Du bist hier immer willkommen.“ Alfredo überreichte Lily ein winziges, mit einer goldenen Schleife verziertes Päckchen. „Zur Erinnerung. Du weiße Lilie aus Germania“, flüsterte er. „Ich brenne noch immer.“
Endlich fuhr das Vehikel los. Musste ja über 1000Kilometer bis Buenos Aires zurück legen. Über die löchrigen, staubigen Landstraßen holperte der Bus mühsam durch die Nacht. Hielt oft. Ruckte und zuckte. An Schlafen konnte Lily natürlich nicht einmal denken. Sie wunderte sich über Else und Karl, denen die Holperfahrt nichts auszumachen schien. Sie drückten sich, wie die übrigen wenigen Fahrgäste, fest in ihre hölzernen Sitze, um nicht unsanft hin und her geschleudert zu werden oder gar auf dem Schoß eines fremden Fahrgastes zu landen, und schliefen selig. Für Lily
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