Du bist schön Marie (Geschichtentrilogie Band 1 Erotische Geschichten)
selbstbewusster. Egoistischer. Habe ich Recht, Otto?“
Carlos starrte in meine Augen.
Otto, der Karlmarxer, sprang von seinem Stuhl, schüttelte seine fettigen Haare auf den Tisch, knöpfte sein buntes Hemd auf, schrie: „Hoch lebe der unbändige Drang nach Freiheit! Nach Unabhängigkeit. Nach Befreiung! Hoch lebe die emanzipierte Frau!“
„Aber damit könnt ihr Machos doch nicht umgehen.“ Ich schmiegte mich noch näher an Carlos. „Euch fehlt einfach der Durchblick.“ Ich kicherte albern.
„Weg mit dem Patriarchat!“ Anneliese zog Otto zu sich. „Diesem männlichen Chauvinismus. Richten doch alle nur Unheil an. Ich könnte mir eine Gesellschaft ohne männliche Domäne gut vorstellen.“ Sie küsste Otto auf seinen erstaunten Mund.
„Ich habe gelesen“, stammelte er. „Das männliche Hirn habe zwei Windungen mehr als das weibliche.“ Er küsste Anneliese auf den Mund.
„Die Dummheit und die Feigheit“, hatte ich einen Geistesblitz.
„Anwesende natürlich ausgeschlossen“, sagte Margaretha, die gerade mit einem großen Topf Nudeln aus der Küche kam und sie nun mit einem großen Schöpflöffel in die auf dem Tisch gestapelten Teller verteilte. „Hier, damit ihr wieder zu euch kommt. Wer möchte Nudeln?!“
„Auf den Grund der Dinge gelangt man sowieso nie“, philosophierte Otto und hatte plötzlich eine Kamera in der Hand.
„Der Mann ist feige“. Anneliese langte in den Nudeltopf. „Er lügt.“
„Seine Seele ist verloren“. Ich langte auch in den Nudeltopf. „Seine Küsse sind Judasküsse. Er muss durch die Dunkelheit der Sünde gehen. Durch die Hölle der Schmerzen, um die Liebe zu verstehen. Um geläutert zu werden.“
„Oh, oh“. Carlos Hand streichelte meine Beine. „Woher kommt denn diese Weisheit aus so einem hübschen Köpfchen?“
„Habe ich gelesen. Oder aus einem Film. Weiß nicht mehr.“ Ich drückte meine Knie zusammen. Mir wurde immer heißer. So wie Carlos Blicke.
„Du bist doch beschwipst“, sagte Otto zu Anneliese. „Dich kann man nicht mehr ernst nehmen. Im Normalzustand hätte ich dir die Freundschaft gekündigt.“
„Ich bin nie normal.“ Anneliese küsste Otto wieder. „Oder findest du das normal?“
„Ich will nach Hause“, sagte ich. „Mir ist schlecht.“ Das war natürlich eine Ausrede. Ich wollte Carlos Reaktion testen.
„Die Party fängt doch gerade erst an“, sagte er wie erwartet und zog mich vom Stuhl. „Komm. Ich zeig dir was.“
Schnell drängte er mich in sein Arbeitszimmer. Es war klein und länglich und voll gestopft mit allerlei Krimskrams und seinen Malerutensilien.
Eine zweite Tür führte auf den Balkon, der fast vollständig überrankt wurde von einer üppig blühenden Pflanze, an deren rosaweißen Blüten ich gierig schnupperte.
„Das ist Hasch. Indisch Gold. Es gedeiht hier wunderbar.“
„Ich habe keine Ahnung von Drogen.“
„Da hast du ganz schön was versäumt.“ Carlos zog mich ganz nah an sich heran und küsste mich wie wild. Dann stupste er mein Gesicht tief in die duftenden Blüten, während seine Hand von hinten unter mein Kleid fuhr.
„Gibst du mir einige Samen, wenn sie reif sind?“, fragte ich benommen. „Mein Opa hat Tabak selbst angebaut. Mann, hat das immer geduftet, wenn er seine Pfeife damit stopfte. Und er ist sechsundneunzig Jahre alt geworden.“
„Klar, kannst du haben. Wir werden uns ja wohl noch öfter treffen?“ Seine Hände schoben mein Kleid bis zu den Oberschenkeln, fuhren in meinen Slip. Mir wurde schwindelig. Ein unsägliches Glücksgefühl erfasste meinen Körper, öffnete alle Poren, füllte sie mit Blut, machte mich bereit, bereit für das erste Mal; willig drängte ich mein Hinterteil Carlos erfahrenen Händen entgegen. Und plötzlich war da ein Bild:
Große, braune Blätter auf kräftigen Stängeln tanzten im Wind. Würziger Geruch hing in der Luft. Umnebelte meine Sinne. Ich schmeckte das süßbittere Aroma der frisch gezupften Blattspitzen. Honiggelb wiegte sich hinter einem riesigen Tabaksfeld der reife Weizen gleich einem unüberschaubaren Meer im gleichmäßigen Rhythmus. Und darüber hing ganz tief ein unnatürlich blauer Himmel.
Auf meiner Haut den warmen Sommertag, träumte ich über einer anmutigen Landschaft, schaute den braunweiß gescheckten Kühen zu. Ihren prallen Eutern, die unter den hochgestellten Schwänzen hin und her baumelten. Und dicke, qualmende Fladen plumpsten in üppig wucherndes Gras.
Dann ging die Sonne unter. Sterne erhellten die
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