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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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ist tiefblau.
    -    Das ist alles, sage ich.
    -    Ja, aber was versprecht ihr euch davon?
    —Val will näher ran. Sie ... Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was sie genau will. Ich glaube, sie ist da ein wenig wie du -Jenni ist tot, und das Leben kann nicht weitergehen wie vorher. Jemand hat Schuld, also muß dieser Jemand bezahlen.
    Theo hat aufgehört zu kauen. Ich kann sehen, daß seine Messerhand zittert. Ich habe keine Ahnung, ob ich etwas Falsches gesagt habe.
    -    Kann ich mitkommen? fragt er.
    -    Klar, sage ich schnell.
    -    Danke, sagt er und kaut weiter.
    Theo verzieht das Gesicht, als er erfährt, daß wir nicht in Oldenburg bleiben.
    -Aber ich dachte, du warst hier in der Klapse, sagt er zu Val.
    -Das zweite Mal, zuerst hat es mich in Hamburg erwischt. Ich hatte da nicht so richtig die Wahl, verstehst du?
    Val lächelt entschuldigend. Sie sieht gut aus — frisch geduscht und ausgeschlafen. Theo und ich haben Schatten unter den Augen. Gegen sieben hat er sich hingelegt, während ich die zweite Milchpackung geöffnet und aus dem Fenster gestarrt habe. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Entweder liege ich wach und starre an die Decke, oder ich sitze herum, starre aus dem Fenster und fühle mich wie gerädert. Aber was ich auch tue, der Schlaf will nicht kommen. Unter meiner Haut rumort eine unangenehme Nervosität. Ich verspüre das Bedürfnis, durch die Gegend zu rennen oder ein Glas an die Wand zu werfen.
    Theo hat gestern nacht keinen Parkplatz in der Straße gefunden und meinen Wagen zwei Ecken weiter abgestellt. Während Val unter der Dusche stand, ging ich los, um den Wagen vorzufahren. Das war ein Alibi. Ich mußte einfach sehen, ob Jenni noch auf dem Rücksitz lag. Am Wagen atmete ich erleichtert aus. Jenni war mitsamt der Decke verschwunden. Jetzt befindet sich nur noch ihre Tasche in meinem Kofferraum, doch das werde ich Theo erst später erzählen.
    Um zehn verlassen wir die Wohnung. Val setzt sich nach hinten, ohne Fragen zu stellen. Für sie ist es selbstverständlich, daß Jenni nicht mehr auf dem Rücksitz liegt und Theo mit uns nach Hamburg kommt.
    Auf der Autobahn wechseln wir nur ein paar belanglose Sätze. Val sagt, sie müsse einen Stadtplan von Hamburg kaufen. Theo sagt, er würde sich ein wenig in Hamburg auskennen. Ich sage, daß Tanken keine schlechte Idee wäre. Danach sind wir wieder still.
    Ich fahre bei der ersten Tankstelle raus, Val undTheo bleiben im Wagen sitzen. Als ich bezahlt habe und wieder eingestiegen bin, schläft Val, undTheo fummelt am Radio herum.
    -    Irgendwas Klassisches, sagt er und sucht weiter.

    Kurz vor Hamburg erwacht Val schlechtgelaunt. Sie friert und will wissen, was das für Trauermusik ist. Ich sehe Theo entschuldigend an, schiebe eine CD ein und hoffe, daß sich Vals Laune legt.
    -    Übrigens ...
    Theo dreht sich zu Val um.
    —... glaubst du, die Schnellen wußten, daß Jenni schwanger war?
    Seine Stimme zittert, als er das sagt. Ich spüre, wie meine Hände um das Lenkrad herum schweißfeucht werden. Val sagt zögernd:
    -Wieso?
    -    Die Stichwunden hier und hier...
    Er zeigt auf seinen Bauch, beschreibt einen Kreis.
    -    ... das kann doch kein Zufall gewesen sein. Wenn ich jemanden ermorde, dann kriegt er eine ins Herz ...
    Er schlägt sich mit voller Kraft auf die Brust.
    -    ... so würde ich das machen.
    Theo schaut wieder nach vorne, Vals Gesicht taucht zwischen unseren Schultern auf.
    -Woher hätten sie das wissen sollen? fragt sie.
    -    Gute Frage, sagt Theo.
    Val verschwindet wieder. Ich sehe sie im Rückspiegel den Stadtplan von Hamburg aufblättern. Sie hat nur eine vage Ahnung, wo die Anstalt liegt.
    -    Und die Finger? fragt Theo.
    Ich habe befürchtet, daß das kommen würde. Bevor Val antworten kann, sage ich schnell:
    -    Wir haben alles abgesucht und nichts gefunden. Sie müssen ihre Finger mitgenommen haben.
    Keine Reaktion.
    -    Aber ihre Sachen sind noch im Kofferraum, schiebe ich schnell hinterher, um Theo auf eine absurde Weise zu trösten.
    Er sieht aus dem Seitenfenster. Ich bereue es, meine Klappe nicht gehalten zu haben.
    -    Wir fahren Hamburg Nord raus, beschließt Val, Ich glaube, von da aus müßte ich es finden.
    Die folgende Dreiviertelstunde reden wir nicht mehr miteinander. Val gibt Anweisungen, Theo schaut aus dem Fenster, ich fahre.

    - Das tut mir leid, sagt die Frau zum vierten Mal. Sie trägt einen Sari und hat einen roten Punkt auf der Stirn. Es ist

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